Lexikon
Französischer Impressionismus

Wie viele bedeutende Kunststile des 19. Jahrhunderts nahm auch der Impressionismus, wenngleich er mit Adolph Menzel oder John Constable auch in anderen Ländern Vorläufer hatte, in Frankreich seinen Anfang.
Am Beginn stehen zwei ebenfalls in Frankreich entstandene avantgardistische und antiakademische Strömungen: Realismus und Pleinairismus. Aus deren Vorgaben konnte zuerst Edouard Manet (1832-83) mit seinen von den Zeitgenossen teilweise als skandalös empfundenen Bildern eine frühimpressionistische Kunst entwickeln. In ganzer Blüte zeigte sich der Impressionismus aber erst im Oeuvre von Claude Monet (1840-1926), namentlich in "La Grenouillère" (1869) und dem der Strömung ihren Namen verleihenden Gemälde "Impression, soleil levant" (1872). Letzteres wurde auf der ersten Gruppenausstellung der fortan "Impressionisten" genannten französischen Maler gezeigt, welche diese 1874 aus Protest gegen den akademischen Pariser "Salon", von dem sie ausgeschlossen blieben, veranstalteten. Bis 1886 stellten die Maler des französischen Impressionismus, ein lockerer, unorganisierter Zusammenschluss von Künstlern, auf acht dieser Schauen aus, danach löste sich die Gruppe auf.
Ausgegangen war der französische Impressionismus vom Realismus, dem aber nur Camille Pissarro (1830-1903) und Alfred Sisley (1839-99) dauerhaft verbunden blieben. Bei vielen der übrigen Impressionisten kam es im Laufe der Jahre zunehmend zu einer Betonung des dekorativen, artifiziell verfeinerten Elements. Tendenzen des Symbolismus, des "l'art pour l'art" ("Kunst um der Kunst willen") sowie eine deutliche künstlerische Individualisierung setzten ein. So fand etwa Claude Monet zu seinen sensualistisch abstrahierenden Serien von Heuhaufen, Seerosen und Kathedralen in verschiedenen Licht- und Farbstimmungen; Edgar Degas (1834-1917) widmete sich grazilen Mädchen in verschiedenen Haltungsmotiven, besonders gerne feingliedrigen, jugendlichen Tänzerinnen. An sein Werk schloss später Henri de Toulouse-Lautrec an, dessen Oeuvre zum Art Nouveau rechnet.
Zu den großen Meistern des französischen Impressionismus zählen neben den bereits Genannten auch Frédéric Bazille (1841-1870), Pierre Auguste Renoir (1841-1919), Gustave Caillebotte (1848-94) und Berthe Morisot (1841-95). Weiter sind etwa Marie Bracquemond, Armand Guillaumin, Jean Beraud, Albert Lebourg, Maxime Maufra, Pierre-Eugene Montezin, die gebürtige Amerikanerin Mary Cassatt und, in Teilen seines Werkes, Jean-Louis Forain zu benennen.
Zahlreiche weitere französische Maler übernahmen die Ideen und Neuerungen des Impressionismus seit den 1870er Jahren in ihre Kunst, oftmals auch abgeschwächt im Kontext der pleinairistischen Hellmalerei, welche die Wirkungen des Freilichts ins Bild übertrug.
Auch Paul Cézanne und Vincent van Gogh, die Wegbereiter der Moderne, standen einige Zeit dem französischen Impressionismus, besonders aber den Formen des Postimpressionismus nahe.