Auktion: 406 / Moderne Kunst am 08.06.2013 in München Lot 12

 

12
Max Liebermann
Blumenterrasse im Wannseegarten nach Nordwesten, 1920.
Pastell
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 95.160

(inkl. Käuferaufgeld)
Blumenterrasse im Wannseegarten nach Nordwesten. Um 1920.
Pastell.
Rechts unten signiert. Auf leicht bräunlichem Velin, die linke Blattkante mit Perforierung. 23,2 x 29,8 cm (9,1 x 11,7 in), blattgroß.

Mit einem Foto-Gutachten von Drs. Margreet Nouwen, Berlin, vom 15. November 2003. Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnins der Pastelle, Aquarelle und Gouachen von Max Liebermann aufgenommen.

PROVENIENZ: Galerie Ludorff, Düsseldorf.
Galerie Haas, Zürich & Berlin (auf der Rahmenrückwand mit dem Galerieaufkleber).
Privatsammlung.

AUSSTELLUNG: Im Garten von Max Liebermann, Hamburger Kunsthalle, 11.6.2004 - 26.9.2004, Kat. Nr. 31.
Der deutsche Impressionismus, Kunsthalle Bielefeld, 2009/2010, Kat. S. 116.

Bereits als Neunjähriger beginnt Max Liebermann seine unmittelbare Umgebung mit Stift und Papier einzufangen. Als der renommierte Berliner Maler Carl Steffeck Zeichnungen des 15-Jährigen zu sehen bekommt, rät er entgegen den Wünschen der Eltern, dieses Talent unbedingt zu fördern. Er erteilt dem Jungen ersten Unterricht und ermuntert ihn zum Besuch der Weimarer Akademie. Liebermann studiert dort dreieinhalb Jahre bis 1872. Eine Reise nach Düsseldorf führt den jungen Künstler 1871 zu Mihály Munkácsy, einem dort lebenden ungarischen Maler, dessen Realismus ihn begeistert. Unter diesem Eindruck entsteht noch im selben Jahr sein erstes großes Bild "Die Gänserupferinnen". Die ungeschönte Wirklichkeit darin, die bei Kritikern auf herbe Ablehnung stößt, wird von nun an charakteristisch für Liebermanns Darstellungsweise. Die Jahre 1873 bis 1878 verbringt er in Paris und dem Künstlerort Barbizon. Liebermann beschäftigt sich mit der Kunst Millets, dessen Bilder von der Arbeit des einfachen Menschen auf dem Land ihn nachhaltig beeinflussen. Seit seinem ersten Aufenthalt in Holland im Jahr 1871 reist Liebermann regelmäßig dorthin. Er findet hier die geeigneten Motive zu mehreren seiner wichtigsten Werke. Durch sein Engagement, in unpathetischer Schlichtheit das Leben und die Arbeit des einfachen Menschen zur Kunst zu erheben, muss Liebermann stets um Anerkennung kämpfen. Erst als er sich zunehmend Motiven und Szenen aus dem Leben des gehobenen Bürgertums zuwendet, wird er zu einem gefeierten und gesuchten Maler des liberalen Bürgertums der Jahrhundertwende. Die Jahre 1878 bis 1884 verbringt Liebermann in München, bevor er 1884 in seine Geburtsstadt Berlin zurückkehrt. Doch nicht nur als Künstler, sondern auch als Kunstpolitiker nimmt Liebermann einen hohen Rang ein. Bereits Anfang 1892 gehört er zu den Mitgliedern der ersten Sezession Deutschlands, deren Berliner Vorsitz er in den Jahren 1898 bis 1911 innehat. Seine Heimatstadt Berlin ehrt Liebermann mit der Berufung zum Professor an der Königlichen Akademie der Künste.

Mit dem Erwerb des Grundstücks am Wannsee 1909 und dem mit der Hilfe von Alfred Lichtwark angelegten Malergarten eröffnet sich für Liebermann eine neue Welt der Motive. Impressionen aus dem Wannseegarten bilden einen eigenen Komplex im umfangreichen Œuvre des Künstlers. Vor Liebermann hatten bereits die französischen Impressionisten, allen voran Monet, Malergärten geschaffen, die in ihrer Erlebniswelt das malerische Werk ihrer Schöpfer grundlegend bereicherten. Liebermann knüpft hier an. Seine Gartenbilder haben sich in ihrer Farbenpracht, dem großzügigen Duktus sowie der subtilen Lichtführung einen festen Platz im reichen Gesamtschaffen des deutschen Spätimpressionismus erobert. Liebermann schafft in vertrauter Umgebung ein malerisches Werk der feinen Valeurs, denen er aufgrund einer souveränen Beherrschung der malerischen Mittel spontane Frische und Einmaligkeit verleiht. Das vorliegende Pastell ist nahezu kompositionsgleich mit dem gleichnamigen Gemälde von 1916 (Eberle 1916/18). In der Sicht etwas nach vorn gerückt, fehlt im Pastell der Baumstamm links im Bild und ein Teil der Hausfassade, die das Gemälde in der linken oberen Ecke abschließt. Was im Gemälde etwas streng und konstruiert wirkt, ist hier im Pastell locker und mit sichtlicher Freude an der schnellen Niederschrift gezeichnet. Die sommerliche Atmosphäre des Gartens erscheint umso lichter.

In den Jahren 1920 bis 1932 ist Liebermann Präsident der Preußischen Akademie der Künste. Die letzte Zeit seines Lebens verbringt der Künstler zurückgezogen. Im November 1934 erkrankt er schwer und stirbt drei Monate später in seiner Berliner Wohnung. [KD].




12
Max Liebermann
Blumenterrasse im Wannseegarten nach Nordwesten, 1920.
Pastell
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 95.160

(inkl. Käuferaufgeld)