Lexikon
Burg Giebichenstein
Burg Giebichenstein in Halle, die heutige Hochschule für Kunst und Design, zählt neben dem Bauhaus zu den bedeutendsten Kunstgewerbeschulen der 1920er Jahre und hat zahllose zukunftsweisende Werke und Künstler hervorgebracht.
Die Gründung geht auf das Jahr 1879 zurück, als die gewerbliche Zeichenschule und die Provinzial-Gewerbeschule sich zu einer (zunächst keineswegs besonders fortschrittlichen) Handwerkerschule zusammenschlossen. 1915 übernahm Paul Thiersch (1879-1928) deren Leitung, und erst unter seiner Ägide entwickelte sich die Einrichtung zu einer avantgardistischen Ausbildungsstätte für Kunsthandwerker.
Paul Thiersch, der seine Ausbildung bei Peter Behrens und Bruno Paul vervollständigt hatte, erdachte noch Jahre vor Walter Gropius` Bauhaus-Programm ein zukunftsweisendes Kunstschulsystem. Wie wenig später beim Bauhaus konzentrierte sich auch dieses auf das Handwerk und letztendlich auf den als Gesamtkunstwerk aufgefassten Bau.
Auch die avantgardistischen Stilphasen, die Burg Giebichenstein durchlief, wiederholten sich wenig später in ganz ähnlicher Abfolge am Bauhaus: Expressionismus, De Stijl, Konstruktivismus und Neue Sachlichkeit. Eine Besonderheit von Burg Giebichenstein war der schmuckreiche Wiener Stil, der in der ersten Entwicklungsphase durch die Lehrtätigkeit von Maria Likarz integriert war. Letztgenannte leitete seit 1916 die vielfältige "Fachklasse für kunstgewerbliche Frauenarbeiten", zur gleichen Zeit konnten Architektur und Raumausstattung (Paul Thiersch), Bildhauerei (Gustav Weidanz), ab 1919 auch Malerei (Erwin Hahs) und Metallkunst (Erich Lenné) gelernt werden. Hinzu kam bald ein umfangreiches Angebot an freien Disziplinen.
Die Konkurrenz zum Bauhaus führte ab 1919 zum Ausbau der Werkstätten, der schließlich im Umzug in die Unterburg Giebichenstein (1921/22) kulminierte. Ab diesem Zeitpunkt sprach man von den "Werkstätten der Stadt Halle. Staatlich-städtische Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein" - oder zumeist schlicht von der "Burg".
Ab 1923 trennten sich die zunächst parallel laufenden Wege von Bauhaus und Burg Giebichenstein: Während am Bauhaus zunehmend die Einheit von "Kunst und Technik" und die Entwicklung von industriellen Massenprodukten gefordert wurde, blieb Burg Giebichenstein dem exklusiven, kunsthandwerklichen Unikat und der Kleinserie verpflichtet.
Vielleicht aus diesem Grunde wechselten so viele "Bauhäusler" auf Burg Giebichenstein, anstatt 1925 mit dem Bauhaus nach Dessau zu übersiedeln: Mit Gerhard Marcks, Marguerite Friedländer und Wolfgang Tümpel sind nur einige aus dieser Reihe genannt. Obwohl es sich hier um Künstler handelte, welche die technische Wendung des Bauhauses nicht unbedingt begrüßten, entwickelte sich unter ihrem Einfluss ein strengerer Stil. 1928 übernahm der ehemalige Bauhäusler Gerhard Marcks nach Thierschs Weggang die Leitung von Burg Giebichenstein.
Seit der Machtergreifung Hitlers bremsten drastische Sparmaßnahmen, Hetzkampagnen und ab 1934 die Leitung durch das NSDAP-Mitglied Hermann Schiebel die avantgardistische Entwicklung von Burg Giebichenstein jäh aus. Nur in begrenztem Maße gelang es, die Formensprache der Moderne in die Zeit der Diktatur hinüberzuretten.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Burg Giebichenstein, nun in der DDR, wieder zu einer wichtigen und stilbildenden Designer-Ausbildungsstätte, und auch in jüngerer Zeit hat die Institution nichts an Bedeutung eingebüßt.
Burg Giebichenstein in Halle, die heutige Hochschule für Kunst und Design, zählt neben dem Bauhaus zu den bedeutendsten Kunstgewerbeschulen der 1920er Jahre und hat zahllose zukunftsweisende Werke und Künstler hervorgebracht.
Die Gründung geht auf das Jahr 1879 zurück, als die gewerbliche Zeichenschule und die Provinzial-Gewerbeschule sich zu einer (zunächst keineswegs besonders fortschrittlichen) Handwerkerschule zusammenschlossen. 1915 übernahm Paul Thiersch (1879-1928) deren Leitung, und erst unter seiner Ägide entwickelte sich die Einrichtung zu einer avantgardistischen Ausbildungsstätte für Kunsthandwerker.
Paul Thiersch, der seine Ausbildung bei Peter Behrens und Bruno Paul vervollständigt hatte, erdachte noch Jahre vor Walter Gropius` Bauhaus-Programm ein zukunftsweisendes Kunstschulsystem. Wie wenig später beim Bauhaus konzentrierte sich auch dieses auf das Handwerk und letztendlich auf den als Gesamtkunstwerk aufgefassten Bau.
Auch die avantgardistischen Stilphasen, die Burg Giebichenstein durchlief, wiederholten sich wenig später in ganz ähnlicher Abfolge am Bauhaus: Expressionismus, De Stijl, Konstruktivismus und Neue Sachlichkeit. Eine Besonderheit von Burg Giebichenstein war der schmuckreiche Wiener Stil, der in der ersten Entwicklungsphase durch die Lehrtätigkeit von Maria Likarz integriert war. Letztgenannte leitete seit 1916 die vielfältige "Fachklasse für kunstgewerbliche Frauenarbeiten", zur gleichen Zeit konnten Architektur und Raumausstattung (Paul Thiersch), Bildhauerei (Gustav Weidanz), ab 1919 auch Malerei (Erwin Hahs) und Metallkunst (Erich Lenné) gelernt werden. Hinzu kam bald ein umfangreiches Angebot an freien Disziplinen.
Die Konkurrenz zum Bauhaus führte ab 1919 zum Ausbau der Werkstätten, der schließlich im Umzug in die Unterburg Giebichenstein (1921/22) kulminierte. Ab diesem Zeitpunkt sprach man von den "Werkstätten der Stadt Halle. Staatlich-städtische Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein" - oder zumeist schlicht von der "Burg".
Ab 1923 trennten sich die zunächst parallel laufenden Wege von Bauhaus und Burg Giebichenstein: Während am Bauhaus zunehmend die Einheit von "Kunst und Technik" und die Entwicklung von industriellen Massenprodukten gefordert wurde, blieb Burg Giebichenstein dem exklusiven, kunsthandwerklichen Unikat und der Kleinserie verpflichtet.
Vielleicht aus diesem Grunde wechselten so viele "Bauhäusler" auf Burg Giebichenstein, anstatt 1925 mit dem Bauhaus nach Dessau zu übersiedeln: Mit Gerhard Marcks, Marguerite Friedländer und Wolfgang Tümpel sind nur einige aus dieser Reihe genannt. Obwohl es sich hier um Künstler handelte, welche die technische Wendung des Bauhauses nicht unbedingt begrüßten, entwickelte sich unter ihrem Einfluss ein strengerer Stil. 1928 übernahm der ehemalige Bauhäusler Gerhard Marcks nach Thierschs Weggang die Leitung von Burg Giebichenstein.
Seit der Machtergreifung Hitlers bremsten drastische Sparmaßnahmen, Hetzkampagnen und ab 1934 die Leitung durch das NSDAP-Mitglied Hermann Schiebel die avantgardistische Entwicklung von Burg Giebichenstein jäh aus. Nur in begrenztem Maße gelang es, die Formensprache der Moderne in die Zeit der Diktatur hinüberzuretten.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Burg Giebichenstein, nun in der DDR, wieder zu einer wichtigen und stilbildenden Designer-Ausbildungsstätte, und auch in jüngerer Zeit hat die Institution nichts an Bedeutung eingebüßt.
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