Auktion: 523 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 11.12.2021 in München Lot 367

 

367
Hans Unger
Erwachen, Nach 1926.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 7.000
Ergebnis:
€ 11.250

(inklusive Aufgeld)
Erwachen. Nach 1926.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert. Verso auf dem Keilrahmen handschriftlich bezeichnet "H.U. 344". 109 x 172,5 cm (42,9 x 67,9 in).

PROVENIENZ: Sabatier Galerie & Kunsthandel, Verden.
Privatsammlung Bayern (um 2000/2005 vom Vorgenannten erworben).

Hans Unger gehört zu den zentralen, wenn auch bisher weniger beachteten Vertretern des Symbolismus und Jugendstils in Deutschland um die Jahrhundertwende. Ursprünglich als Dekorationsmaler am Königlichen Hoftheater Dresden ausgebildet, nimmt er daselbst ein Studium an der Kunstakademie in der Landschaftsklasse Friedrich Prellers auf, nach dem er auf seinen Reisen durch Italien und im Austausch mit der Goppelner Schule mit der aufgehellten freien Palette des Impressionismus Bekanntschaft macht. Ungers künstlerische Tätigkeit fasziniert durch die Vielzahl an Techniken und Materialien, mit denen er sich zwischen Symbolismus, Impressionismus und Jugendstil beschäftigt, darunter Plakatkunst, Illustrationen für Zeitschriften wie "PAN" und "Jugend", Bühnenvorhänge und Mosaiken. 1897 kauft die Dresdner Gemäldegalerie sein Werk "Die Muse", mit der er größere Bekanntheit als Maler erlangt. Im selben Jahr begibt sich Unger nach Paris, um dort ein halbes Jahr an der Académie Julian zu studieren. Prägend dürfte der Kontakt mit Werken der Maler des französischen Symbolismus gewesen sein, wie Pierre Puvis de Chavannes und Gustave Moreau, deren traumverlorene, sinnende Frauengestalten auch Ungers Schaffen in Zukunft beeinflussen. Dabei inszeniert Unger diese oftmals in allegorischem Kontext, etwa als die Sonne, der Frühling oder die Natur. Hier bedeckt Unger in prismatischer Zergliederung der Farbe in pastosen, flirrenden Pinselstrichen die Leinwand. Das violette, halbtransparente Tuch erhält seine irisierende Farbigkeit aus der Zusammensetzung von gelben, roséfarbenen, hell- und dunkelblauen sowie orangenen Farbstrichen. Ebenso schillert das Grau der Wolken. Die Zergliederung des Lichts in die Spektralfarben, im Regenbogen ebenso angedeutet, ist dabei eines der Grundprinzipien der avantgardistischen Bewegung des Neoimpressionismus, von dem Unger jedoch nicht die pointillistische Pinselschrift übernimmt. Die wie nach einem Gewitter hervorscheinende Sonne lässt den Oberkörper der Frauengestalt hellgolden erstrahlen. Ihr in ornamentaler Pose drapierter Körper zeigt die anmutige Linie der Torsion, die zu ihren unter den Armen hervorblickenden Augen führt. Die Landschaft im Hintergrund mit See, Wald und Bergen rahmt den übergroß im Vordergrund erscheinenden Körper, der wie der Leib einer riesenhaften, ewigen Göttin der Natur Luft, Licht, Wasser, Erde und blühende Wiesen hervorzubringen scheint. Unser Gemälde scheint dabei eine Version des 1926 entstandenen Gemäldes gleichen Titels zu sein, das sich in der Städtischen Galerie Dresden befindet und in der wegweisenden Ausstellung „Schönheit und Geheimnis. Der deutsche Symbolismus – die andere Moderne“ 2013 in der Kunsthalle Bielefeld präsentiert wurde. [KT]



367
Hans Unger
Erwachen, Nach 1926.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 7.000
Ergebnis:
€ 11.250

(inklusive Aufgeld)