Lexikon
Earth Art

Das Material ist das entscheidende Kriterium, um ein Werk dem Umkreis der Earth Art zuordnen zu können, handelt es sich hierbei doch um Kunstwerke, die hauptsächlich oder ausschließlich aus dem Naturmaterial Erde oder ähnlichen Werkstoffen wie Sand und Steinen gefertigt sind.
Es existieren zwei unterschiedliche Varianten der Earth Art. Einerseits gibt es Kunstwerke, die sich in der freien Natur, gewissermaßen an ihrem natürlichen Platz, befinden. In den USA werden diese Werke häufig als "Earthworks" bezeichnet, ein Terminus, der einmal mehr durch eine Ausstellung geprägt wurde: 1968 fand in den Räumen der New Yorker Dwan Gallery die Ausstellung "Earthworks" statt, in der auch Arbeiten gezeigt wurden, die sich an entlegenen Orten außerhalb des Galerieraumes befanden und daher über Fotografien repräsentiert wurden. Auf der anderen Seite können unter dem Stichwort Earth Art Kunstwerke angeführt werden, die als reale Objekte im Galerie- oder Museumsraum zu sehen sind. Auch hier gilt die New Yorker Ausstellung "Earthworks" als wegweisend, waren dort doch Kunstwerke versammelt, deren wichtigster Werkstoff Erde war. Prägend für die Gattung war außerdem die nur kurze Zeit später an der Cornell University realisierte Ausstellung "Earth Art" (1969). Die Wirkmacht dieser beiden Ausstellungsprojekte sorgte dafür, dass sich in den USA die Begriffe "Earthwork" und "Earth Art" anstelle der in Europa insbesondere für Werke in der freien Natur gebräuchlichen Bezeichnung "Land Art" etablierten.
Die Ausprägungen von Earth Art, die im Museumsinneren stattfinden, sind vielgestaltig. Walter De Maria (geb. 1935) füllte Galerie- und Museumsräume mit Erde an ("Münchner Erdraum", 1968 oder "The New York Earth Room", 1977). Andere Künstler loteten die Eigenschaften von Erde, Sand und Lehm dahingehend aus, im Material hinterlassene Spuren zu konservieren. Darüber hinaus verwendet beispielsweise Anselm Kiefer (geb. 1945) in seinen Bildern Erde und Ton als Malmaterialien.
Ein wichtiges gemeinsames Kennzeichen vieler künstlerischer Positionen, die sich mit Erde beschäftigen, ist es schließlich, dass neben der materialästhetischen Komponente eine inhaltliche Bedeutungsdimension anklingt, die auf den Zeugnischarakter von Erde als historischem Speicher der Erinnerung verweist.