Lexikon
Directoire

Zur Zeit der französischen Revolution entwickelte sich eine griechisch inspirierte, klassizistische Sonderform in Kunst und Mode, die den Übergang vom Louis-seize zu Consulat und Empire darstellte: das Directoire. Benannt ist die Stilepoche nach dem "Direktorium" (1795-99), der Regierungsform jener Jahre.
Das prunkvolle, herrschaftliche Rokoko galt dem revolutionären Bürgertum als Inbegriff des Absolutismus. Im Directoire zeigte sich dessen Ablehnung in einer strengen, geradlinigen und betont schlichten Formensprache, besonders in Möbeln und Innendekoration. Hier herrschte Weiß als Grundfarbe vor, der sparsame Zierrat, meist in Gold, bediente sich dezenter antiker Ornamentik, angeregt von den Ausgrabungen in Pompeji und Herculaneum. Das Prinzip der "Egalité" war Grundlage der neuen Zurückhaltung, die auch im Vergleich mit dem vorrevolutionären Klassizismus zu bemerken ist. Das Ideal der Gleichheit ergriff auch die Mode, die, zum Teil Anregungen aus England verwertend, nun "à la grecque" getragen wurde.
Für die Kunst war die Gründung des republikanischen "Institut National des Sciences et des Arts" (Staatliches Institut der Wissenschaften und Künste), das 1795 die königliche Akademie ersetzte, bedeutsam. Zu den Mitgliedern der Sektion Kunst zählten neben anderen Joseph-Marie Vien, Jacques-Louis David, Augustin Pajou und Jean-Antoine Houdon, die insbesondere für die zahlreichen Massenfestivitäten Arbeiten schufen. Zudem wurden Wettbewerbe für öffentliche, revolutionsverherrlichende Kunstwerke veranstaltet, deren Entwürfe jedoch selten zur Umsetzung kamen. Auch in der Baukunst gediehen nur wenige Projekte über die Idee hinaus. Als eines der raren Beispiele kann die in Resten erhaltene "Rue des Colonnes" (1797, B. Poyet) in Paris genannt werden, eine strenge Arkadenstraße mit massigen, schweren Pfeilern.