Auktion: 540 / Evening Sale am 09.06.2023 in München Lot 41

 

41
Jonas Burgert
Blattschlaf, 2009.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 90.000
Ergebnis:
€ 78.740

(inklusive Aufgeld)
Blattschlaf. 2009.
Öl auf Leinwand.
Verso signiert, datiert und betitelt. 240 x 300 cm (94,4 x 118,1 in).

• Jonas Burgert gilt als Meister der neuen Figuration und als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler Deutschlands.
• Burgerts Gemälde sind komplexe Bildrätsel, die häufig existenzielle Fragestellungen thematisieren und damit gemalter Philosophie gleichen.
• Heute befinden sich Burgerts Gemälde unter anderem in der Sammlung der Londoner Saatchi Gallery, in der Hamburger Kunsthalle oder der Sammlung Sander in Berlin
.

PROVENIENZ: Haunch of Vension, London (direkt vom Künstler).
Privatsammlung Deutschland (seit 2010).

"Es handelt sich für mich immer wieder darum, die Magie der Realität zu erfassen und diese Realität in Malerei zu übersetzen. – Das Unsichtbare sichtbar machen durch die Realität. – Das mag vielleicht paradox klingen, – es ist aber wirklich die Realität – die das eigentliche Mysterium des Daseins bildet."
Jonas Burgert, zit. nach: Karin Penegger u. Wolfgang Schoppmann, Gift. Jonas Burgert, 2008, o.S.

Burgerts einzigartige Malereien sind gegenständlich, detailreich ausgearbeitet und an Perfektion kaum zu übertreffen. Sie bestechen mit einer breiten Palette von Farben, die von dunkelgedeckt bis hellleuchtend reichen. In größter malerischer Präzision und pinselhaarfein gemalt entstehen Riesengemälde, in denen er seine ganz eigene Bildikonografie entwickelt. Seine faszinierende Bildsprache nimmt uns gefangen, entzieht sich aber beständig einer klaren Deutung. Burgerts virtuos gemalte Schöpfungen sind Rätsel, die von nahen und fremden Kulturen handeln, von Vertrautem und Unbekanntem, und häufig auch von Leben und Tod. Das Groteske und das Mystische sind Leitthemen seiner Kunst. Sie ist Bühne für seine Traum- oder Fantasiewelten, in denen immer der Mensch die Hauptrolle spielt. Burgerts Bildpersonal bewegt sich entweder einzeln, als Gruppe oder als regelrechtes Menschenknäuel in seinen unverkennbaren Bildwelten. Die Figuren sind oft in Interaktion miteinander; was wirklich vor sich geht, lässt sich nur schwer deuten. Der bühnenhafte Bildraum in "Blattschlaf" mit seiner ruinösen Staffage ist bevölkert von einer Gruppe eines scheinbar archaischen Stammes. Sie umzingeln einen schlafenden Riesen, wickeln ihn ein in Stoffbahnen und schwingen einen Blätterzweig über ihm. Burgert geht es um das Bild und die Bildatmosphäre an sich. Der Künstler beschwört Visionen einer apokalyptischen Endzeit, Szenen einer Unterwelt, eines unbekannten Mythos oder eines eigentümlichen Traums. In seinen kühnen und opulenten Gemälden herrscht die Atmosphäre einer Welt der Zerstörung und des Verfalls. In leuchtenden Farben, die vor einem Hintergrund erdiger Töne glühen, schildert der Künstler eine Parallelwelt und schafft allgemeine Sinnbilder des existenziellen Daseins. Jedes Gemälde wirkt wie eine sorgfältig konstruierte Opern- oder Zirkusbühne mit einer künstlichen Welt, die mit dramatischer Beleuchtung, exotischen Kostümen, fantastischem Make-up und Bühnenrequisiten ausgestattet ist und von Menschen und Tieren, Schamanen und Magiern, Riesen und Zwergen, Dämonen und Harlekinen, toten und lebendigen Kreaturen auf seltsame Weise bevölkert wird. Burgerts Inspirationen sind vielfältig und entstammen unterschiedlichen Ideologien und Kulturen. Sie stammen von Postkarten und Literatur sowie von den Reisen des Künstlers nach Ägypten. Eine weitere wichtige Inspirationsquelle liegt in der Kunstgeschichte, mit vielen Verweisen auf Gedankengänge der Spätrenaissance, die in den Werken sichtbar werden, insbesondere die Vorliebe der Manieristen für das Groteske und Kuriose. Burgert hat über Jahre ein Archiv von tausenden Fotografien angelegt. Er bezeichnet sich selbst als Bilderjunkie. Aufnahmen von Menschen und Tieren in jeglichen Situationen und aus unterschiedlichsten Kulturen hängen an den Wänden eines Nebenraums in seinem Atelier. Er sammelt fotografisch eingefangene Gesten, Körperhaltungen und Bildkompositionen. Seine Liebe zur Kunst und seine Kenntnisse der Kunstgeschichte prägen sein eigenes Werk. Seit der Ausstellung "Geschichtenerzähler" in der Galerie der Gegenwart der Hamburger Kunsthalle im Jahr 2005 gehört der Berliner Jonas Burgert zu den absoluten Shootingstars der internationalen Kunstszene. Einst als Nachfolger von Neo Rauch und Daniel Richter gehandelt, gilt er inzwischen längst als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler Deutschlands. International wird er spätestens seit seiner Entdeckung durch den erfolgreichen Mäzen und Kunsthändler Charles Saatchi als Meister einer neuen deutschen Figuration gefeiert. [SM]



41
Jonas Burgert
Blattschlaf, 2009.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 90.000
Ergebnis:
€ 78.740

(inklusive Aufgeld)