Lexikon
Englischer Klassizismus

In England konnte sich der Klassizismus nahezu bruchlos aus dem barocken Palladianismus entwickeln. Als Katalysator für die epochenübergreifende klassizistische Grundhaltung Englands im 17. und 18. Jahrhundert wird gemeinhin die bürgerliche Entwicklung des Landes angenommen.
Trotz dieser Traditionen verschoben sich auch auf der Insel seit etwa 1760 die Schwerpunkte des Klassizismus zugunsten der Antikenrezeption: Theoretische und künstlerische Stichwortgeber dieses Wandels waren Nicholas Revett (1720-1804) und James Stuart (1713-88) mit der Herausgabe der "Antiquities of Athens and Other Monuments of Greece" (1762) sowie der einflussreiche Joshua Reynolds (1723-92).
In der Malerei zählt der vorrangig in Rom tätige Schotte Gavin Hamilton (1723-98) zu den Erneuerern um Mengs und Winckelmann. Nicht zuletzt durch seine hervorragenden Beziehungen zu wichtigen englischen Sammlern verpflanzte Gavin den Stil des Klassizismus von Rom nach England.
Baukunst und Inneneinrichtung des Klassizismus fanden in Robert Adam (1728-92) einen Gründungsvater und Hauptvertreter zugleich. Zusammen mit seinem Bruder James Adam (1732-94) prägte er den schmuckreichen "Adam Style" (um 1760-90). Neben den Adam-Brüdern war William Chambers (1728-96) der bedeutendste Meister der klassizistischen Architektur Englands, sein Hauptwerk ist das Londoner "Somerset House" (1776-96). Ebenfalls in London zeugt das "British Museum" von Robert Smirke (Baubeginn 1823) von der englischen klassizistischen Architektur. Einem symmetrisierten, groß gedachten klassizistischen Städtebau ist John Nash (1752-1835) zuzurechnen.
Die blühende klassizistische Plastik wird in England durch Richard Westmacott (1775-1856), der bei Canova in Rom gelernt hatte, und Francis Chantrey (1782-1841) vertreten. Auf diesem Felde wirkte auch John Flaxman (1755-1826), der zugleich mit seinen an der griechischen Vasenmalerei geschulten Umrisszeichnungen ein früher und einflussreicher Hauptvertreter des Konturenstils wurde.