Lexikon
Frankfurter Küche
"Wie kann man durch richtigen Wohnungsbau der Frau Arbeit ersparen" - so lautete 1921 der Titel einer Schrift der Wiener Architektin und Designerin Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000), und eben diese Frage wollte die fortschrittliche junge Frau beantworten. Dies gelang ihr mit einem Meilenstein des funktionalen Designs: der "Frankfurter Küche".
Mit dem sozialen und frühfeministischen Ziel, die Haushaltsarbeit zu erleichtern und zu beschleunigen, revolutionierte Margarete Schütte-Lihotzky den Küchenbau. Diese Veränderung war aufgrund der gewandelten sozialen Situation unvermeidbar geworden: Nach dem Ersten Weltkrieg waren viele Frauen auf ein eigenes Einkommen angewiesen, Haushalt in der hergebrachten Form und Beruf wurden zu einer untragbaren Doppelbelastung.
Schon in der ersten Hälfte der 1920er Jahre hatte Margarete Schütte-Lihotzky das amerikanische "Taylorsystem" kennen gelernt, das industrielle Arbeitsschritte durch Stoppuhrmessungen zu rationalisieren suchte. Zeitgleich erschien das aus dem Amerikanischen übersetzte Buch "Die rationelle Haushaltsführung", das stichwortgebend für die Übertragung industrieller Arbeitstechniken auf den Haushalt wirken sollte. Auf dieser Grundlage schuf Margarete Schütte-Lihotzky im Auftrag von Ernst May am Hochbauamt in Frankfurt am Main 1926 die "Frankfurter Küche", die speziell auf die finanzielle Situation der Arbeiter und die beengten Wohnverhältnisse im angestrebten Massenwohnungsbau zugeschnitten war.
Die grundlegenden Merkmale unserer modernen Einbauküchen waren hier bereits umgesetzt: Eine modular zusammengefügte, industriell herzustellende und nach Maß den kompakten Raum füllende "Küchenzeile" anstelle von wuchtigen, einzeln stehenden Schränken. Bis ins kleinste Detail hinein hatte Margarete Schütte-Lihotzky die Frankfurter Küche durchdacht, jeder Arbeitsablauf war durch Berechnungen optimiert, jeder Einrichtungsgegenstand hatte seinen perfekten Platz und seine Berechtigung: Die Kochkiste für die Bedürfnisse berufstätiger Frauen, praktische Aluminiumschütten für Trockenwaren, eine Schiebelampe für die optimale Ausleuchtung des Arbeitsplatzes. Eine linoleumbeschichtete Platte schloss die Küchenschränke zusammen, unterhalb des Fensters befand sich eine Arbeitsplatte in Sitzhöhe. Alle Holzteile waren in einem von Wissenschaftlern als optimal zur Abwehr von Fliegen erachteten Blauton gestrichen. Diese funktionale Perfektion der Frankfurter Küche wurde ergänzt durch eine trotz aller Einfachheit harmonische und ästhetische Gestaltung in Proportion, Formgebung und Beleuchtung.
Schon in den ersten Siedlungsprojekten des "Neuen Frankfurt" wurde die Frankfurter Küche integriert; Popularität erlangte das Projekt 1927 mit der Präsentation von drei Versionen auf der Ausstellung "Die neue Wohnung und ihr Innenausbau". Nicht nur in Deutschland war das Interesse an der Frankfurter Küche nun groß, auch das Ausland war begeistert: Frankreichs Arbeitsminister plante sogar, 260.000 Wohnungen seines Massenbauprogramms mit der Frankfurter Küche auszustatten.
Letztlich fanden über 10.000 Frankfurter Küchen den Weg in die Arbeiterwohnungen - trotzdem sind heute nur mehr sehr wenige Exemplare erhalten, die in zahlreichen Museen zu besichtigen sind.
Vgl.: Noever, Peter (Hg.): Die Frankfurter Küche von Margarete Schütte-Lihotzky, Berlin 1992.
"Wie kann man durch richtigen Wohnungsbau der Frau Arbeit ersparen" - so lautete 1921 der Titel einer Schrift der Wiener Architektin und Designerin Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000), und eben diese Frage wollte die fortschrittliche junge Frau beantworten. Dies gelang ihr mit einem Meilenstein des funktionalen Designs: der "Frankfurter Küche".
Mit dem sozialen und frühfeministischen Ziel, die Haushaltsarbeit zu erleichtern und zu beschleunigen, revolutionierte Margarete Schütte-Lihotzky den Küchenbau. Diese Veränderung war aufgrund der gewandelten sozialen Situation unvermeidbar geworden: Nach dem Ersten Weltkrieg waren viele Frauen auf ein eigenes Einkommen angewiesen, Haushalt in der hergebrachten Form und Beruf wurden zu einer untragbaren Doppelbelastung.
Schon in der ersten Hälfte der 1920er Jahre hatte Margarete Schütte-Lihotzky das amerikanische "Taylorsystem" kennen gelernt, das industrielle Arbeitsschritte durch Stoppuhrmessungen zu rationalisieren suchte. Zeitgleich erschien das aus dem Amerikanischen übersetzte Buch "Die rationelle Haushaltsführung", das stichwortgebend für die Übertragung industrieller Arbeitstechniken auf den Haushalt wirken sollte. Auf dieser Grundlage schuf Margarete Schütte-Lihotzky im Auftrag von Ernst May am Hochbauamt in Frankfurt am Main 1926 die "Frankfurter Küche", die speziell auf die finanzielle Situation der Arbeiter und die beengten Wohnverhältnisse im angestrebten Massenwohnungsbau zugeschnitten war.
Die grundlegenden Merkmale unserer modernen Einbauküchen waren hier bereits umgesetzt: Eine modular zusammengefügte, industriell herzustellende und nach Maß den kompakten Raum füllende "Küchenzeile" anstelle von wuchtigen, einzeln stehenden Schränken. Bis ins kleinste Detail hinein hatte Margarete Schütte-Lihotzky die Frankfurter Küche durchdacht, jeder Arbeitsablauf war durch Berechnungen optimiert, jeder Einrichtungsgegenstand hatte seinen perfekten Platz und seine Berechtigung: Die Kochkiste für die Bedürfnisse berufstätiger Frauen, praktische Aluminiumschütten für Trockenwaren, eine Schiebelampe für die optimale Ausleuchtung des Arbeitsplatzes. Eine linoleumbeschichtete Platte schloss die Küchenschränke zusammen, unterhalb des Fensters befand sich eine Arbeitsplatte in Sitzhöhe. Alle Holzteile waren in einem von Wissenschaftlern als optimal zur Abwehr von Fliegen erachteten Blauton gestrichen. Diese funktionale Perfektion der Frankfurter Küche wurde ergänzt durch eine trotz aller Einfachheit harmonische und ästhetische Gestaltung in Proportion, Formgebung und Beleuchtung.
Schon in den ersten Siedlungsprojekten des "Neuen Frankfurt" wurde die Frankfurter Küche integriert; Popularität erlangte das Projekt 1927 mit der Präsentation von drei Versionen auf der Ausstellung "Die neue Wohnung und ihr Innenausbau". Nicht nur in Deutschland war das Interesse an der Frankfurter Küche nun groß, auch das Ausland war begeistert: Frankreichs Arbeitsminister plante sogar, 260.000 Wohnungen seines Massenbauprogramms mit der Frankfurter Küche auszustatten.
Letztlich fanden über 10.000 Frankfurter Küchen den Weg in die Arbeiterwohnungen - trotzdem sind heute nur mehr sehr wenige Exemplare erhalten, die in zahlreichen Museen zu besichtigen sind.
Vgl.: Noever, Peter (Hg.): Die Frankfurter Küche von Margarete Schütte-Lihotzky, Berlin 1992.
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