Lexikon
Manierismus

Der Manierismus kann sowohl als eine Spätform der Renaissance als auch als eigenständiger Epochenbegriff verstanden werden, wobei die Grenzziehung zwischen Manierismus, Spätrenaissance und Frühbarock fließend verläuft. In Italien wurde in der Zeit von etwa 1520 bis 1600 im manieristischen Stil gearbeitet, nördlich der Alpen sind sogar bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts manieristische Tendenzen bemerkbar.
Der Terminus als solcher wurde erstmals Ende des 18. Jahrhunderts von Luigi Lanzi eingeführt, doch bereits seit dem 14. Jahrhundert bezeichnete man den individuellen Stil des Künstlers als dessen "maniera". Aus dieser Herleitung entwickelte sich die - zunächst negativ konnotierte - Bedeutung des Stilbegriffs Manierismus, der eine bewusste Nachahmung der Manier der Renaissancekünstler benannte. Diese Imitation führte oft zu einer Abwendung von klassischen Renaissancenormen hin zu deren bewusster Überspitzung.
In der Malerei wurde die Raumfluchtung ins Grenzenlose gesteigert, Vorder- und Hintergründe standen in unklaren Beziehungen zueinander, unruhige Farbkontraste vermittelten Spannung. Überlängte, feine Gliedmaßen, verhältnismäßig kleine Köpfe und gestreckte Proportionen wurden zu einem Charakteristikum der Figuren.
Die für die Skulptur des Manierismus typische "figura serpentinata" war die Folge eines übersteigerten klassischen Kontrapostes. Die Mehransichtigkeit von Skulpturen wurde zum Thema gemacht. Die Kleinplastik erhielt zunehmend Bedeutung.
In der Architektur ging man spielerisch mit klassischen Formen um, reiche Dekorationsfiguren zierten die Bauten. Zugleich löste der Langbau den Zentralbau der Hochrenaissance ab.
Der Manierismus war der bevorzugte Stil an vielen europäischen Höfen, beispielsweise am Schloss von Fontainebleau, am Prager und Münchener Hof. In den Niederlanden entwickelte Cornelis Floris neue Ornamentformen und damit den so genannten Florisstil.
Hauptvertreter sind unter anderen Andrea del Sarto, Rosso Fiorentino, Giuseppe Arcimboldo, Benvenuto Cellini, Giambologna, El Greco, Parmigianino, Pontormo, Giulio Romano, Bartholomäus Spranger und Adriaen de Vries.