Auktion: 529 / Kunst nach 1945 / Contemporary Art am 10.06.2022 in München Lot 193

 

193
K.R.H. (d.i. Kurt R. Hoffmann) Sonderborg
5-V-60. 23.51 – 0.32 Uhr, 1960.
Eitempera auf leicht strukturiertem Fotokarton,...
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 72.500

(inklusive Aufgeld)
5-V-60. 23.51 – 0.32 Uhr. 1960.
Eitempera auf leicht strukturiertem Fotokarton, auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert, in die nasse Malschicht geritzt. 108,5 x 70 cm (42,7 x 27,5 in).

• Gezeigt 1964 auf der documenta III in Kassel
• Namhafte Provenienzen
• Frühe Arbeit aus der Hochzeit des Informel
.

PROVENIENZ: Madame Ambrosi E. Chambers, Paris.
Madame Virgina Chambers, Paris.
Galerie Karl Flinker, Paris.
Galerie Daniel Gervis, Paris (auf dem Keilrahmen mit dem Stempel).
Sammlung Bengt Olson, Gothenburg.

AUSSTELLUNG: documenta III, Kassel, 27.6.-5.10.1964, Kat.-Nr. 3, S. 182.
Biennale de Sao Paulo, September - Dezember 1963.

Sonderborg liebt die reine grafische Struktur und die maximale Reduktion auf die Farben Schwarz und Weiß. Die Verwendung von stabilem Fotokarton mit seiner leichten Oberflächenprägung erlaubt es dem Künstler, besonders in den Schabungen bereits aufgetragener Farbe zu ungewöhnlich differenzierten Schattierungen des Schwarz bis hin zu Hellgrau und Fastweiß zu modulieren. Die schöne frühe Komposition "5-V-60. 23.51 – 0.32 Uhr" hat Sonderborg in Paris geschaffen. 1958 lässt sich der Künstler in der französischen Kunstmetropole nieder und findet dort zu seiner hochdynamischen, fortan für sein malerisches Œuvre charakteristischen Bildsprache. Diese beinhaltet unter anderem die Erweiterung des klassischen Malgerätes um allerlei ungewöhnliche Utensilien wie Spachtel, Rasiermesser und Scheibenwischer. Dem amerikanischen Action-Painting vergleichbar, wird der Karton auf dem Fußboden ausgebreitet und die Farbe vom breitbeinig darübergebeugten Künstler auf der Fläche verteilt. Durch Wischen, Abkratzen und Verschieben wird die hingesetzte Farbmasse in schnellem Ablauf strukturiert. Gerade einmal 41 Minuten hat die Entstehung unserer frühen Komposition gedauert und zeigt damit exemplarisch, mit welcher Präzision und aus welchem künstlerischen Furor heraus Sonderborgs einzigartige, allein auf dem gestischen Rhythmus basierende Gemälde entstanden sind. Sonderborg selbst hat diesen intuitiven Schaffensprozess rückblickend mit den folgenden Worten beschrieben: " [..] bei mir war es jedes Mal, wenn ich ein Bild malte, als wenn es um mein Leben geht. [..] ich habe immer, wenn ich eingestiegen bin in den Prozeß getan, oder es war für mich, als wenn ich um mein Leben kämpfte [..] und es mußte gelingen, und wenn etwas schief ging und wenn es total versaut war, irgenwo musste die Kraft wieder herkommen, das total umzumalen und irgendwo die Balance wieder zu kriegen, daß die ganze Sache wieder stimmt, und das [sich] es wirklich das Bild - der Wunsch da war, den man hatte [..]" (K. R. H. Sonderborg, zit. nach: K. R. H. Sonderborg. Maler ohne Atelier, Ausst.-Kat. Kunsthalle Emden 2003, S. 13). [SM]



193
K.R.H. (d.i. Kurt R. Hoffmann) Sonderborg
5-V-60. 23.51 – 0.32 Uhr, 1960.
Eitempera auf leicht strukturiertem Fotokarton,...
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 72.500

(inklusive Aufgeld)