Auktion: 419 / Klassische Moderne am 05.12.2014 in München Lot 300

 

300
Christian Rohlfs
Waldlichtung, Um 1900.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 22.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Waldlichtung. Um 1900.
Öl auf Leinwand.
Nicht bei Vogt. Rechts unten signiert und schwer leserlich datiert. 74,5 x 99 cm (29,3 x 38,9 in).

Die vorliegende Arbeit wird zum nächstmöglichen Termin dem Komitee des Christian-Rohlfs-Archives, Hagen, vorgelegt.

PROVENIENZ: Galerie Commeter, Hamburg (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett, dort mit der schwer leserlichen Registriernummer "1649" (?)).
Sammlung Springorum, Dortmund (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Privatsammlung Süddeutschland.

Am 22. Dezember 1849 wird Christian Rohlfs in Niendorf in Holstein geboren. Während eines zweijährigen Krankenlagers von 1864-66 wird Rohlfs von dem Arzt Dr. Stolle betreut, der die malerische Begabung des Jungen entdeckt und fördert. In dieser Zeit entstehen die ersten Zeichnungen. Auf Anraten und Empfehlung Theodor Storms geht Rohlfs zunächst nach Berlin, dann 1870 an die Kunstakademie in Weimar, um Malerei zu studieren. Ein Beinleiden verschlimmert sich in den kommenden zwei Jahren derart, dass ihm 1873 ein Bein amputiert werden muss. Als Historien- und Genremaler findet Rohlfs die Anerkennung des Großherzogs von Sachsen-Weimar, der ihn jahrelang unterstützt. Seine unabhängige stilistische Entwicklung parallel zur Schule von Barbizon und zum französischen Impressionismus ist ab 1888 zu erkennen.

Vom Naturalismus der 1870er Jahre kommend, findet Christian Rohlfs zu einer sehr eigenen Interpretation des Impressionismus, die vor allem für die um 1900 entstandenen Werke bestimmend ist. Die Landschaft in und um Weimar gibt ihm dazu die Anregungen. Vergleichbar mit den Künstlern der Schule von Barbizon, die fast sechzig Jahre zuvor die Umgebung von Paris erkundeten und mit ihrer Plein-Air-Malerei neu entdeckten, findet Rohlfs in den unspektakulär ländlichen Motiven seine malerische Erfüllung. Der hohe Himmel wird zum bildbestimmenden Element und trägt so wesentlich zu einer Bildaussage bei, die in der pastoralen Ruhe der Landschaft ihren besonderen Reiz hat. Dem steht ein erregter Pinselstrich gegenüber, der in seiner tachistischen Manier das vom Impressionismus her aufgenommene Farbgefühl auf sehr eigene Weise interpretiert. Die Landschaften, die Christian Rohlfs in dieser Zeit des Übergangs zu seinem Spätstil gemalt hat, sind ein lebendiges Zeugnis für den ungebrochenen Drang des Künstlers, sich und seiner Malerei Neuland zu erobern.

Durch die Vermittlung Henry van de Veldes lernt Rohlfs den Gründer des Folkwang-Museums Karl Ernst Osthaus in Hagen/Westfalen kennen. Dieser überzeugt ihn, 1901 nach Hagen überzusiedeln, um eine von ihm geplante Malschule zu leiten - das Vorhaben scheitert jedoch. Während der Sommeraufenthalte in Soest lernt er 1905 Emil Nolde kennen. Der beginnende Expressionismus der "Brücke", dem im Folkwang-Museum frühe Ausstellungen gewidmet sind, entspricht Rohlfs' eigener Tendenz zu expressiver Gestaltung. Prägt nach der Akademiezeit der Impressionismus das Werk von Christian Rohlfs zwanzig Jahre lang, so findet er als Sechzigjähriger zu einem expressiven Spätstil. 1929 wird zum 80. Geburtstag des Künstlers das Christian-Rohlfs-Museum in Hagen gegründet. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird Rohlfs 1937 aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen. 412 seiner Bilder entfernt man als "entartet" aus deutschen Museen. Ein Jahr später, am 8. Januar 1938 stirbt Christian Rohlfs in seinem Hagener Atelier. In die Kunstgeschichte geht er als einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Expressionismus ein.




300
Christian Rohlfs
Waldlichtung, Um 1900.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 22.500

(inkl. Käuferaufgeld)