Auktion: 406 / Moderne Kunst am 08.06.2013 in München Lot 40

 

40
Gabriele Münter
Bergwiese, 1910.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 323.300

(inkl. Käuferaufgeld)
Bergwiese. 1910.
Öl auf Malpappe auf Karton aufgezogen.
Rückseitig mit dem Nachlassstempel und einem Aufkleber mit der teils handschriftlichen, teils gestempelten Nummer L 216. Verso wohl von fremder Hand datiert und bezeichnet. 32,5 x 40,7 cm (12,7 x 16 in).

PROVENIENZ: Galerie Grosshennig, Düsseldorf.
Privatsammlung Norddeutschland.

AUSSTELLUNG: Ausstellung ausgewählter deutscher und französischer Kunstwerke des 20. Jahrhunderts. Galerie Grosshennig, Düsseldorf, 20.10.1976 bis Ende Februar 1977, Kat.Nr. 41 (mit Farbabb.).

Den ersten Unterricht erhält Gabriele Münter 1897 an der Düsseldorfer Damen-Kunstschule, die weitere Ausbildung im Künstlerinnen-Verein als Schülerin von M. Dasio und A. Jank. Anschließend geht sie nach München und besucht dort die Privatkunstschule "Phalanx"; Leiter der Schule ist Wassily Kandinsky. Mit ihm unternimmt Gabriele Münter ab 1904 viele Reisen u.a. nach Holland, Italien und Frankreich, wo sie Rousseau und Matisse kennenlernen. Stilistisch distanziert sich Münter nun vom Impressionismus und lässt in ihrem Werk Einflüsse der Fauves und der Expressionisten erkennen. Ein ruhigeres Leben beginnt ab 1908 in der mit Kandinsky gemeinsamen Wohnung in München. Mit Klee, Marc, Macke, Jawlensky und Marianne von Werefkin pflegen die beiden regen Kontakt. Für eine produktive künstlerische Zusammenarbeit ist das von Münter gekaufte Landhaus in Murnau die richtige Umgebung. 1909 beginnt die Künstlerin mit Hinterglasbildern, ein Medium, das später auch Kandinsky, Marc, Macke und Campendonk aufgreifen. Zwei Jahre lang ist Münter Mitglied in der "Neuen Künstlervereinigung München".

Murnau und das Voralpenland werden von ersten gelegentlichen Malausflügen zum späteren festen Wohnsitz der Künstlerin. Das 1909 von Gabriele Münter erworbene Haus ist das Domizil der Künstlerin, die hier, den Staffelsee zu Füßen, die Alpen am Horizont, ihre Motive findet und sie nach der Loslösung von einer spätimpressionistischen Malweise auf ihre sehr eigene Art interpretiert. Die lockere Malweise zeugt von der Souveränität im Umgang mit der Maltechnik. Münter achtet auf die Lichtverhältnisse, die auch dieser Voralpenlandschaft ein eigenes Gepräge geben. Die Komposition wird von wenigen Farben bestimmt, die Münter breitflächig streicht, um im Gegensatz dazu die wenigen Fixpunkte der Landschaft umso markanter zu gestalten. Die ausgewogene Komposition verleiht dem Sujet jene Stille, die der Wanderer in jener Region noch heute erleben kann.

Im Jahr 1911 tritt Münter der von Kandinsky und Marc gegründeten Redaktion "Blauer Reiter" bei. Mit Interesse verfolgt Gabriele Münter Kandinskys abstrakte Bilder, bleibt jedoch selbst bei der figurativen Malerei. Ihre Landschaften, Figurenszenen und Porträts zeigen eine Reduktion auf das Wesentliche mit Hang zur humorvollen Charakterisierung. Mit Kriegsausbruch gehen Münter und Kandinsky zunächst in die Schweiz, ein Jahr später (1915) entscheidet sich die Malerin für Stockholm, wo es zur Trennung von Kandinsky kommt. Im Spätherbst 1917 übersiedelt sie nach Kopenhagen. Die 1920er Jahre sind geprägt von vielen Reisen und Aufenthalten in München, Murnau, Köln und Berlin. Durch den Bruch mit Kandinsky in eine tiefe Schaffenskrise geworfen, lebt ihre Malerei erst in den 1930er Jahren neu auf. Ab 1931 lebt Münter ständig in München und Murnau. Im Jahr 1956 erhält sie den Kulturpreis der Stadt München, 1960 findet die erste Ausstellung Münters in den USA statt, gefolgt 1961 von einer großen Ausstellung in der Mannheimer Kunsthalle. Die Künstlerin stirbt am 19. Mai 1962 in ihrem Haus in Murnau. [KD]




40
Gabriele Münter
Bergwiese, 1910.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 323.300

(inkl. Käuferaufgeld)