Auktion: 407 / Post War/ Zeitgenössische Kunst am 08.06.2013 in München Lot 208

 

208
Alexander Calder
Ohne Titel, 1976.
Objekt
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 329.400

(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel. 1976.
Objekt. Stehendes Mobile aus Blech, Draht und Nieten auf Metallfuß. Farbig gefasst.
Auf dem Metallfuß seitlich monogrammiert und datiert. Ca. 24,6 x 39 x 14 cm (9,6 x 15,3 x 5,5 in).

Die Arbeit ist im Archiv der Calder Foundation, New York, unter der Nummer "A 25818" registriert.

PROVENIENZ: Privatsammlung Schweiz.

Alexander Calder zählt zu den herausragenden US-amerikanischen Künstlern im 20. Jahrhundert. Aufgewachsen in künstlerischem Milieu - der Vater ist Bildhauer, die Mutter ist Malerin-, entscheidet sich der Sohn zunächst für eine Ausbildung zum Ingenieur, die er 1919 mit einem Diplom abschließt. 1923 tritt Calder der New Yorker Art Students League bei, wo er Zeichenunterricht nimmt. 1925 fertigt Calder seine erste Drahtskulptur an, die seine weitere künstlerische Entwicklung entscheidend prägen wird. Darüber hinaus entstehen Zeichnungen, die er 1926 zusammen mit Gemälden in seiner ersten Ausstellung (The Artists Gallery, New York) zeigt. 1926 beginnt Calder mit der Arbeit an seinem legendären "Cirque Calder", ein sich ständig vergrößerndes Konvolut mechanischer Spielzeuge aus Draht, Gummi, Leder und Holz, aus dem sich allmählich ein kompletter Miniaturzirkus entwickelt, den er zunächst wenigen ausgewählten Freunden und Bekannten zeigt, schon bald jedoch auch mit öffentlichen Präsentationen für Furore sorgt. Nachdem Calder erstmalig 1926 in Paris gelebt und gearbeitet und mit Galerieausstellungen Erfolge gefeiert hatte, zieht er 1930 erneut in die pulsierende Kunstmetropole. Besonders fruchtbar für Calders künstlerische Entwicklung sind hier die Kontakte zu Marcel Duchamp und Hans Arp, gibt ersterer doch den motorgetriebenen, ratternden Skulpturen Alexander Calders den Namen "Mobiles", während Arp nur wenig später den Begriff "Stabiles" für die nicht motorisierten Objekte prägt. Es zeigt sich, dass Mobile und Stabile zum Kernelement, zur Essenz der Kunst Calders avancieren. Calder selbst sollte Anfang der 1940er Jahre die Bedeutung des Begriffs "Mobile" erweitern und damit nicht nur den elektrischen oder mechanischen Betrieb, sondern jegliche Art von Antrieb, etwa auch durch natürliche Kräfte wie den Wind, legitimieren. 1937 entsteht schließlich mit "Whale" die erste Skulptur, die wir heute mit dem Begriff des "Stabile" verbinden, ist sie doch aus massiven, unbeweglichen, schwarzen Stahlplatten konstruiert.

Genial ist schließlich der Schritt der Verbindung von Mobile und Stabile zu den sogenannten "Standing Mobiles", die auf festen Sockeln filigrane Gebilde balancieren. Im Verlauf seiner Karriere erschafft Calder einen eigenen faszinierenden Kosmos dieser Objekte, an dessen Ende das in unserer Auktion angebotene Kunstwerk steht, das in seiner konzentrierten Farb- und Formensprache, in seinen zarten Bewegungsmomenten und seiner einnehmenden Präsenz die vollkommene Meisterschaft des Spätwerks in sich trägt. Für den Betrachter ergibt sich dabei sowohl aus der Bewegung der organisch abstrahierten Formen heraus als auch in den unbewegten, immer unterschiedlich sich zeigenden Momenten ein stets beeindruckendes Formenspiel.

Im November des Jahres, in dem unser Kunstwerk entstanden ist, verstirbt Alexander Calder in New York. Werke Calders befinden sich heute in den wichtigsten internationalen Sammlungen, darunter die Tate Collection London, das Museum of Modern Art in New York oder die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel, die seit kurzem in Zusammenarbeit mit der Calder Foundation Werke des Künstlers in der sogenannten "Calder Gallery" präsentiert. [KP].




208
Alexander Calder
Ohne Titel, 1976.
Objekt
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 329.400

(inkl. Käuferaufgeld)