Auktion: 428 / Klassische Moderne am 03./05.12.2015 in München Lot 260

 

260
Conrad Felixmüller
Porträt des Malers Alois Erbach, 1920.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 115.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Porträt des Malers Alois Erbach. 1920.
Öl auf Leinwand.
Felixmüller 204. Links unten signiert. Verso signiert, datiert und bezeichnet "No. 204. / A.E. in Klotzsche". 78 x 75 cm (30,7 x 29,5 in).

Ausdruckvolles Porträt des befreundeten Künstlerkollegen aus der besten Schaffenszeit des Künstlers.

PROVENIENZ: J. B. Neumann, USA.
Sammlung Renger-Patzsch, Hamburg.
Galerie Brockstedt, Hamburg.
Christie´s, London, 1987.
Privatbesitz Ingolstadt.

AUSSTELLUNG: Felixmüller-Ausstellung, Graphisches Kabinett J. B. Neumann, Berlin 1921, Kat.-Nr. 20.
Galerie Pels-Leusden, Villa Grisebach, Berlin o. J. (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Conrad Felixmüller. Die Dresdner Jahre, zum 90. Geburtstag des Künstlers, Galerie Remmert und Barth, Düsseldorf 1987, Kat.-Nr. 59, mit Abb. S. 69.
Conrad Felixmüller. Gemälde-Aquarelle-Zeichnungen-Druckgraphik-Skulpturen, Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum Schloß Gottdorf, Schleswig/Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof/Kunstverein Braunschweig/Staatliche Galerie Moritzburg, Halle an der Saale, 1990/91, Kat.-Nr. 15, mit Farbabb. S. 89.
Between Politics and Studio - Conrad Felixmüller, Leicestershire Museums, Arts and Records Service, Leicester 1994, Kat.-Nr. 20.

Die Porträts, die Conrad Felixmüller in den späten zehner und frühen zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts malte, sind von einer Eindringlichkeit der Auffassung, wie sie später kaum noch in seinem malerischen Werk zu finden ist. Beeinflusst durch eine intensive Auseinandersetzung mit dem Kubismus und wohl auch durch Arbeiten von August Macke bestimmt, gewinnt Felixmüller eine Reife der Darstellung, die sowohl in formaler als auch in koloristischer Sicht für sein gesamtes malerisches Schaffen prägend sein sollte. Doch die Dichte der Aussage ist nur jenen Werken anheim, die - wie das vorliegende Porträt des Künstlerfreundes Alois Erbach - in dieser relativ kurzen Zeitspanne entstanden sind. Mit dem Maler Alois Erbach war Conrad Felixmüller seit der kurzen Zeit seines Aufenthaltes in Wiesbaden befreundet. Er teilte dessen sozialkritische Einstellung, die auch im Werk von Erbach eine bedeutende Stellung einnimmt. In unserem Porträt karger Formgebung sieht Felixmüller seinen Malerkollegen als Grübelnden, der zweifelnd in eine unsichere Zukunft blickt. Vor dem Hintergrund einer gestaffelten Häusergruppe hebt sich das Porträt mit dem markanten Schädel umso wirkungsvoller ab, da es mit Attributen intellektueller Bedeutung ausgestattet ist. Die Brille, wie in den vielen Selbstporträts von Felixmüller, ist hier wichtiges Requisit wie auch die Pfeife, die der dargestellten Person jenen Anspruch intellektueller Freizügigkeit verleihen, der sowohl dem Dargestellten als auch dem Maler zu eigen war. Conrad Felixmüller hat mit seinen um 1920 entstandenen Bildnissen einen bedeutenden Beitrag für die kritische Malerei der deutschen Moderne der zwanziger Jahre geliefert.
In seinen Erinnerungen an Wiesbaden schreibt Conrad Felixmüller: "Der Maler Alois Erbach wurde mir damals ein liebenswerter Malerfreund. Dieser außerordentlich bescheidene Mensch war selbstquälerisch verstrickt in Anregungen widersprechender Art [..] Einige Wochen war er 1920 unser Gast in Klotzsche und da waren meine Bilder seine Leitsterne. Zweimal habe ich ihn gemalt, zuerst in Klotzsche - sehr flüssig, ohne Problematik. Der Photograph Renger-Patzsch in Hamburg erwarb es bald. Das zweite entstand in Wiesbaden: 'Doppelbildnis Erbach mit seiner Frau'" (zit nach: Conrad Felixmüller. Die Dresdner Jahre 1913-1933, Galerie Remmert und Barth, Düsseldorf 1987, S. 68).



260
Conrad Felixmüller
Porträt des Malers Alois Erbach, 1920.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 115.000

(inkl. Käuferaufgeld)