Lexikon
Donauschule

An der Schwelle zur Neuzeit steht eine zwischen 1490 und 1540 wirkende Gruppe von Künstlern des deutschen und österreichischen Donaugebietes, deren stilistische Gemeinsamkeiten zur Ausprägung des umstrittenen, auf Theodor von Frimmel und Hermann Voss zurückgehenden Begriffs der "Donauschule" (synonym: Donaustil, Donaumalerei) geführt haben. Obschon mittlerweile eine tatsächliche Schulbildung allgemein angezweifelt wird, können verbindende Elemente der betreffenden Künstler leicht festgestellt werden: Auffallend ist, dass die Landschaft, häufig sogar topographisch bestimmbar, erstmals ins Zentrum der bildnerischen Darstellung rückt und die Donaukunst als frühe Form der autonomen Landschaftsmalerei erscheinen lässt. Auch Lichtphänomene werden betont und erzeugen neuartige, teils ins Phantastische gleitende Bildstimmungen. Der Mensch dagegen rückt gegenüber der Landschaft in den Hintergrund, zu Beginn der Entwicklung noch expressiv und gebärdenreich, in späteren Jahren mehr in lyrischer Verklärung gezeigt. Neben der Thematik ist ein kleinteilig vibrierender Duktus verbindendes Element der Donaukunst, das auch in der Schnitzkunst eine lebhafte Entsprechung findet.
Ihren Anfang nahm die Kunst der Donauschule im Werk Jörg Breus d. Ä., Rueland Frueaufs d.J., des älteren Lucas Cranach (1472-1553) der Wiener Jahre und Hans Leinbergers. Der Regensburger Albrecht Altdorfer (um 1480-1538), der etwa mit der "Waldlandschaft mit hl. Georg" der Alten Pinakothek in München ein für den beschriebenen Stil bezeichnendes Werk hinterlassen hat, steht im Zentrum der "Donauschule". Wolf Huber (um 1485-1553) erscheint als eigenständige Künstlerpersönlichkeit im Umfeld; hinzu treten u.a. Erhart Altdorfer, Hans Leu d.J. und Melchior Feselen. Mit der Landschaftsgraphik eines Augustin Hirschvogel oder Hans Sebald Lautensack klingt der Donaustil aus.