Auktion: 540 / Evening Sale am 09.06.2023 in München Lot 1

 

1
Edvard Munch
Die Brosche. Eva Mudocci, 1903.
Lithografie
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 196.850

(inklusive Aufgeld)
Die Brosche. Eva Mudocci. 1903.
Lithografie.
Woll 244 I, 2 (von V). Schiefler 212. Signiert. Auf Japan. 60,4 x 46,7 cm (23,7 x 18,3 in). Papier: 66,7 x 51,2 cm (26,3 x 20,2 in).

• Spannungsreiches Wechselspiel von enormer Feinheit und ungebändigter Expressivität.
• Kaum ein anderer Künstler hat so ausdrucksstarke Druckgrafiken geschaffen wie Edvard Munch.
• Die Violinistin Eva Mudocci inspiriert den Künstler zu diesem Porträt von unverwechselbarer Präsenz.
• Unter den in Schwarz gehaltenen druckgrafischen Arbeiten Munchs gehört "Die Brosche. Eva Mudocci" auf dem internationalen Auktionsmarkt zu den gesuchtesten (Quelle: artprice.com)
.

PROVENIENZ: Carus Gallery, New York.
Privatsammlung Hamburg (vor ca. 45 Jahren vom Vorgenannten erworben, seither in Familienbesitz).

"Unglaublich, dass etwas so Unschuldiges wie Malerei einen solchen Aufruhr wecken kann" (Edvard Munch, zit. nach: Corinna Höper, Edvard Munch in Stuttgart. Vom ersten Kuss bis zum Tod, München 2013, S. 12) – diese Worte Edvard Munchs lassen sich ebenso gut auf sein lithografisches Porträt von Eva Mudocci (1883–1953) übertragen. Die Augen gesenkt, das Kinn gehoben, die Haare ausladend und scheinbar in Bewegung, so tritt uns die bekannte Violinistin in dieser Darstellung entgegen, die vor ungebändigter Ausdruckskraft beinahe zu vibrieren scheint. Die Technik der Lithografie bietet Munch dabei die nötige gestalterische Freiheit, um ihr Erscheinungsbild in etwas höchst Expressives zu verwandeln: Durch das Gegenüberstellen der fein skizzierten, ausdrucksvollen Gesichtszüge und der dynamischen, grob modellierten Haare manifestiert der Künstler eine Wirkung in diesem Porträt, der man sich kaum entziehen kann.

Die dargestellte Eva Mudocci tritt ab 1902 gemeinsam mit der dänischen Pianistin Bella Edwards (1866–1954) auf und lernt Munch 1903, im Entstehungsjahr unserer Lithografie, in Paris kennen. Sie geht mit dem Künstler eine Liebesbeziehung ein und inspiriert ihn zu mehreren Darstellungen, über die sie berichtet: "Er wollte von mir ein perfektes Porträt malen; doch jedes Mal, wenn er ein Ölbild zu malen begann, hat er es zerstört, weil er nicht damit zufrieden war." (Eva Mudocci, zit. nach: Corinna Höper, Edvard Munch in Stuttgart. Vom ersten Kuss bis zum Tod, München 2013, S. 81). Im Medium der Druckgrafik gelingt Munch offenbar, was ihm die Ölmalerei verwehrt. In drei Lithografien verarbeitet er Mudoccis Äußeres. Darunter zeigt sie das ebenfalls im Jahr 1903 entstandene "Geigenkonzert" gemeinsam mit ihrer Partnerin Edwards bei einem ihrer Auftritte.

Das fulminante Einzelporträt mit der ins Zentrum gerückten Brosche gehört mit seiner enormen Ausdruckskraft zu den bedeutendsten druckgrafischen Arbeiten Edvard Munchs. Mit ihrer ikonenhaften Präsenz erlangt die Darstellung der Violinistin nach ihrer Entstehung große Bekanntheit und wird in den 1980er Jahren von Andy Warhol adaptiert: In seiner Folge "After Munch" greift er das Porträt Eva Mudoccis auf und verwandelt diese einzigartige Schöpfung des Künstlers in eine schillernde Pop-Art-Serigrafie. Ohne der Darstellung ihren grundlegenden Charakter zu nehmen, wandelt er sie ab und fügt diesem so herausragenden Werk des wegweisenden norwegischen Künstlers weitere spannungsreiche Akzente hinzu. [AM]



1
Edvard Munch
Die Brosche. Eva Mudocci, 1903.
Lithografie
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 196.850

(inklusive Aufgeld)