Auktion: 431 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 25.05.2016 in München Lot 123

 

123
Ludwig von Hofmann
Tanzende in weiter Landschaft, Um 1918-1924.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 60.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Tanzende in weiter Landschaft. Um 1918-1924.
Öl auf Leinwand.
Links unten monogrammiert. 70 x 148 cm (27,5 x 58,2 in).
Leinwand verso braun gefasst (darunter wohl übermalte farbige Komposition). [CB].

Wir danken Frau Dr. Annette Wagner-Wilke, Karben, für die wissenschaftliche Beratung.

PROVENIENZ: Privatsammlung Agnes Hesse, geb. Thiersch, Leipzig (1863-1954). Schwester von Justus Thiersch (1859-1937), der 1888 Maria von Hofmann (1865-1940), die Schwester des Künstlers, heiratete.
Seitdem in Familienbesitz Leipzig/Saarbrücken/Nordrhein-Westfalen (verso mit dem Besitzer-Etikett von Prof. Dr. med. Fritz Hesse (1897-1980, Sohn der Vorgenannten).

AUSSTELLUNG: Kunstausstellung Kühl, Dresden, o. J. (wohl Januar/Februar 1936; verso mit dem Etikett).

LITERATUR: Vgl.: Ausst.-Kat. Darmstadt, Annette Wagner, Klaus Wolbert (Hrsg.), Ludwig von Hofmann. Arkadische Utopien in der Moderne, Institut Mathildenhöhe Darmstadt, 2005/2006, Kat.-Nr. 72 (= Ludwig-von-Hofmann-Archiv, Zürich, Inv.-Nr. F22).

Ludwig von Hofmann wendet sich schon früh in seinem künstlerischen Schaffen dem Großformat zu. Bereits in den 1890er Jahren entstehen erste großformatige Gemälde sowie Entwürfe für Wandbilder. Inspiration findet Hofmann zum einen im Studium antiker Wandbilder und italienischer Renaissance-Fresken, zum anderen während seines Aufenthaltes in Paris 1889/90 bei Arbeiten von Puvis de Chavannes und Paul-Albert Besnard. Besonderen Einfluss auf Hofmann hat auch die 1892 in München gezeigte Hans-von-Marées-Ausstellung. In kurzer Zeit findet Hofmann zu einem ganz individuellen Stil, der sich in seiner dekorativen Stilisierung der Formen und der Wahl kräftig bunter Farben besonders für monumentale Wandgestaltungen eignet. In den folgenden drei Jahrzehnten erhält Hofmann zahlreiche Aufträge für die Gestaltung öffentlicher und privater Räume, unter anderem im Nationaltheater Weimar, in Auerbachs Keller in Leipzig sowie der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig. Auffallend ist dabei das vielfach variierte Motiv der Tanzenden, das Hofmann immer wieder aufnimmt. In einigen Arbeiten wählt er eine besonders reduzierte Formensprache und gesteigerte Flächigkeit, bei der der landschaftliche Hintergrund nahezu komplett verschwindet. Dies zeigt sich beispielsweise im "Tanzfries" um 1912 (Ketterer Kunst, Auktion 370, 29. Oktober 2010, Lot 1179). Bei anderen Werken stellt Hofmann die Figuren wiederum vor eine zwar stilisierte, aber klar erkennbare Landschaft. So auch bei dem hier angebotenen Gemälde "Tanzende in weiter Landschaft", das auf eine frühe Version zurückgreift ("Tanz am grünen Hügel", um 1910, vgl. Ausst.-Kat. Darmstadt 2005/2006, Kat.-Nr. 72). Die Tanzenden bleiben nahezu identisch, doch die veränderte, deutlich buntere Landschaft mit breitem Ufer deutet auf eine Entstehung im Zusammenhang mit den Wandbildern für die Villa Kaufmann in Dresden (1924/25) hin.



123
Ludwig von Hofmann
Tanzende in weiter Landschaft, Um 1918-1924.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 60.000

(inkl. Käuferaufgeld)