Lexikon
Neo-Conceptualism

Wichtigstes Kennzeichen der in der Mitte der 1960er Jahre entstandenen Konzeptkunst ist, dass die gedankliche Vorarbeit eine weit größere Bedeutung einnimmt als die tatsächliche Ausführung des Kunstwerkes. Der Neo-Conceptualism (dt.: Neo-Konzeptualismus), der vor allem in den 1980er und 1990er Jahren vorkommt, reiht sich in diese Entwicklungslinie ein. Im Unterschied zu seiner älteren Schwester bedient sich der Neo-Conceptualism jedoch, neben Objekten und Installationen, auch neuen Medien wie digitaler und elektronischer Kunst.
Blickt man auf Beiträge, die im Rahmen des Turner Prize, der wichtigsten britischen Auszeichnung für zeitgenössische Künstler, nominiert waren oder gar einen Sieg erringen konnten, dann finden sich auffallend häufig Werke aus dem Umkreis des Neo-Conceptualism. Verwiesen sei hier beispielsweise auf Martin Creed (geb. 1968), der mit der Arbeit "Work No. 227: The lights going on and off" (2000) den Titel seines Werkes sinnfällig umsetzte, indem er in einem kargen Museumsraum die Lichter im Wechsel an- und wieder ausgehen ließ. Ähnlich funktionieren auch andere Werke des Künstlers: Bei "Work No. 115: A doorstop fixed to a floor to let a door open only 45 degrees" (1995) verhindert ein Türstopper das vollständige Öffnen einer Türe; "Work No. 850" (2008) bestand daraus, dass Menschen 30 Sekunden lang so schnell es ihnen möglich war durch Museumsräume rannten, worauf eine ebensolange Pause folgte. Jenseits des Atlantik sind es Louise Lawler, Jenny Holzer oder Mark Lombardi, die dem amerikanischen Neo-Conceptualism zuzurechnen sind.
Eine dem Neo-Conceptualism verwandte Kunstrichtung ist die Appropriation Art, deren Hauptvertreter Mike Bidlo, Sherrie Levine und Philip Taaffe sich mit der geistigen wie materiellen Aneignung bereits existierender Kunstwerke beschäftigen.