Auktion: 451 / Kunst nach 1945 I am 10.06.2017 in München Lot 852

 

852
Alain Jacquet
La vierge et l'enfant, 1966.
Acryl
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 112.500

(inkl. Käuferaufgeld)
La vierge et l'enfant. 1966.
Acrylund Buntstift auf Leinwand. In zwei Teilen.
Jeweils verso signiert bzw. monogrammiert und datiert. Gesamt 260 x 195 cm (102,3 x 76,7 in). [CB].

Mit einer Expertise von Fabien Jacquet, Comité Alain Jacquet, vom 22. Mai 2017. Die Arbeit ist unter der Nummer AJ-MOT-POS/T-66-1 registriert und wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen.

PROVENIENZ: Galerie Thelen, Essen.
Sammlung Helga und Walther Lauffs (1968 bei Vorgenannter erworben).
Sotheby's, London, 2. Juli 2008, Lot 120.
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.

AUSSTELLUNG: Sammlung Helga und Walther Lauffs - Amerikanische und europäische Kunst der sechziger und siebziger Jahre, Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld, 1983/84 (Kat.-Nr. 173).

Schon früh orientiert sich Jacquet in seinen Arbeiten an den einzelnen Bildpunkten, aus denen in Zeiten der Schnelldruckverfahren und der Verwendung metallener Druckplatten die Abbildungen in Zeitungen und Comics zusammengesetzt werden. Sein gesamtes künstlerisches Schaffen gründet auf dieser Idee der Illusion, des Verfälschens und der sukzessiven Auflösung der Darstellung in einzelne Bestandteile, in alleinstehende Striche, Punkte und schmale Farbflächen. Häufig verwendet Jacquet Fotografien oder Werbeplakate als Vorlage für seine Werke, bedient sich aber auch am Bildfundus der großen Meisterwerke der europäischen Kunstgeschichte wie Manets "Le Déjeuner sur l'herbe", Manets "Olympia" oder Botticellis "Die Geburt der Venus". Für das hier angebotene Werk der Jungfrau mit Kind greift Jacquet auf ein tradiertes Sujet der Kunstgeschichte zurück und beweist damit einmal mehr seine Vorliebe für vielfältige, weitreichende inhaltliche Anspielungen als wesentlicher Bestandteil seines Schaffens. Auch dabei spielt der Aspekt der Manipulation einer Bildvorlage eine tragende Rolle. An impressionistische Techniken erinnernd, zerfällt die Darstellung in kleinere Streifen, Flächen und Farbflecken je mehr sich der Betrachter dem Bildträger nähert. Sein Blick wird gestört, die Darstellung erreicht die Grenze des Erkennbaren. Trotz der ausschließlichen Verwendung der ungemischten Grundfarben Rot, Blau und Gelb entsteht auf der Leinwand durch die Überlagerung mehrerer Farbflächen nicht nur eine Fülle neuer Farbnuancen, sondern auch der tiefblaue, fast schwarze Hintergrund, der sich gegen das strahlende Weiß ausgewählter Körperpartien der Figuren abhebt und der Darstellung so zusätzliche Lesbarkeit verleiht.



852
Alain Jacquet
La vierge et l'enfant, 1966.
Acryl
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 112.500

(inkl. Käuferaufgeld)