Auktion: 518 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 17.06.2021 in München Lot 67

 

67
Franz von Stuck
Eros mit Tamburin, Um 1920.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 55.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Eros mit Tamburin. Um 1920.
Öl auf Holz.
Voss 529. Rechts unten signiert. Verso auf der Tafel mit Stempel der Gebrüder Oberndorfer, Kunsttischlerei, München. 82 x 71 cm (32,2 x 27,9 in).
Im Original-Rahmen von Hans Irlbacher, München (mit dem Etikett).
• Verweis auf die für Stucks Karriere so bedeutenden Puttenfiguren der illustratorischen Anfangszeit.
• Stuck verschmilzt kunsthistorische Tradition, Mythologie sowie seine Meisterhaftigkeit als Porträtist in dieser Aktualisierung der Gattung des Rollenporträts.
• Im Spätwerk Stucks besonders hellfarbiges, locker gemaltes Werk
.

PROVENIENZ: Galerie Ritthaler, Hamburg.
Privatsammlung (2009 von Vorgenanntem erworben).

Schon zu Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit bevölkern kleine Amoretten die Illustrationen Franz von Stucks, mit denen er sich nach dem Besuch der Königlichen Kunstgewerbeschule in München einen Namen macht. Die humoristischen Zeichnungen werden mit großem Erfolg bei Gerlach und Schenk, Verlag für Kunst und Gewerbe, Wien, herausgegeben in Form von Beiträgen zu den Mappenwerken „Allegorien und Embleme“ (1882-1884) und „Karten und Vignetten“ (ab 1886), an denen auch Künstler wie Max Klinger und Gustav Klimt mitarbeiten. Besonders Letztere dienen im Verlagsprogramm zur Verwendung als „Compositions-Motive für Weinkarten, Menus, Hochzeitsblätter, Glückwunschkarten, Programme und Einladungen zu Musik-, Gesangs- oder Ballfesten“, kurz gesagt, zur Ausgestaltung festlicher und freudiger Anlässe. So finden sich hier bereits kleine mit Engelsflügeln ausgestattete Wesen, die an barocke Sinneslust und das Reich der Liebesgöttin Venus mit ihrem kindlichen Begleiter, dem Liebesgott Amor, erinnern. Spielerisch sind sie die Genien der Festlichkeiten und des schönen Lebens, indem sie Champagnerflaschen öffnen oder auch als trunkener Bacchusknabe auf einem Panther reiten. Musizierend, Blumengirlanden tragend oder in allegorischer Verbindung mit dem Lauf der Jahreszeiten und der fruchtbaren Natur nehmen diese nach wie vor ebenso in der neobarocken Bildwelt des endenden 19. Jahrhunderts einen festen Platz vor allem in den dekorativen Künsten ein, wenngleich sie auch keiner klar umschlossenen Ikonografie folgen. Auch in seinem Spätwerk greift Stuck auf diese ikonografische Basis der zeichnerischen Werke der frühen Zeit zurück. Unser Gemälde zeigt die Amorine in kindlich-unschuldiger Nacktheit, mit kleinen blauen Flügelchen und dem weniger in klassischer Musik als vielmehr zum Tanz eingesetzten Tamburin. In einer besonders für Stucks Spätwerk ungewöhnlich hellen Farbgebung und lockerem Duktus positioniert er die Figur vor dem goldgelben Himmel, mit einem rosigen Blumenkranz auf den blonden Löckchen. Kurz zuvor entsteht das Porträt eines Mädchens (Voss 531), dessen Züge für die kleine Liebesbotin als Modell gedient haben dürften und das Stuck ein weiteres Mal zum Vorbild für das Pendant zu unsrigem im „Erote mit Früchtekorb“ (Voss 530) verwendet. Zwischen Porträtähnlichkeit und theatralischer Freude an der Inszenierung mythologischen und kunsthistorischen Motivrepertoires gelingt Stuck hier die Verbindung des Individuellen mit dem Allgemeinen der Figur des Liebesboten - oder vielleicht einem Kind der Liebe. [KT]



67
Franz von Stuck
Eros mit Tamburin, Um 1920.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 55.000

(inkl. Käuferaufgeld)