Auktion: 479 / Klassiker des 20. Jahrhunderts I am 08.12.2018 in München Lot 835

 

835
Emil Nolde
Bärtiger Mann und Frau, Ca. 1931/1935.
Aquarell und Deckfarbe
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 112.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Bärtiger Mann und Frau. Ca. 1931/1935.
Aquarell und Deckfarbe.
Rechts unten signiert. Auf Japan. 31 x 24,5 cm (12,2 x 9,6 in), blattgroß.

Mit einer Fotoexpertise in Kopie von Prof. Martin Urban, Seebüll, vom 15.4.1975.

PROVENIENZ: Nolde Stiftung Seebüll.
Marlborough Fine Art Ltd.
Kornfeld und Klipstein, 155. Auktion, Bern, 11.-13.6.1975.
Artes Kunsthaus, Rheda-Wiedenbrück.
Privatsammlung Deutschland (1986 vom Vorgenannten erworben).
Privatsammlung Schleswig-Holstein (durch Erbschaft vom Vorgenannten).

„Mein Denken arbeitet langsamer als die schaffende Gabe. Es ist ganz wunderbar, wenn Gestalten zum Bild geboren werden, oft ganz schnell, der Maler den Vorgang kaum fassen.“
Emil Nolde, zit. nach: Haftmann, Werner: Ungemalte Bilder1938-1945, Köln 1963.

Einmal mehr gelingt es Nolde, in der Technik des Aquarells sich selbst und seine Meisterschaft zu übertreffen. Aus den scheinbar zufällig gesetzten Farbklecksen arbeitet er mit Tusche und Feder zeichnerisch die Umrisse der beiden Figuren heraus. Die sehr polychrome Auffassung basiert auf einer künstlerischen Freiheit, die sich Nolde in diesen Jahren erarbeitet hat und die seinem gesamten späteren Werk ihre Prägung gibt. Der Gestaltungswille, aus dem Pinselstrich und der Farbe den Gegenstand zu formen, findet sich hier bis auf das Äußerste gesteigert. Der farbdurchtränkte Bildgrund entwickelt mit seinen sanften Übergängen eine eigene Dynamik und bedarf einer beschreibenden Zeichnung. Der Betonung des Malerischen steht das gezeichnete Motiv gegenüber und verleiht der Komposition ihren besonderen Reiz. Als Nolde erstmals 1934 die "Phantasien" bei Ferdinand Möller in Berlin präsentiert, sind sie eine Sensation, werden aber kontrovers diskutiert. Nolde, der sich eigentlich als Figurenmaler versteht, wendet sich wegen lauter werdender Kritik an seinen "abnormen" und "negroiden" Figurendarstellungen vermehrt den weniger verfänglichen Landschafts- und Blumendarstellungen zu, bei denen er seinen ungestümen Malstil beibehalten kann. Ab 1938 zieht sich Nolde immer mehr zurück und malt seine "ungemalten Bilder", gestalterische Grundlage für diese sind jene farbkompositorischen Lösungen, die er sich in den "Phantasien" erarbeitet hatte. [SM]



835
Emil Nolde
Bärtiger Mann und Frau, Ca. 1931/1935.
Aquarell und Deckfarbe
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 112.500

(inkl. Käuferaufgeld)