Lexikon
Hochbarock in Frankreich

Der französischen Kunst des Barock wird Rationalismus und eine zur Harmonie drängende Tendenz bescheinigt, der sogenannte Classicisme. In der Baukunst äußerte sich dies im strengen "Barock-Klassizismus" des ersten Jahrhundertdrittels, ebenso in der mit Louis Le Vau internationalen Rang erreichenden Schlossbaukunst im mittleren Jahrhundertdrittel.
Zur ruhigen Harmonie strebt auch Frankreichs Malerei des Hochbarock, die, im Gegensatz zu den Gesamtkunstwerken eines da Cortona, von der Baukunst weitestgehend unabhängig blieb. Die Blütezeit der französischen Hochbarock-Malerei liegt im zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts, den Beginn markiert auch hier die Beschäftigung mit dem Caravaggismus einerseits, mit der Bologneser Schule andererseits. Der unbestritten größte Meister der hochbarocken Malerei Frankreichs ist mit Nicolas Poussin (1594-1665) genannt. Dieser schuf, Anregungen Raffaels und der Antike zu einem barocken Klassizismus verarbeitend, eine hochintellektuelle Kunst, die weniger Repräsentation oder ästhetischem Genuss als vielmehr dem Geist diente. Seine heroischen, idealisierten Landschaften, die zumeist mythologische oder religiöse Szenen unter einer Betonung ungebrochener Buntfarben integrieren, zählen zu den Höhepunkten dieser Gattung.
Einen anders gearteten, einen romantischen Lyrismus bedienenden Stil prägte Claude Lorrain (eigentlich Claude Gelée, 1600-82) innerhalb der französischen Barocklandschaft, die er mit stimmungsvollen Lichtsituationen verklärte. Zu weiteren Hauptvertretern des französischen Hochbarock zählen der gebürtige Flame Philipp de Champaigne, Pierre Mignard und Hyacinthe Rigaud, die wesentlichen Anteil an der Entwicklung der Porträtmalerei hatten. Charles Le Brun prägte den höfischen Hochbarock, das Louis-quatorze.
Hauptvertreter der Bildhauerei der Epoche war der römisch geschulte Michel Anguier (1612-1686); Louis XIV. berief außerdem Bernini - wenngleich eigentlich als Architekten - nach Paris.