Auktion: 360 / Moderne Kunst am 12.12.2009 in München Lot 171

 
Alexej von Jawlensky - Meditation


171
Alexej von Jawlensky
Meditation, 1935.
Öl
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 42.700

(inkl. Käuferaufgeld)

Öl auf Papier, auf Karton aufgezogen
Jawlensky 1756 (mit Farbabbildung S. 188). Links unten monogrammiert, rechts unten datiert. Verso auf dem Unterlagekarton signiert und datiert sowie bezeichnet "XI N5" und gewidmet "Für Adga Holst zur Erinnerung und mit innigster Verehrung. A. Jawlensky". 19,4 x 15,1 cm (7,6 x 5,9 in)Unterlagekarton: 20,5 x 16,1 cm (8 x 6,4 in).
Die schwedische Malerin Agda Holst (1886-1976) lernt Jawlensky bereits 1911 im Atelier von Kees van Dongen in Paris kennen. Über ihre Freundschaft ist leider nichts Näheres bekannt. Die Widmung unseres Werkes lässt jedoch vermuten, dass zwischen den beiden Künstlerpersönlichkeiten eine besondere Beziehung bestanden hat.

PROVENIENZ: Agda Holst, Schweden.
Karin Stattin, Prästmon.
Bukowskis, Stockholm, 28.-30. November 1989, Lot 154.
Villa Grisebach Auktionen, Berlin, 13. Auktion, 1. Juni 1990, Lot 41.
Privatsammlung Berlin.
Privatsammlung Süddeutschland (erworben bei Galerie Heseler, München).

Erst 1889 beginnt Jawlensky in St. Petersburg mit seiner künstlerischen Ausbildung. Er studiert bei Ilja Repin und lernt über diesen Marianne von Werefkin und Helene Nesnakomoff, seine spätere Frau, kennen. Mit beiden siedelt Jawlensky 1896 nach München über, um eine private Kunstschule zu besuchen. Hier lernt er Wassily Kandinsky kennen. Der Künstler unternimmt mehrere Reisen nach Frankreich und kann 1905 im Salon d'automne zehn Gemälde zeigen. Im Sommer 1908 arbeitet er mit Wassily Kandinsky, Marianne von Werefkin und Gabriele Münter erstmals zusammen in Murnau. Hier entsteht auch die Idee zur Gründung der "Neuen Künstlervereinigung München", zu der sich die vier Maler und andere Münchner Künstler 1909 zusammenschließen. Im Dezember desselben Jahres findet in München die erste Ausstellung der Gruppe statt. Zwei Jahre später wird der "Blaue Reiter" als neue große Idee einer künstlerischen Zusammenarbeit ins Leben gerufen. 1913 nimmt Jawlensky am Ersten Deutschen Herbstsalon Herwarth Waldens in Berlin teil. Als 1914 der Erste Weltkrieg beginnt, wird Jawlensky aus Deutschland ausgewiesen. Er siedelt mit seiner Familie und Marianne von Werefkin nach St. Prex am Genfer See über und lebt bis 1921 in der Schweiz, wo er 1918 mit seinen abstrakten Köpfen beginnt. Anschließend lässt sich Jawlensky endgültig in Wiesbaden nieder. Eine schwere Arthritis-Erkrankung im Jahr 1929 hat einige Kuraufenthalte zur Folge, denen sich der Künstler regelmäßig unterziehen muss. Jawlensky leidet unter einer fortschreitenden Lähmung und kann nur unter Schwierigkeiten malen. 1933 wird er von den Nationalsozialisten mit Ausstellungsverbot belegt. Im Jahr darauf beginnt der Maler mit der Reihe der kleinformatigen "Meditationen".

Die große Anzahl der Meditationen belegt, wie sehr Jawlensky das Thema am Herzen liegt. In immer neuen Variation sucht sich Jawlensky einem Bild zu nähern, das er latent in seinem Innersten trägt. Ursprünglich von Porträts ausgehend, schafft er in der Folge die eindringlich reduzierte Form des Unzerstörbar-Ewigen, die die Grundlage aller späteren Meditationen bildet. Der Malvorgang wird als pseudosakrale Handlung begriffen, als Essenz dessen, was Jawlensky verinnerlicht hat - etwa dem Entstehungsprozess chinesischer Tuschpinselzeichnungen vergleichbar, die auch als spontaner Ausdruck einer Akkumulation lange gesammelter optischer Erfahrungen zu sehen sind.

1937 werden 72 seiner Werke als "entartet" beschlagnahmt. Vier Jahre später, 1941, stirbt Jawlensky in Wiesbaden. [KD].




171
Alexej von Jawlensky
Meditation, 1935.
Öl
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 42.700

(inkl. Käuferaufgeld)