Auktion: 569 / Rare Books am 26.05.2025 in Hamburg
Lot 425000050

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425000050
Biblia latina
Perlschriftbibel. Paris 13. Jahrhundert
Schätzpreis: € 70.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Taschenbibel des Mittelalters
Biblia latina vulgata
Lateinische Handschrift auf Pergament. Paris oder Nordfrankreich, um 1240-1250.
• Die berühmte Pariser Taschenbibel auf feinem Jungfernpergament
• Mit zahlreichen, teils figürlichen Schmuckinitialen
• Sehr schönes und vollständiges Manuskript
• Seltener venetianischer Ledereinband des 16. Jahrhunderts im orientalischen Stil
Die Gestaltung der Heiligen Schrift weist eine so wechselvolle Geschichte auf wie kein anderes Buch der Weltliteratur. Der von Hieronymus im 4. Jahrhundert aus dem Altgriechischen ins Lateinische übersetzte Text (Vulgata, d. h. die "Allgemeingebräuchliche") hatte sich im Laufe der Jahrhunderte gegen andere Versionen durchgesetzt, war aber durch fehlerhafte Abschriften nach und nach verderbt worden. Die Studenten der neugegründeten Pariser Universität Anfang des 13. Jahrhunderts, vor allem aber die Missionstätigkeiten der aufkommenden Orden der Dominikaner und Franziskaner verlangten nicht nur nach einer vereinheitlichten Bibelversion mit einer feststehenden Reihenfolge der biblischen Bücher und Prologe, sondern auch nach einer handlichen und tragbaren Buchform, denn die überlieferten Bibeln noch des 12. Jahrhunderts waren so großformatig und voluminös, daß die biblischen Texte nur als Einzelbände angefertigt wurden und für einen raschen und häufigeren Gebrauch viel zu unhandlich waren, ganz abgesehen von der Tatsache, daß man sie nicht mit sich führen konnte. So setzte um 1200 eine Entwicklung zu immer kleineren Formaten ein, an deren Ende um 1240 eine einbändige Vollbibel im Taschenformat stand, geschrieben mit winziger Perlschrift auf dünnstem Pergament, auf engstem Raum mustergültig und benutzerfreundlich durchgestaltet, wozu der filigrane und mehrfarbige Buchschmuck einen erheblichen Teil beiträgt. Die Kolumnentitel erlauben eine schnelle und grobe Orientierung, die unterschiedlichen Initialtypen weisen auf den Beginn der wesentlichen Bibelteile, der einzelnen Bücher und der Prologe, die farbigen Kapitelnummern auf den gesuchten Abschnitt.
So stehen im vorliegenden Exemplar ornamentierte und vereinzelt figürliche Deckfarben-Initialen am Beginn jedes einzelnen biblischen Buches, und Fleuronnée-Initialen gewöhnlich am Anfang der Prologe. Darüber hinaus wird jedes Kapitel mit einer kleineren Fleuronnée-Initiale eingeleitet. Wegen all dieser Vorteile und einer bis dahin unbekannten Ökonomisierung der Handschriftenproduktion entwickelte sich die Pariser Taschenbibel im Laufe des 13. Jahrhunderts zu einem regelrechten Bestseller.
Unser Manuskript enthält die biblischen Bücher nebst Prologe in der standardisierten Pariser Auswahl und Reihenfolge (vgl. Branner S. 154-155). Neben den Prologen des Hieronymus gehören dazu auch einige, die im ersten Drittel des 13. Jhs. neu hinzugekommen waren, darunter der Prolog zur Apokalypse des Theologen Gilbert de la Porrée.
Ohne die Interpretationes nominum hebraicorum (Erklärung der hebräischen Namen), die ab etwa 1230 ein Standardmerkmal der Bibel wurden. Für eine Datierung der Handschrift auf 1240-1250 sprechen die noch nicht in den Text integrierten, sondern an den Rand geschriebenen Kapitelnummern, das Fleuronnée in den für die Pariser Buchmalerei typischen Formen (vgl. Stirnemann, Fils de la vierge, Katnr. 25ff.), ferner die fehlende Foliierung, die erst ab ca. 1250 in Erscheinung tritt. - Die ausgesprochen schöne Genesis-Initiale zeigt die sieben Schöpfungstage, getragen von Christus, der einen Drachen (das Böse) bändigt.
Der prächtige Ledereinband im orientalischen Stil gehört zu einer charakteristischen Gruppe von Einbänden mit vertieften Kompartimenten, die um 1550 in Venedig hergestellt wurden (möglicherweise von persischen Buchbindern) und außerordentlich selten sind. Zum Vergleich siehe den den bei Goldschmidt beschriebenen und abgebildeten Einband von ähnlicher Machart, dessen Dublüre mit der des vorliegenden Bandes nahezu identisch ist: "This example of pure Oriental work, produced undoubtly at Venice, and certainly by Oriental (Saracen? Persian?) craftsmen, is not only extraordinarily beautiful and a most finished work of art, but also of the greatest importance as a document proving the continued activity of oriental bookbinders at Venice, which had been partly assumed and partly proved up to about 1500, right into the second half of the sixteenth century. I know of no other specimen of this supreme quality of Eastern workmanship there at this period .. The whole question of Eastern bookbinders in Italy in the fifteenth and sixteenth centuries is a very mysterious and difficult one, and still awaits critical and scientific investigation" (Goldschmidt).
EINBAND: Venetianischer Ledereinband des 16. Jahrhunderts im orientalischen Stil mit Leder- und Seidenauflagen sowie applizierten Bordüren und großer Arabeske; Dublüren aus olivgrünem Maroquin mit goldgeprägten Bordüren, Spiegel mit arabesk verzierten Aussparungen; Goldschnitt. 19,5 : 13 cm. In neuer Halbmaroquin-Kassette mit Rückenvergoldung. - ILLUSTRATION: Mit 86 großen Deckfarben-Initialen, davon 37 mit lang ausgezogenen Schäften und teils mit Drolerien oder Drachen besetzt, weiterhin mit Hunderten von kleineren und größeren Fleuronnée-Initialen mit Fadenausläufern entlang der Textspalte. - KOLLATION: 381 Bll. Blattgröße 18 : 12 cm. Schriftspiegel 11,5 : 8 cm. 2 Spalten, 53 Zeilen, mit Bleigriffel regliert. Sexternio- und Septernio-Lagen, mit Reklamanten. Geschrieben mit braunschwarzer Tinte in winziger Textualis (Perlschrift), Hervorhebungen und Kapitelanfänge oft in Rot, vereinzelt in Rot oder Blau rubriziert. Kolumnentitel und röm. Kapitelzählung in Rot und Blau. - ZUSTAND: Erste und letzte Bll. mit wenigen Wurmspuren, letztes Bl. etw. knittrig, Bl. 374 mit kl. Ausschnitt im Seitensteg, Kopfsteg vereinz. etw. knapp beschnitten. Der dekorative Einband mit geringen Wurmspuren und am Rücken restauriert, Gelenke etw. brüchig, die kl. Deckelmedaillons mit Verlust der Seidenauflage. Im Ganzen von sehr guter Gesamterhaltung. - PROVENIENZ: Seit 1750 in einer dänischen Adelsbibliothek, danach in der Bjarne Saxhof Collection (2. Hälfte 20. Jh.). - Seit 15 Jahren in einer Westfälische Privatsammlung.
LITERATUR: Vgl. zum Einband: Goldschmidt, Gothic & Renaissance Bookbindings , Nr. 217 und Taf. 85-86. - Needham, Twelve Centuries of Bookbindings 400-1600 . Pierpont Morgan Library, New York 1979, Nr. 75:
The famous Paris Pocket Bible on fine thin parchment. France 1240-50. With 86 large color initials, 37 of which have elongated shafts and are partly decorated with drolleries or dragons, furthermore with hundreds of smaller and larger fleuronnée initials with tendrils along the text column. Very beautiful and complete manuscript. Bound in a splendid and extremely rare 16th century Venetian leather binding in oriental style by Persian binders (cf. Goldschmidt no. 217 and plate 85-86). 381 leaves. Sheet size 18 : 12 cm, text area 11,5 : 8 cm. Double columns with headline, 53 lines, leaving a broad margin. Sexternio and septernio gatherings with catchwords. - First and last leaves with a few worm holes, last leaf somewhat creased, leaf 374 with a small cut-out in margin at side, upper margins occasionally cropped close. The decorative binding with minor worm marks and restored at the spine, joints somewhat brittle, the small cover medallions with loss of the silk overlay. Overall in very good condition.
Biblia latina vulgata
Lateinische Handschrift auf Pergament. Paris oder Nordfrankreich, um 1240-1250.
• Die berühmte Pariser Taschenbibel auf feinem Jungfernpergament
• Mit zahlreichen, teils figürlichen Schmuckinitialen
• Sehr schönes und vollständiges Manuskript
• Seltener venetianischer Ledereinband des 16. Jahrhunderts im orientalischen Stil
Die Gestaltung der Heiligen Schrift weist eine so wechselvolle Geschichte auf wie kein anderes Buch der Weltliteratur. Der von Hieronymus im 4. Jahrhundert aus dem Altgriechischen ins Lateinische übersetzte Text (Vulgata, d. h. die "Allgemeingebräuchliche") hatte sich im Laufe der Jahrhunderte gegen andere Versionen durchgesetzt, war aber durch fehlerhafte Abschriften nach und nach verderbt worden. Die Studenten der neugegründeten Pariser Universität Anfang des 13. Jahrhunderts, vor allem aber die Missionstätigkeiten der aufkommenden Orden der Dominikaner und Franziskaner verlangten nicht nur nach einer vereinheitlichten Bibelversion mit einer feststehenden Reihenfolge der biblischen Bücher und Prologe, sondern auch nach einer handlichen und tragbaren Buchform, denn die überlieferten Bibeln noch des 12. Jahrhunderts waren so großformatig und voluminös, daß die biblischen Texte nur als Einzelbände angefertigt wurden und für einen raschen und häufigeren Gebrauch viel zu unhandlich waren, ganz abgesehen von der Tatsache, daß man sie nicht mit sich führen konnte. So setzte um 1200 eine Entwicklung zu immer kleineren Formaten ein, an deren Ende um 1240 eine einbändige Vollbibel im Taschenformat stand, geschrieben mit winziger Perlschrift auf dünnstem Pergament, auf engstem Raum mustergültig und benutzerfreundlich durchgestaltet, wozu der filigrane und mehrfarbige Buchschmuck einen erheblichen Teil beiträgt. Die Kolumnentitel erlauben eine schnelle und grobe Orientierung, die unterschiedlichen Initialtypen weisen auf den Beginn der wesentlichen Bibelteile, der einzelnen Bücher und der Prologe, die farbigen Kapitelnummern auf den gesuchten Abschnitt.
So stehen im vorliegenden Exemplar ornamentierte und vereinzelt figürliche Deckfarben-Initialen am Beginn jedes einzelnen biblischen Buches, und Fleuronnée-Initialen gewöhnlich am Anfang der Prologe. Darüber hinaus wird jedes Kapitel mit einer kleineren Fleuronnée-Initiale eingeleitet. Wegen all dieser Vorteile und einer bis dahin unbekannten Ökonomisierung der Handschriftenproduktion entwickelte sich die Pariser Taschenbibel im Laufe des 13. Jahrhunderts zu einem regelrechten Bestseller.
Unser Manuskript enthält die biblischen Bücher nebst Prologe in der standardisierten Pariser Auswahl und Reihenfolge (vgl. Branner S. 154-155). Neben den Prologen des Hieronymus gehören dazu auch einige, die im ersten Drittel des 13. Jhs. neu hinzugekommen waren, darunter der Prolog zur Apokalypse des Theologen Gilbert de la Porrée.
Ohne die Interpretationes nominum hebraicorum (Erklärung der hebräischen Namen), die ab etwa 1230 ein Standardmerkmal der Bibel wurden. Für eine Datierung der Handschrift auf 1240-1250 sprechen die noch nicht in den Text integrierten, sondern an den Rand geschriebenen Kapitelnummern, das Fleuronnée in den für die Pariser Buchmalerei typischen Formen (vgl. Stirnemann, Fils de la vierge, Katnr. 25ff.), ferner die fehlende Foliierung, die erst ab ca. 1250 in Erscheinung tritt. - Die ausgesprochen schöne Genesis-Initiale zeigt die sieben Schöpfungstage, getragen von Christus, der einen Drachen (das Böse) bändigt.
Der prächtige Ledereinband im orientalischen Stil gehört zu einer charakteristischen Gruppe von Einbänden mit vertieften Kompartimenten, die um 1550 in Venedig hergestellt wurden (möglicherweise von persischen Buchbindern) und außerordentlich selten sind. Zum Vergleich siehe den den bei Goldschmidt beschriebenen und abgebildeten Einband von ähnlicher Machart, dessen Dublüre mit der des vorliegenden Bandes nahezu identisch ist: "This example of pure Oriental work, produced undoubtly at Venice, and certainly by Oriental (Saracen? Persian?) craftsmen, is not only extraordinarily beautiful and a most finished work of art, but also of the greatest importance as a document proving the continued activity of oriental bookbinders at Venice, which had been partly assumed and partly proved up to about 1500, right into the second half of the sixteenth century. I know of no other specimen of this supreme quality of Eastern workmanship there at this period .. The whole question of Eastern bookbinders in Italy in the fifteenth and sixteenth centuries is a very mysterious and difficult one, and still awaits critical and scientific investigation" (Goldschmidt).
EINBAND: Venetianischer Ledereinband des 16. Jahrhunderts im orientalischen Stil mit Leder- und Seidenauflagen sowie applizierten Bordüren und großer Arabeske; Dublüren aus olivgrünem Maroquin mit goldgeprägten Bordüren, Spiegel mit arabesk verzierten Aussparungen; Goldschnitt. 19,5 : 13 cm. In neuer Halbmaroquin-Kassette mit Rückenvergoldung. - ILLUSTRATION: Mit 86 großen Deckfarben-Initialen, davon 37 mit lang ausgezogenen Schäften und teils mit Drolerien oder Drachen besetzt, weiterhin mit Hunderten von kleineren und größeren Fleuronnée-Initialen mit Fadenausläufern entlang der Textspalte. - KOLLATION: 381 Bll. Blattgröße 18 : 12 cm. Schriftspiegel 11,5 : 8 cm. 2 Spalten, 53 Zeilen, mit Bleigriffel regliert. Sexternio- und Septernio-Lagen, mit Reklamanten. Geschrieben mit braunschwarzer Tinte in winziger Textualis (Perlschrift), Hervorhebungen und Kapitelanfänge oft in Rot, vereinzelt in Rot oder Blau rubriziert. Kolumnentitel und röm. Kapitelzählung in Rot und Blau. - ZUSTAND: Erste und letzte Bll. mit wenigen Wurmspuren, letztes Bl. etw. knittrig, Bl. 374 mit kl. Ausschnitt im Seitensteg, Kopfsteg vereinz. etw. knapp beschnitten. Der dekorative Einband mit geringen Wurmspuren und am Rücken restauriert, Gelenke etw. brüchig, die kl. Deckelmedaillons mit Verlust der Seidenauflage. Im Ganzen von sehr guter Gesamterhaltung. - PROVENIENZ: Seit 1750 in einer dänischen Adelsbibliothek, danach in der Bjarne Saxhof Collection (2. Hälfte 20. Jh.). - Seit 15 Jahren in einer Westfälische Privatsammlung.
LITERATUR: Vgl. zum Einband: Goldschmidt, Gothic & Renaissance Bookbindings , Nr. 217 und Taf. 85-86. - Needham, Twelve Centuries of Bookbindings 400-1600 . Pierpont Morgan Library, New York 1979, Nr. 75:
The famous Paris Pocket Bible on fine thin parchment. France 1240-50. With 86 large color initials, 37 of which have elongated shafts and are partly decorated with drolleries or dragons, furthermore with hundreds of smaller and larger fleuronnée initials with tendrils along the text column. Very beautiful and complete manuscript. Bound in a splendid and extremely rare 16th century Venetian leather binding in oriental style by Persian binders (cf. Goldschmidt no. 217 and plate 85-86). 381 leaves. Sheet size 18 : 12 cm, text area 11,5 : 8 cm. Double columns with headline, 53 lines, leaving a broad margin. Sexternio and septernio gatherings with catchwords. - First and last leaves with a few worm holes, last leaf somewhat creased, leaf 374 with a small cut-out in margin at side, upper margins occasionally cropped close. The decorative binding with minor worm marks and restored at the spine, joints somewhat brittle, the small cover medallions with loss of the silk overlay. Overall in very good condition.
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