Lexikon
Barock

Der Begriff "Barock" hat seinen Ursprung aller Wahrscheinlichkeit nach im portugiesischen "barocco", das ungleichmäßige, schiefrunde Perlen bezeichnet (nach anderen Angaben liegt der Ursprung im italienischen "parrucca", Perücke). Im Laufe der Zeit verselbständigte sich das Wort als Bezeichnung des Seltsamen und Wunderlichen, seit etwa 1570 ist es in der italienischen Burleskliteratur belegt. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde "barock" ganz allgemein abwertend für das Skurrile und Absonderliche gebraucht, erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts generierte sich aus dem Adjektiv eine Stilbezeichnung, die den von einem beliebten Barockornament herrührenden Begriff "Akanthusstil" ablöste. Die Bezeichnung "barock" kann zwar auch auf andere Epochen angewandt werden (so etwa "griechischer Barock" oder "spätrömischer Barock"), beschreibt aber strenggenommen die Zeit vom ausgehenden 16. Jahrhundert bis etwa 1720-30, daran anschließend wirkten Spätbarock und Rokoko bis zum beginnenden Klassizismus (um 1770-80).
Stilistisch ist der Barock weniger eine Reaktion auf Renaissance und Manierismus als vielmehr eine Fortführung dieser Strömungen: Deren Formensprache wird übernommen, aber bewusst übersteigert, dynamisiert und multipliziert. Es entsteht eine bewegte und raumgreifende, üppige und pathetisch-repräsentative Kunstform, die Gattungsgrenzen sprengt und in ihrer Prachtentfaltung zu Gegenreformation und Absolutismus, den prägenden kulturellen Faktoren des 17. Jahrhunderts, stimmt. Von Italien ausgehend verbreitete sich der Barockstil in Frankreich, England, den Niederlanden, Spanien und Zentraleuropa; Hauptvertreter der barocken Kunst sind Bernini, die Carracci und Caravaggio in Italien, Poussin und Lorrain in Frankreich, Rubens in Flandern und Rembrandt in Holland, Murillo und Velázquez in Spanien, in Deutschland etwa Elsheimer und die Asam-Brüder.