Lexikon
Frühromantik

Mit Philipp Otto Runge (1777-1810) und Caspar David Friedrich (1774-1840) sind die beiden führenden Künstler der Frühromantik in Deutschland zu benennen. Beide Künstler verkehrten im Kreis der Dresdner Frühromantiker, wo sich vor der Jahrhundertwende unter anderem Schlegel, Schelling und Novalis zu gelehrten Gesprächen in der Gemäldegalerie trafen. Jenseits des stilistischen Gepräges ist ihr gemeinsames Motiv die menschliche Figur in der Landschaft, die beim Betrachter bestimmte, vom Künstler intendierte Gefühle hervorzurufen vermag.
Runge schuf Landschaften, die in ihrem Kolorit und ihrer Licht- und Raumwirkung fast unwirklich erscheinen. Er verwendete häufig Personifikationen und aus dem Barock entlehnte Allegorien anstelle von realen, durch Attribute bestimmbaren Personen, die Gefühlsstimmungen transportieren. Zu seinen berühmtesten Werken zählt der Zyklus der "Tageszeiten" (einzig der "Morgen" wurde in zwei Fassungen 1808-09 ausgeführt), der gleichnishaft die Stellung des Menschen im Kosmos und die Kraft der göttlichen Schöpfung thematisiert.
Caspar David Friedrich hingegen zeigt in seinen Werken reale Stätten, die er jedoch zu symbolisch verklärten Orten machte und sie als Ausdrucksträger beispielsweise christlicher Vorstellungen inszenierte ("Abtei im Eichwald", 1809-10). Häufig fügte Friedrich die für seine Kunst charakteristisch gewordenen Rückenfiguren ein, die ihren Blick in die scheinbar unendliche Ferne schweifen lassen und dem Beschauer erlauben, sich ins Bild zu versenken und der Kraft der Natur nachzuspüren. Diesen Gestaltungsprinzipien folgen unter anderem der "Wanderer über dem Nebelmeer" (um 1817) oder der "Mönch am Meer" (1808-10). Obwohl Caspar David Friedrichs Werke nicht im eigentlichen Sinne schulbildend wirkten, beeinflussten sie doch eine Reihe von Künstlern, unter ihnen Carl Gustav Carus, Johan Christian Dahl und Ernst Ferdinand Oehme. Vorbildfunktion hatte Friedrich für Carl Blechen, dessen Landschaftsgemälde bereits auf den Realismus weisen.