Auktion: 400 / Moderne Kunst am 08.12.2012 in München Lot 68

 

68
Gabriele Münter
Stillleben mit Hinterglasbild und Keramikhund, 1933.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 70.760

(inkl. Käuferaufgeld)
Stillleben mit Hinterglasbild und Keramikhund. 1933.
Öl auf Leinwand.
Links unten signiert. Verso mit dem Nachlassstempel und einem Aufkleber mit der teils handschriftlichen, teils gestempelten Nachlassnummer "S 103" sowie handschriftlich mit weißer Kreide und mit einem alten Aufkleber mit der gestempelten Nummer "1316". 38,3 x 46,5 cm (15 x 18,3 in).

Mit einer schriftlichen Bestätigung der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München, vom 22. November 2012. Die Arbeit wird in das Werkverzeichnis der Gemälde von Gabriele Münter aufgenommen.

PROVENIENZ: Gabriele Münter und Johannes Eichner Stiftung, München.
Galerie Alfred Gunzenhauser, München (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett),
vom Vorbesitzer 1977 dort erworben.
Privatsammlung Norddeutschland.

AUSSTELLUNG: Deutscher Künstlerbund. 10. Ausstellung, Haus der Kunst, München 1960 (auf dem Keilrahmen mit dem Ausstellungsetikett).

Den ersten Unterricht erhält Gabriele Münter 1897 an der Düsseldorfer Damen-Kunstschule, die weitere Ausbildung im Künstlerinnen-Verein als Schülerin von M. Dasio und A. Jank. Anschließend geht sie nach München und besucht dort die Privatkunstschule "Phalanx"; Leiter der Schule ist Wassily Kandinsky. Mit ihm unternimmt Gabriele Münter ab 1904 viele Reisen u.a. nach Holland, Italien und Frankreich, wo sie Rousseau und Matisse kennenlernen. Stilistisch distanziert sich Münter nun vom Impressionismus und lässt in ihrem Werk Einflüsse der Fauves und der Expressionisten erkennen. Ein ruhigeres Leben beginnt ab 1908 in der mit Kandinsky gemeinsamen Wohnung in München. Mit Klee, Marc, Macke, Jawlensky und Marianne von Werefkin pflegen die beiden regen Kontakt. Für eine produktive künstlerische Zusammenarbeit ist das von Münter gekaufte Landhaus in Murnau die richtige Umgebung. 1909 beginnt die Künstlerin mit Hinterglasbildern, ein Medium, das später auch Kandinsky, Marc, Macke und Campendonk aufgreifen. Zwei Jahre lang ist Münter Mitglied in der "Neuen Künstlervereinigung München". Im Jahr 1911 tritt sie der von Kandinsky und Marc gegründeten Redaktion "Blauer Reiter" bei. Mit Interesse verfolgt Gabriele Münter Kandinskys abstrakte Bilder, bleibt jedoch selbst bei der figurativen Malerei. Ihre Landschaften, Figurenszenen und Porträts zeigen eine Reduktion auf das Wesentliche mit Hang zur humorvollen Charakterisierung. Mit Kriegsausbruch gehen Münter und Kandinsky zunächst in die Schweiz, ein Jahr später (1915) entscheidet sich die Malerin für Stockholm, wo es zur Trennung von Kandinsky kommt. Im Spätherbst 1917 übersiedelt sie nach Kopenhagen. Die 1920er Jahre sind geprägt von vielen Reisen und Aufenthalten in München, Murnau, Köln und Berlin. Durch den Bruch mit Kandinsky in eine tiefe Schaffenskrise geworfen, lebt ihre Malerei erst in den 1930er Jahren neu auf. Ab 1931 lebt Münter ständig in München und Murnau.

Wie bereits in ihrer Zeit in München vor dem Ersten Weltkrieg so findet Gabriele Münter auch in Murnau in den sie umgebenden Dingen eine Quelle der Inspiration für ihre Stillleben. Das gewollte oder zufällige Arrangement von Gegenständen aus ihrer Wohnung ist Gegenstand einer malerischen Auseinandersetzung mit dem Sujet, von dem sie oft so angetan ist, dass sie es in mehreren Fassungen malt, die sich allerdings nur unwesentlich unterscheiden. Die leicht skizzenhafte, spontane Auffassung der hier angebotenen Arbeit, der noch alles malerische Schöngewicht der späteren Fassung fehlt, darf wohl als die ursprüngliche angenommen werden. Die Farbakkorde sind locker, fast flüchtig gesetzt, was für eine schnelle Niederschrift spricht. Sie selber berichtet wie folgt darüber: "Schwer nach langer Pause wieder ins Arbeiten zu kommen. Dienstag abend sah ich Blumen Hund und Bild überm Harmonium - schnell Leinwand u. malen- ein Anfang" (zit. nach: Ausst.Kat. Gabriele Münter, München und Frankfurt 1992/93, S. 290). Laut eigenem Arbeitsheft malt Gabriele Münter die erste Fassung am 16. Oktober 1933 mit dem Hinterglasbild "auf rosa". Zwei weitere Fassungen entstehen in der Zeit bis Dezember 1933.

Im Jahr 1956 erhält die Künstlerin den Kulturpreis der Stadt München, 1960 findet die erste Ausstellung Münters in den USA statt, gefolgt 1961 von einer großen Ausstellung in der Mannheimer Kunsthalle. Die Künstlerin stirbt am 19. Mai 1962 in ihrem Haus in Murnau. [KD].




68
Gabriele Münter
Stillleben mit Hinterglasbild und Keramikhund, 1933.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 70.760

(inkl. Käuferaufgeld)