Lexikon
Luftfahrt

Unter Luftfahrt versteht man den Verkehr in der Luft und alle mit der Benutzung des Luftraums zusammenhängende Tätigkeiten, Einrichtungen und Techniken. Zu unterscheiden sind zunächst Zivil- und Militär-Luftfahrt und darunter Teilbereiche wie Verkehrs-Luftfahrt und allgemeine Luftfahrt. Luftfahrzeuge sind Freiballons, Fesselballons, Flugzeugen und Luftschiffen. Diese werden eingeteilt in Luftfahrzeuge, die leichter als Luft sind und Luftfahrzeuge, die schwerer als Luft sind.

Das Gesamte Gebiet der Luftfahrt wird auch unter dem leicht veralteten Begriff Aeronautik zusammen gefaßt. Um 1500 schuf Leonardo da Vinci aus dem Bestreben zu fliegen die ersten ernst zu nehmenden Pläne für von Muskelkraft bewegte Flügel. Wesentlich später, um 1670, erkannte der Jesuitenpater F. de Lana die Möglichkeit den aerostatischen Auftrieb zu nutzen. 1709 soll der Jesuitenpater Laurenco de Gusmao dem König von Portugal einen unbemannten Heißluftballon im Saal vorgeführt haben. Der erste freie Aufstieg eines Heißluftballons wird den Brüdern Montgolfier im Jahr 1783 zugeschrieben.

Ballons können auch mit Wasserstoff bzw. Helium betrieben werden. Zu unterscheiden sind Frei- und Fesselballons. Ein Freiballon ist leichter als Luft und für Ziel- und Weitfahrten nutzbar. Seine Hülle besteht aus gummiertem Ballonstoff. Gefüllt ist der Freiballon mit Wasserstoff oder Leuchtgas. Zum Sinken wird Gas durch ein Ventil abgelassen, zum Aufsteigen der mitgenommene Ballast abgeworfen. Der Fesselballon hingegen ist in der Luftfahrt ein an einem Drahtseil oder Kabel befestigter Ballon, der durch eine Winde hochgelassen wird. Der Fesselballon ist i. d. R. stromlinienförmig und weist im Innern ein oder mehrere Luftsäcke auf, die dem Tragkörper während des Ausdehnens und Zusammenziehens des Treibgases stets eine pralle Form verleihen. Zur Stabilisierung befinden sich am hinterem Ende 3 Wülste wodurch der Fesselballon seinen Bug von vornherein der Windrichtung entgegen stellt und ruhig liegen bleibt. Unterschieden werden Beobachtungsballons (600-1500 m³) zur Beobachtung der Kampffront und Sperrballons (160-200 m³) zur Sicherung einer Stadt.

Ein Luftschiff ist ebenfalls leichter als Luft und bewegt und manövriert sich mit eigener Kraft durch ein Leitwerk vorwärts. Die Hubkraft eines Luftschiffes ist entscheidend für sein Schwimmvermögen. Die Hubkraft ist das Tragvermögen eines eingeschlossenen Füllgases, es ist um so größer, je größer das Volumen und je leichter das Füllgas ist. Giffard startete 1852 die ersten Versuche einer Motorisierung und Lenkbarmachung eines Freiballons. Er konstruierte ein Luftschiff mit einem Gasinhalt von 2500 m³ und einer Länge von 44m. Jedoch erst Zeppelin schuf 1900 das erste wirklich brauchbare Luftschiff (11300 m³ und 128 m Länge).

In der Luftfahrt ist nur ein Fahrzeug schwerer als die Luft und zwar das Flugzeug. Es kann sich aufgrund der Vorwärtsbewegung mit einer bestimmten Geschwindigkeit im Schwebezustand halten. Seit 1903 sind Motorflüge nachgewiesen (Gebrüder Wright). W. Alcock und A. Whitten-Brown überquerten 1919 und 1928 erstmals den Atlantik von West nach Ost. In entgegengesetzte Richtung flogen H. Köhl, E. G. von Hünefeld und J. Fitzmaurice. Das erste Strahl- und Raketenflugzeug wurde 1939 von E. Heinkel geflogen, 1949 erreichte C. Yeager erstmals die Schallgeschwindigkeit und 1952 begann der Luftverkehr mit Strahlflugzeugen. Die erste Erdumrundung in einem Heliumballon fand erst 1999 durch B. Piccard und B. Jones statt.

Bibliographisch zu nennen sind u. a.: Bibliographie Aéronautique von G. Tissandier; Katalog der ballonhistischen Sammlung Oberst v. Brug und P. Brocketts Blbliography of Aeronautics.