Lexikon
Gruppe CoBrA

"CoBrA" zählt zu den wichtigsten Künstlergruppen des Informel. Die Gründungsmitglieder sind der Däne Asger Jorn (1914-73), die Holländer Constant (Constant Anton Nieuwenhuys) (1920-2005), Corneille (Cornelis Guillaume van Beverloo) (geb. 1922) und Karel Appel (1921-2006) sowie die Belgier Christian Dotremont (1922-79) und Joseph Noiret (geb. 1927), die alle als Vertreter unterschiedlicher Künstlervereinigungen ihrer Länder an einem Surrealistenkongress in Paris teilnahmen. Unzufrieden mit den dortigen Ergebnissen fassten sie an Ort und Stelle den Beschluss, eine eigene progressive Vereinigung ins Leben zu rufen, die am 8. November 1948 unter dem Namen "CoBrA" geboren wurde. Mit diesem Namen, der die Anfangsbuchstaben der Hauptstädte Copenhagen, Brüssel und Amsterdam kombiniert, markierten die Künstler die internationale Ausrichtung der Gruppe. Bald kamen weitere Künstler, unter ihnen Eugène Brands, Lucebert, Anton Rooskens, Mogens Balle, Egill Jacobsen, Pol Bury, Pierre Alechinsky, Shinkichi Tajiri, Karl Otto Götz und Siegfried Reich an der Stolpe, hinzu.
Obwohl "CoBrA" keinen homogenen Stil entwickelte, finden sich dennoch einende Positionen, die in zahlreichen Manifesten formuliert wurden. Oberstes Ziel der "CoBrA"-Künstler war es, strengen künstlerischen Positionen wie dem Konstruktivismus oder der geometrischen Abstraktion eine neuartige, spontane und expressive abstrakte Kunst entgegenzusetzen. Stichwortgebend wirkten daher die von Jean Dubuffet definierte naive Art Brut, die primitive Kunst und die nordische Volkskunst. Vor diesem Hintergrund sind der für das Informel und den Tachismus typische vitale und impulsive, häufig pastos geschichtete Farbauftrag, das oftmals kräftig leuchtende Kolorit und die generelle Vorrangstellung des Malerischen vor der Zeichnung formale Charakteristika der Werke der "CoBrA"-Künstler. Die spontanen Kunstäußerungen wurden gerne mit schnell ausgeführten Pinselstrichen auf die Leinwand übertragen, wodurch der Malprozess an sich eine hohe Wertigkeit erhielt. Höchstes Ziel war es, Gefühle und erlebte Empfindungen auszudrücken. Ergebnis des Malaktes sind abstrakt-figurative Bilder, die ihren Gegenstand - häufig waren dies archetypische oder mythische Figurationen wie Leiber, Masken und Phantome - mitunter an den Rand der Sichtbarkeit führen.
Die ersten öffentlichen Auftritte der "CoBrA"-Künstler, unter anderem die 1949 im Stedelijk Museum in Amsterdam gezeigte Gruppenausstellung oder ein im selben Jahr von Karel Appel im Amsterdamer Rathaus ausgeführtes Wandbild unter dem Titel "Fragende Kinder", riefen Unverständnis beim Publikum hervor.
1951, nur drei Jahre nach ihrer Gründung, löste sich "CoBrA" aufgrund zunehmender Differenzen auf.