Lexikon
Neorenaissance

Die Neorenaissance bezeichnet eine Ausprägung des Historismus, die gekennzeichnet ist von einem bewussten Rückgriff auf Stilformen der Renaissance. Vom beginnenden bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert finden sich Stilelemente der Neorenaissance hauptsächlich im Bereich der Architektur und im Kunsthandwerk. Wie auch das Neorokoko nahm die Neorenaissance ihren Ausgang in Frankreich, von wo aus sie sich nach Europa und Amerika verbreitete. In Deutschland wurde die Neorenaissance nach der Reichsgründung 1871 als nationaler Stil propagiert.
Da die Renaissance als Inbegriff für Kultur, die Entfaltung des Individuums und freies Städtewesen galt, wurde der Stil in erster Linie auf Bauten von Kulturinstitutionen wie Museen und Theater übertragen, daneben aber auch für den Verwaltungsbau und die Denkmalarchitektur genutzt. Die bedeutendsten Baumeister in Deutschland sind Leo von Klenze (1784-1864), zu dessen wichtigsten Bauten das Leuchtenberg-Palais (1817-21) und die Alte Pinakothek (1826-36) in München zählen, Friedrich von Gärtner (1791-1847) und Gottfried Semper (1803-79), der unter anderem mit dem Opernhaus und der Gemäldegalerie das architektonische Gesicht Dresdens entscheidend prägte. In der Rückbesinnung auf Architekturprinzipien der Renaissance zeichnen sich Neorenaissance-Bauten durch ihre in sich geschlossene Harmonie aus, gerne verwendete man Schmuckformen auf der Basis von Rechteck und Kreis wie beispielsweise den Rundbogen, Gesimse dienten als horizontale Gliederungselemente, Säulen und Pilaster entsprachen den klassischen Säulenordnungen.
Weite Verbreitung fand die Neorenaissance im Kunsthandwerk. Die Corpi der Möbelstücke sind vorrangig aus schwerem dunklem Holz, gerne Nussbaum, gefertigt und mit geschnitzten oder gedrechselten Säulchen verziert; Sitzmöbel wurden mit buntfarbigen Samtstoffen bespannt. Stilbildend für derartige Einrichtungen war Georg Hirths Buch "Das deutsche Zimmer der Gotik und Renaissance" aus dem Jahr 1879.