Auktion: 498 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 18.07.2020 in München Lot 544

 

544
Franz von Defregger
Halbakt, 1880.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 7.000
Ergebnis:
€ 31.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Halbakt. 1880er Jahre.
Öl auf Leinwand.
Defregger 11506. Rechts unten signiert. Verso auf dem Keilrahmen handschriflich bezeichnet und nummeriert sowie mit altem Etikett. 69 x 53 cm (27,1 x 20,8 in).

• Eine der seltenen Aktdarstellungen im Werk des Künstlers.

PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers.
Thoma Galerie, Starnberg.
Privatsammlung Süddeutschland (2009 vom Vorgenannten erworben).

Franz Defregger wird 1835 als zweiter Sohn des wohlhabenden Bauern Michael Defregger auf dem Ederhof zu Stronach in Tirol geboren und studiert schließlich an der Akademie der Bildenden Künste in München. Eine Studienreise führt ihn 1863 für längere Zeit nach Paris, wo ihm jedoch der Zugang zur Akademie verwehrt bleibt, und er lediglich die abendlichen Kurse im Aktzeichnen besuchen kann. Nach der Rückkehr hält sich Defregger in München und Osttirol auf, wo vor allem Porträts, Alltagsszenen aus dem Tiroler Bauernleben und genrehafte Darstellungen zur jüngeren Geschichte wie dem Tiroler Volksauftsand entstehen, in betontem Gegensatz zu den aufwendig inszenierten Historien- und Gesellschaftsbildern Carl von Pilotys, in dessen Klasse er ebenfalls studiert hatte. Mit seinem Schaffen wird Defregger rasch zu einem der populärsten Genremaler der Münchner Schule und übt in der Folgezeit schulbildenden Einfluss aus. 1878 wird er selbst zum Professor für Historienmalerei in der Komponierklasse der Münchner Akademie ernannt, wo er bis 1910 lehrt. Als handwerkliche Basis dient dabei nach wie vor das Aktstudium, sowohl in der Zeichnung als auch in Öl. Übliche Atelierrequisiten wie der Hocker und die drapierten Tücher lassen unser Gemälde in diesem Zusammenhang erscheinen, zumal weibliche Nacktheit im Werk von Defregger im Grunde nicht vorhanden ist. Im Atelier am Modell ausgearbeitet, steht hier zum einen die plastische Modellierung des hellen, perlmuttartig schimmernden Inkarnats im Vordergrund, zu dem die gedeckt weißen und dunkleren roten Töne der drapierten Tücher eine farbliche Harmonie bilden. Die charakteristischen erdigen, dunklen Töne Defreggers orientieren sich dabei an alten Meistern und verweisen auf Giorgione und Tizian, die in ihren Venusdarstellungen gerne auf diese Farbtöne zurückgriffen um dem weiblichen Inkarnat zu schmeicheln. Zugleich wird die kompositorische Suche des Malers deutlich, nachzuverfolgen durch die ursprünglich andere Position der aufgestützten Hand im Hintergrund. In der vom Betrachter abgewendeten Haltung zeigt sich überdies Defreggers psychologisches Gespür in der Darstellung des menschlichen Ausdrucks. [KT]



544
Franz von Defregger
Halbakt, 1880.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 7.000
Ergebnis:
€ 31.250

(inkl. Käuferaufgeld)