Auktion: 361 / Kunst nach 45/ Zeitgenössische Kunst am 12.12.2009 in München Lot 326.10

 
Hans Hartung - PM 1973-35


326.10
Hans Hartung
PM 1973-35, 1973.
Kreide
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 37.820

(inkl. Käuferaufgeld)

Farbige Kreide, Bleistift und Acryl
Verso auf der Leinwand handschriftlich betitelt und bezeichnet. Auf Karton auf Leinwand, auf Keilrahmen aufgezogen. 32,2 x 47 cm (12,6 x 18,5 in)

Mit einer Fotoexpertise der Fondation Hans Hartung et Anna-Eva Bergman, Antibes, vom 20. Februar 2006. Die vorliegende Arbeit ist dort unter der Nummer CT 5431-9 verzeichnet.

PROVENIENZ: Fondation Hans Hartung et Anna-Eva Bergman, Antibes.
Galerie Carinthia, Klagenfurt.

Hans Hartung ist einer der wenigen Künstler, die ihr ganzes Leben lang ausschließlich in informellen Formen gearbeitet haben. Er beginnt seine Studien der Philosophie und Kunstgeschichte 1924 an der Universität in Leipzig, wechselt dann an die Akademien der Bildenden Künste in Leipzig und Dresden. 1928 bildet Hartung sich bei dem Maler Max Doerner in München weiter. In dieser Zeit entstehen spontane, zeichenhafte Linienkompositionen, in denen sich der Künstler von der Inspiration des Zufälligen leiten lässt und das Spannungsverhältnis von Farbfläche und Linie untersucht. Nach einem längeren Aufenthalt auf der Insel Menorca übersiedelt Hartung 1932 nach Paris. Hier lernt er Kandinsky, Mondrian, Miró und Calder kennen und beteiligt sich an den Ausstellungen im "Salon des Surindépendants". Bei Kriegsausbruch tritt Hartung 1939 in die Fremdenlegion ein und kehrt 1945 schwer verwundet nach Paris zurück, wo er die französische Staatsbürgerschaft annimmt. In diesen Jahren entstehen Bilder mit schwebenden Farbfeldern, die von kalligrafischen Linienbündeln überlagert werden. Ab 1949 nimmt Hartung an bedeutenden Ausstellungen in Paris, Brüssel, München und Basel teil. In den Jahren 1955-64 ist er auf der documenta in Kassel vertreten. 1956 wird Hartung mit dem "Prix Guggenheim" geehrt und als außerordentliches Mitglied an die Akademie der Künste in Berlin berufen. 1960 erhält er den Großen Internationalen Preis für Malerei auf der Biennale in Venedig. In den 1960er Jahren entstehen nun monochrome Farbflächen, in die Hartung Reihen paralleler Rillen einritzt, so dass zur kalligrafischen noch eine plastische Qualität hinzukommt.

In den 1970er Jahren wird Hartungs Œuvre nicht nur in Deutschland mit einer Retrospektive im Wallraf-Richartz-Museum in Köln, sondern auch 1975 mit einer Einzelausstellung im Metropolitan Museum, New York, geehrt. Die New Yorker Ausstellung präsentiert ausschließlich Arbeiten der frühen 1970er Jahre, in denen Hartung das Formenpotential der beiden vorangegangenen Jahrzehnte mit neuen, stärker flächig ausgerichteten Formelementen verbindet. Seine Kompositionen zeigen nun häufig breite, mit dem Spachtel oder breiten Flachpinseln aufgetragene Farbzonen, welche wie in der vorliegenden Arbeit mit den feinen Liniensystemen früherer Arbeiten zu ausdrucksstarken Farbklängen verschmolzen werden. Die filigranen, gestisch-dynamischen Linienbündel Hartungs werden hier vor leuchtenden Farbzonen in Gelb, Blau und Weiß präsentiert, welche selbst durch jene, die Bewegung der Pinselborsten dokumentierenden Linien in der Acrylfarbe weniger als geschlossene Fläche, denn als zur Fläche verdichtete Linienbündel erscheinen.

Hartung veröffentlicht seine Lebenserinnerungen 1976 in dem Buch "Autoportrait". Ein Jahr später wird er Mitglied der Académie des Beaux-Arts in Paris und 1981 erhält er den Oskar-Kokoschka-Preis der Republik Österreich. Die große Anzahl an Auszeichnungen, mit denen das künstlerische Schaffen Hartungs bereits zu seinen Lebzeiten bedacht wird, zeigt, dass er ein Künstler von internationalem Rang ist. 1989 stirbt er in Antibes als einer der wichtigsten Repräsentanten des europäischen Informel. [JS].




326.10
Hans Hartung
PM 1973-35, 1973.
Kreide
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 37.820

(inkl. Käuferaufgeld)