Auktion: 374 / Moderne Kunst am 04.12.2010 in München Lot 40

 
Hermann Max Pechstein - Sitzender Akt


40
Hermann Max Pechstein
Sitzender Akt, 1910.
Tusche
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 32.940

(inkl. Käuferaufgeld)
Tusche, Gouache und Bleistift
Rechts unten monogrammiert. Auf bräunlichem Velin. 42,3 x 33,5 cm (16,6 x 13,1 in), Blattgröße

Wir danken Herrn Alexander Pechstein für die freundliche Beratung.

PROVENIENZ: Fred Howard, New York.
Privatsammlung Süddeutschland.

Schon früh wird das künstlerische Talent Max Pechsteins erkannt und gefördert. Sein Werdegang, erst als Lehrling bei einem Zwickauer Malermeister, dann in der Dresdner Kunstgewerbeschule und schließlich an der dortigen Akademie bei dem Dekorationsmaler Otto Gußmann, verhilft Pechstein zu einem soliden handwerklichen Können. Als er 1906 für die Dresdner Kunstgewerbeausstellung ein Deckenbild in so unkonventioneller Farbigkeit malt, dass es der Auftraggeber durch graue Spritzer dämpfen lässt, wird Erich Heckel auf Pechstein aufmerksam und holt ihn schließlich in die ein Jahr zuvor gegründete Künstlervereinigung "Die Brücke", welche sich zum Ziel eine dem Impressionismus entgegengesetzte, aus der Kraft der Farbe kommende Malerei gesetzt hatte und "alle revolutionären und gärenden Kräfte an sich [..] ziehen wollte" (Schmidt-Rottluff). Im Umfeld der "Brücke"-Mitglieder entwickelt sich der expressionistische Stil Pechsteins nun weiter, wobei es sein Ziel ist, mit wohldosiertem Einsatz malerischer Mittel den motivischen Kernpunkt herauszuarbeiten. 1908 lässt sich Pechstein in Berlin nieder und wird dort zum Mitbegründer der Neuen Sezession. Im Jahr 1908 lässt sich Pechstein in Berlin nieder und wird dort 1910 zum Mitbegründer der Neuen Sezession. Diese versteht sich als eine Art Gegenorganisation zur Berliner Sezession, welche sich unter der Leitung Liebermanns zunehmend zu einem reinen Interessenverband des Impressionismus verhärtet hatte und den künstlerischen Neuerungen der Expressionisten ablehnend gegenüberstand. Die Sommermonate verbringt Pechstein gemeinsam mit Heckel, Kirchner und Schmidt-Rottluff in Dangast und an den Moritzburger Seen, wo sich der entscheidende Durchbruch zum Brücke-Stil vollzieht.

Losgelöst von allen akademischen Normen widmen sich die Brücke-Künstler der Darstellung des Aktes in freier Natur. Gemeinsam ist ihnen die Begeisterung für das Fremde und Primitive, vermittelt über die ausdrucksstarke afrikanische Plastik, welche die Maler im Dresdner Völkerkundemuseum gesehen hatten, und so weisen die Akte jener Jahre häufig exotische Gesichtszüge auf. In unserer, in jene Phase des Höhepunktes des Brücke-Expressionismus zu datierenden Zeichnung. setzt Pechstein mit sicherem Strich und wirkungsvoll eingesetzter fabiger Akzentuierung den weiblichen Akt in provokanter Ungezwungenheit meisterhaft in Szene.

Im Folgenden schafft Pechstein Figurenbilder, Stillleben und Landschaften in einem gemäßigt expressionistischen Stil, der zu dem frühen und langanhaltenden Erfolg des Künstlers führt. 1937 wird Hermann Max Pechstein als "entarteter Künstler" diffamiert. Ab 1945 dann lehrt er an der Berliner Akademie der Künste. Neben der Malerei entsteht im Bereich der Grafik ein Werk mit mehr als 850 Holzschnitten, Lithografien und Radierungen. [JS].




40
Hermann Max Pechstein
Sitzender Akt, 1910.
Tusche
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 32.940

(inkl. Käuferaufgeld)