Auktion: 465 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 18.05.2018 in München Lot 69

 

69
Franz von Stuck
Flöte blasender Faun (Syrinx blasender Pan), Ca. 1914/15.
Gips
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 18.750

(inkl. Käuferaufgeld)
Flöte blasender Faun (Syrinx blasender Pan). Ca. 1914/15.
Gips.
Unten mittig mit dem Namenszug des Künstlers. Eines von vier bekannten Exemplaren. 85 x 46,7 cm (33,4 x 18,3 in).

Neben den beiden in der Villa Stuck verbauten Reliefs, das erstmals und einzige auf dem Kunstmarkt angebotene Exemplar.

PROVENIENZ: Sammlung Prof. Dr. Jens Christian und Angelika Jensen, Kiel/Hamburg.
Privatbesitz Norddeutschland.

Das Motiv unseres Reliefs entwickelt Franz von Stuck eigens für seine Künstlervilla in München. Im ehemaligen Wohnhaus des Künstlers befinden sich auch die beiden bisher einzigen bekannten Exemplare des hier angebotenen Reliefs. Diese schmücken einmal als bronzierter Gips das Vestibül des neuen Atelierbaus sowie, wiederum als Steinguss ausgeführt, den Garten der Villa. Wie historische Fotografien des Vestibüls belegen, entsteht die bronzierte Version des Gipsreliefs nach 1909. Der Steinguss wird hingegen im Zuge des Atelier-Neubaus und der damit verbundenen Neugestaltung des Gartens zwischen 1914 und 1915 ausgeführt. Der Skulpturenschmuck, den Franz von Stuck zur Gestaltung seiner Villa und seines Gartens wählte, vereint Antikenabgüsse, zeitgenössische und eigene Werke des Künstlers zu einem symbolischen, auf die antike Götterwelt und dionysische Lebensfreude verweisenden Gesamtkunstwerk. Dabei scheint besonders das Thema des Flöte spielenden Hirtengottes den Künstler immer wieder beschäftigt zu haben: Ab 1908 bis in die frühen 1920er Jahre entstehen mehrere malerische Bearbeitungen dieses Motivs als Porträt, Halb- oder Ganzfigur (vgl. Voss 332/20, 333/24, 442/21, 485/22, 515/23). Auch unser Relief zeigt das aus Mensch und Bock bestehende Mischwesen beim Spiel der Syrinx. Hierbei handelt es sich um das typische Musikinstrument des Naturwesens aus sich verkleinernden und mit Wachs aneinandergefügten Schilfrohren. Der Name der Flöte verweist auf die Nymphe Syrinx, die sich auf der Flucht vor dem sie bedrängenden Pan in ein Schilfrohr verwandelt. Aus diesem Rohr fertigt Pan schließlich seine Flöte. Eine erhaltene Bleistiftskizze zeigt die spätere Komposition unseres Reliefs, die nur den dreieckförmigen, scheinbar auf den Hörnern des Fauns ruhenden Giebel ausspart. Im Vergleich zu den malerischen Varianten des Motivs präsentiert das Relief jedoch eine eigenständige kompositorische Lösung: Die Figur des Fauns zeichnet sich durch eine strenge Frontalansicht und statische, sehr symmetrisch ausgerichtete Darstellung aus. Die Glieder des drahtigen Körpers sind in Form eines Gabelkreuzes angeordnet, die Unterarme auf Schulterhöhe angehoben, sie bilden mit der an den Mund geführten Syrinx eine Linie. Die eher an eine antik-archaische Formensprache erinnernde Gestaltung ist typisch für das Spätwerk Franz von Stucks. So wiederholt auch die Figurengruppe "Nixe und Faun" (um 1918) das gelungene Standmotiv unseres "Flöte blasenden Fauns", das gleichzeitig Festigkeit und agile Sprungbereitschaft zu vermitteln vermag. [FS].



69
Franz von Stuck
Flöte blasender Faun (Syrinx blasender Pan), Ca. 1914/15.
Gips
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 18.750

(inkl. Käuferaufgeld)