Auktion: 300 / Klassiker des XX.Jahrhunderts am 02.06.2006 Lot 400

 
Gabriele Münter - Seeufer mit Bäumen (Bucht von Sanary-sur-mer)


400
Gabriele Münter
Seeufer mit Bäumen (Bucht von Sanary-sur-mer), 1932.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 59.500

(inkl. Käuferaufgeld)

Seeufer mit Bäumen (Bucht von Sanary-sur-mer). 1932.
Öl auf Malpappe.
Verso mit dem Nachlassstempel, der hs. Nachlassnummer "L 239" sowie der Werknummer "27/32". 33 x 44,7 cm ( 12,9 x 17,5 in).
Gabriele Münters Titel zu unserem Bild ist laut Arbeitsheft von 1932 "Von Sanarybucht (mit 3 Männchen)".

Mit einem Schreiben der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München, vom 16. Juni 2000

PROVENIENZ: Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München.
Privatsammlung Deutschland.

Den ersten Unterricht erhält Gabriele Münter 1897 an der Düsseldorfer Damen-Kunstschule, die weitere Ausbildung im Künstlerinnen-Verein als Schülerin von M. Dasio und A. Jank. Anschließend geht sie nach München und besucht dort die Privatkunstschule "Phalanx"; Leiter der Schule ist Wassily Kandinsky. Stilistisch distanziert sich Münter nun vom Impressionismus und lässt in ihrem Werk Einflüsse der Fauves und Expressionisten erkennen. Ein ruhigeres Leben beginnt ab 1908 in der mit Kandinsky gemeinsamen Wohnung in München. Mit Klee, Marc, Macke, Jawlensky und Marianne von Werefkin pflegen die beiden regen Kontakt. Zwei Jahre lang ist Münter Mitglied in der "Neuen Künstlervereinigung München", im Jahr 1911 tritt sie der von Kandinsky und Marc gegründeten Redaktion "Blauer Reiter" bei. Mit Interesse verfolgt sie Kandinskys abstrakte Bilder, bleibt jedoch selbst bei der figurativen Malerei. Mit Kriegsausbruch gehen Münter und Kandinsky zunächst in die Schweiz, ein Jahr später entscheidet sich die Malerin für Stockholm, wo es zur Trennung von Kandinsky kommt. Durch diesen Bruch in eine tiefe Schaffenskrise geworfen, lebt ihre Malerei erst in den 1930er Jahren neu auf.

Unser Werk geht auf Skizzen zurück, die Münter auf ihrer Reise zusammen mit Johannes Eichner im Herbst 1930 nach Südfrankreich macht. In Sanary-sur-mer mieten beide ein Haus. Die zahlreichen Skizzen dieser Reise wertet Münter in der Folgezeit aus. Kompositorisch knüpft sie nun wieder an ihre expressionistischen Arbeiten der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg an. Die Kompositionsschemata sind stark vereinfacht. Deutlich werden Vorder-, Mittel- und Hintergrund durch drei Farbfelder markiert, die wenige Staffage dient einer optischen Tiefenstaffelung. In der Reduzierung auf die wesentlichen Ansatzpunkte hat Münter nach ihrer Schaffenskrise wieder zu sich selbst gefunden. Bemerkenswert ist die Sicherheit, mit der die Künstlerin ihre Motive angeht. Jeder überflüssige Pinselstrich wird gemieden, sie konzentriert sich ganz auf die Farbflächen. Der harmonische Aspekt dieser Komposition beruht auf einer sensiblen Ökonomie von Form und Farbe, wie sie für Arbeiten der dreißiger Jahre charakteristisch ist.

Im Jahr 1956 erhält Gabriele Münter den Kulturpreis der Stadt München, 1960 findet die erste Ausstellung Münters in den USA statt, gefolgt 1961 von einer großen Ausstellung in der Mannheimer Kunsthalle. Die Künstlerin stirbt am 19. Mai 1962 in ihrem Haus in Murnau. [KD]




400
Gabriele Münter
Seeufer mit Bäumen (Bucht von Sanary-sur-mer), 1932.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 59.500

(inkl. Käuferaufgeld)