Lexikon
Kupferstich

Der Kupferstich ist ein grafisches Tiefdruckverfahren. Die Oberfläche einer Kupferplatte (1-3 mm stark) wird vor der Gravur geglättet und mit einer dünnen Firnis-, Kreide, Ruß- oder Wachsschicht überzogen. Auf diese Schicht wird die seitenverkehrte Zeichnung übertragen, anschließend werden mit dem Grabstichel die Linien der Zeichnung in das Metall gegraben, wobei Material (Späne) entfernt wird. Flächen werden mit dicht aneinanderliegenden Linien erzeugt. Die zu beiden Seiten der gegrabenen Furche entstandenen Grate werden (im Gegensatz zur Kaltnadelradierung) mit dem Schaber entfernt, sie können aber auch stehen gelassen werden und ergeben eine besondere Wirkung im Druckbild des Kupferstichs. Vor dem Druck wird die erwärmte Platte mit Farbe bestrichen, die warme Farbe dringt bis in feinste Vertiefungen und füllt die Linien und Strukturen der Zeichnung, der Rest der Platte wird wieder blank gewischt. Mit der Druckerpresse wird nun die Kupferplatte auf das angefeuchtete Papier gedrückt, das die Farbe aus den Vertiefungen der Platte aufnimmt. Die Kupferstich-Technik ist sehr arbeitsaufwändig, sie erfordert vom Kupferstecher viel Zeit und Kraft. Für das berühmte Kupferstich-Blatt "Ritter, Tod und Teufel" hat Albrecht Dürer länger als drei Monate benötigt. Typische Merkmale des Kupferstichs sind die feinen Linien, der Detailreichtum sowie die weichen Kontraste (im Gegensatz zum Holzschnitt); dennoch gibt es keine eigentlichen Tonabstufungen. Unter der Lupe kann man erkennen, dass der Strich in einer haarfeinen Linie beginnt, dann anschwillt und wieder dünn wird. Diese für den Kupferstich typische Linie wir auch als Taille bezeichnet. Verschattung durch einen Grat, wie bei der Kaltnadelradierung gibt es nicht. Die Ränder der Linie sind glatt, wogegen die Linienränder der Radierung - bedingt durch die Ätzung - rauh sind. Erstmals ist die Kupferstich-Technik wahrscheinlich um 1430 im oberdeutschen Raum angewendet worden, sie ist nach dem Holzstich die zweitälteste grafische Technik. Der Kupferstich bietet in der Zeit eine relativ kostengünstige Reproduktionsmöglichkeit. Im 15. Jahrhundert wird der Kupferstich als eigenständiges Ausdrucksmittel entdeckt. Martin Schongauer macht diese Technik berühmt, einen ersten Höhepunkt stellen die Kupferstiche von Albrecht Dürer dar, der bei Schongauer die Technik des Kupferstichs erlernt und sie später revolutioniert. Im 16. Jahrhundert wird der Kupferstich rationalisiert und ermöglicht die massenhafte Reproduktion. Seine Blütezeit erlebt der Kupferstich im Barock. Peter Paul Rubens lässt von vielen angestellten Kupferstechern grafische Reproduktionen seiner Gemälde anfertigen, die zu Katalogen gebunden und zu Werbezwecken für seine Werkstatt in ganz Europa versandt werden. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wird der Kupferstich vom wirtschaftlicheren Holzstich als Reproduktionstechnik abgelöst. Bedeutende Kupferstecher sind:

Heinrich Aldegrever (1502-1555)
Jost Amman (1539-1591)
Gian Giacomo Caraglio (1500-1570)
Daniel Chodowiecki (1726-1801)
Albrecht Dürer (1471-1528)
Francisco de Goya (1746-1828)
Käthe Kollwitz (1867-1945)
Lucas van Leyden (1494-1533)
Israhel van Meckenem (1440-1503)
Matthias Merian (1593-1650)
Marcantonio Raimondi (1475-1534)
Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606-1669)
Peter Paul Rubens (1577-1640)
Martin Schongauer (1450-1491)
Christoff Weigel d.Ä. (1654-1725)