Auktion: 560 / Evening Sale am 06.12.2024 in München Lot 17

 

17
Otto Dix
Bilderbuch für Hana, Around 1925.
14 Aquarelle, jeweils original auf festen Karto...
Schätzpreis: € 250.000 - 350.000
+
Bilderbuch für Hana. Around 1925.
14 Aquarelle, jeweils original auf festen Karton kaschiert in Halbleineneinband (lose Lochbindung).
Jeweils signiert. Auf dem ersten Aquarell in der Darstellung betitelt. Auf Aquarellpapier von Schöllershammer (teils mit dem Trockenstempel). Papier: jeweils ca. 50,7 x 35,7 cm (19,9 x 14 in). Unterlagekarton: 51,5 x 36,5 cm (20,2 x 14,4 in).

"Bilderbuch für Hana" ist das zweite Aquarell-Kinderbuch von Otto Dix und eines von insgesamt 6 Aquarell-Kinderbüchern, die Otto Dix für die beiden Kinder seiner Frau Martha aus erster Ehe sowie die drei gemeinsamen Kinder Nelly, Ursus und Jan sowie für seine Enkelin Bettina geschaffen hat: "Bilderbuch für Muggeli [= Martin]" (1922), "Bilderbuch für Hana" (um 1925), "Bilderbuch für Nelly" (1927), "Bilderbuch für Ursus" (1930), "Bilderbuch für Jan" (1931) und "Bilderbuch für Bettina" (1955).
Abfolge der Aquarelle:
1. Ein Füllhorn für Hana, 2. Ritter Hans an Hohen Randen und seine Familie hoch zu Roß, 3. Die Bremer Stadtmusikanten, 4. Jonas und der Wal, 5. Daniel in der Löwengrube, 6. Christophorus, 7. David und Goliath, 8. Die sieben Todsünden, 9. Die Arche Noah, 10. Samson und der Löwe, 11. Die Versuchung des heiligen Antonius, 12. Der heilige Georg mit dem Drachen, 13. Der heilige Antonius predigt den Fischen, 14. Maria mit dem Kind im Stall. [JS].

• Spektakuläre Wiederentdeckung: Dix' "Bilderbuch für Hana" befand sich lebenslang in der Sammlung von Hana Koch, Martha Dix' Tochter aus erster Ehe, und wurde erst 2016 wiederentdeckt.
• Ein fantastisches Kompendium aus Historie, Märchen und biblischen Themen in 14 hochkarätigen und großformatigen Aquarellen.
• Mitte der 1920er Jahre arbeitet Dix an seinem umfangreichen grafischen Hauptwerk "Der Krieg" sowie an diesem "Bilderbuch für Hana".
• In beiden Werken verarbeitet er auf unterschiedliche Weise die Schrecken des Krieges und die Urthemen der Menschheit.
• Von musealer Qualität: als vollständig erhaltenes Album aus der besten Schaffenszeit eine Rarität auf dem internationalen Auktionsmarkt.
• "Bilderbuch für Hana": eines der beiden ersten und kompositorisch wie inhaltlich komplexesten Aquarell-Bilderbücher des Künstlers.
• Ausgestellt in "Otto Dix – Der böse Blick" (2017) in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, und der Tate Liverpool
.

Alle Aquarelle sind im digitalen Werkverzeichnis von Otto Dix unter den Nummern A 1925/41 bis A 1925/54 dokumentiert. Wir danken Frau Doris Kachel, Akademie der Künste, Berlin, für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Hana Koch, Düsseldorf/Randegg/Rottach-Egern (um 1925 vom Künster als Geschenk erhalten -2006).
Olga Ungers (Tochter der Vorgenannten, seit 2006 durch Erbschaft -2016).
Privatbesitz (wohl seit 2016, Kauf: Galerie Remmert und Barth, Düsseldorf -2024).
Privatsammlung Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: Otto Dix. Bilderbuch für Hana und andere Trouvaillen, Galerie Remmert und Barth, Düsseldorf, 6.9.-22.12.2016 (m. Abb. aller Aquarelle).
Otto Dix – Der böse Blick, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, 11.2.-14.5.2017; Tate Liverpool, 23.6.-15.10.2017, S. 131 u. S. 64-67 (m. Abb. aller Aquarelle).

"Der Krieg war eine scheußliche Sache, aber trotzdem etwas Gewaltiges. Das durfte ich auf keinen Fall versäumen. Man muss den Menschen im entfesselten Zustand gesehen haben, um etwas über den Menschen zu wissen."
Otto Dix, zit. nach: Otto Dix – Der böse Blick, Ausst.-Kat. Düsseldorf 2017, S. 27.

"Aber die Bibel lesen, wie sie ist, in ihrer ganzen Realistik, auch das alte Testament, das zu lesen! [..] Das ist schon ein Buch, kann man ruhig sagen, [..] das Buch der Bücher, die Bibel, auch kulturgeschichtlich, gesellschaftshistorisch, in jeder Beziehung ein großartiges Buch, ganz großartig."

Otto Dix, zit. nach: Fritz Löffler, Otto Dix. Bilder zur Bibel, Berlin 1986, S. 5.

Aufrufzeit: 06.12.2024 - ca. 17.32 h +/- 20 Min.

Otto Dix - Meister der "Urthemen der Menschheit"
Es sind die "Urthemen der Menschheit", Leben und Tod, die im Fokus von Otto Dix' faszinierend stilpluralistischem Œuvre stehen. Nach impressionistischen Anfängen findet der 21-jährige Dix spätestens 1912 mit seinem an mittelalterlichen Porträts orientierten "Selbstbildnis mit Nelke" (The Detroit Institute of Arts, Michigan) eine Klarheit der Form und des Ausdrucks, die für sein weiteres Schaffen prägend sein wird: Seien es die in kubistisch-orphistischer Manier zerlegten Kriegsvisionen oder die in verstörend überzeichnetem kritischen Realismus eingefangenen Figurenbilder, in denen Dix gesellschaftliche Missstände, Armut und Not der einfachen Bevölkerung anprangert. Zudem ist Dix' Schaffen geprägt von der enormen Brutalität des Ersten Weltkrieges, die er in den vier Jahren seines Kriegsdienstes durchleben muss, vom Erleben der sich türmenden Leichen, der Sterbenden und des beißenden Geruchs der Angst und des Todes. So intensiv wie kaum ein anderer deutscher Künstler hat sich Dix dem Thema des Krieges gewidmet und uns in Zeichnungen, Grafiken und Gemälden erschreckende Bilder dieses menschlichen Grauens hinterlassen. Existenzielle Themen, die er auch noch einmal sechs Jahre nach Kriegsende - etwa zeitgleich mit seinem "Bilderbuch für Hana" - in seinem berühmten Radierzyklus "Der Krieg" (1924) in verstörender Direktheit thematisiert, einem seiner grafischen Hauptwerke. Auch seine weiblichen Akte dieser Zeit zeigen von der Arbeit und vom Leben gezeichnete Gestalten in einer desillusionierten, überzeichneten Körperlichkeit. Und von 1928 bis 1932 schließlich arbeitet Dix an seinem berühmten, die Tradition des mittelalterlichen Altarbildes aufgreifenden Kriegs-Triptychon, das sich heute in der Sammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden befindet. All diese Schrecken und Abgründe des Lebens, mit denen Dix sich künstlerisch auseinandersetzt, sind von zentraler Bedeutung, um zu verstehen, worin zugleich Dix' unablässige Begeisterung für den Anfang des Lebens begründet liegt. Denn nicht nur seine äußerst raren Kinderbuch-Unikate, sondern auch seine Bilder von Schwangeren, seine marienähnlichen Darstellungen von Mutter und Kind sowie seine berühmten Kinderbilder, allem voran das in seiner Direktheit geradezu verstörende Gemälde "Neugeborener mit Nabelschnur auf Tuch (Ursus)" (Staatliche Kunstsammlungen, Dresden), auf dem sich der frisch geborene Säugling mit verzerrtem, rot angelaufenem Gesicht ins Leben schreit, sind jenem hoffnungsvollen Anfang des Lebens gewidmet. Mit der Geburt seiner eigenen drei Kinder Nelly, Ursus und Jan, die zwischen 1923 und 1928 zur Welt kommen, gewinnt diese Motivik für Dix' Schaffen zudem an Bedeutung. Er scheint zutiefst fasziniert von der Ursprünglichkeit und Reinheit, die diesem hoffnungsvollen Aufbruch ins Leben innewohnen.


Otto Dix' Aquarellkinderbücher - Die Faszination für den Lebensanfang
Zwischen 1927 und 1931 hat Otto Dix für jedes seiner drei kleinen Kinder Bücher mit farbenprächtigen Aquarellen geschaffen und jedem Kind in diesen großformatigen gebundenen Aquarellsammlungen eine ganz eigene, ausgesprochen fantasievolle, künstlerische Parallelwelt geschenkt. Zwei Kinderbuchprojekte sind diesen Büchern für Dix' Kinder jedoch bereits zeitlich vorausgegangen: Es sind die beiden Bücher für Hana und Martin, die Kinder aus Martha Dix' erster Ehe, die nach der Trennung bei ihrem ersten Ehemann, dem Düsseldorfer Arzt und Sammler Dr. Hans Koch und dessen zweiter Frau, Marthas älterer Schwester Maria, aufwachsen. Hans Koch war von Anfang an in Maria verliebt, heiratete aber, da Maria keine Kinder bekommen konnte, zunächst deren jüngere Schwester Martha. Als Dix 1921 von Dresden nach Düsseldorf reist, um das Porträt von Dr. Hans Koch anzufertigen (Museum Ludwig, Köln), verliebt sich der Künstler auf das Heftigste in die damals 26-jährige Hausherrin, die gerade ein Jahr zuvor ihr zweites Kind, Hana, zur Welt gebracht hatte.

Doppelporträt Hana Koch und Otto Dix, 1922, Fotograf: Hugo Erfurth, Dresden.

Hans Koch unterhält parallel ein Verhältnis mit seiner eigentlichen Liebe, Marthas älterer Schwester Maria. Martha folgt Otto Dix kurzerhand nach Dresden und Hans Koch lebt mit Maria in Düsseldorf, und so steuert das Dix-Koch'sche Liebesquartett innerhalb kürzester Zeit auf seinen emotionalen Höhepunkt zu: 1922 wird die Ehe von Martha und Hans Koch geschieden, woraufhin Martha im Februar 1923 nach zehnmonatiger Trennungszeit Otto Dix in zweiter Ehe heiraten darf. Bereits im Juni 1923 kommt mit Nelly Marthas erstes gemeinsames Kind mit Otto Dix zur Welt. Marthas Tochter Hana aus ihrer ersten Ehe mit Hans Koch ist zum Zeitpunkt der offiziellen Trennung gerade einmal drei Jahre alt. Hana und ihr älterer Bruder Martin wachsen fortan bei Hans Koch und Marthas Schwester Maria in Düsseldorf auf. Die junge Martha ist bemüht, den Kontakt zu ihren kleinen Kindern aufrechtzuerhalten. Dix unterstützt sie dabei, indem er den Kindern immer wieder fantasievolle Briefzeichnungen und Aquarelle malt. Dix ist ein begeisterter Kinderfreund und wahrscheinlich trifft ihn gerade nach den menschlichen Abgründen, die er im Ersten Weltkrieg miterleben musste, die uneingeschränkte kindliche Unschuld und Lebensfreude von Marthas Kindern mitten ins Herz.

Otto Dix mit Hana, Nelly und Martin, St. Goar 1927, Fotograf unbekannt.


"Bilderbuch für Hana" - Eine spektakuläre Wiederentdeckung
Bereits im Frühjahr 1922 malt Otto Dix in Dresden sein erstes Bilderbuch mit 15 großformatigen Aquarellen für Martin, Marthas Erstgeborenen, und Martha schreibt am 3. April 1922 nach Düsseldorf: "Jim [Otto Dix] hat für Muggeli [Martin] zu Ostern 1 Bilderbuch gemacht. Aquarelle. Wir wollens binden lassen, die Blätter müssen aufgezogen werden und überhaupt wird es sehr schön + raffiniert + kostet infolgedessen viel Geld, 300 M, was wir uns nicht leisten können da wir von allen Schuldnern im stich gelassen + arme Leute sind. Wir wollens aber doch machen lassen. Hansli [Hans Koch] soll den Zaster schicken. Muggeli wird viel Spaß dran haben, wir haben selber viel daran gehabt. [...]" (Martha Dix, 3. April 1922, zit. nach: Otto Dix. Bilderbuch für Hana und andere Trouvaillen, Ausst.-Kat. Galerie Remmert und Barth, Düsseldorf 2016, S. 18).
Dass Otto Dix wenig später auch für Martins kleine Schwester Hana ein wundervoll fantasievoll gestaltetes Bilderbuch aus 14 großformatigen Aquarellen entworfen hat, das eine umfangreiche Motivik aus Mythologie, Bibel und Märchen in einem faszinierenden Kompendium vereint, war jedoch lange Zeit unbekannt. Hana Koch (1920-2006) hat dieses herausragende, ihr gewidmete Künstlerbuch vermutlich um ihren 5. Geburtstag von "Onkel Jimmy", wie sie Otto Dix liebevoll nannte, erhalten und dieses imposante Aquarellalbum bis zu ihrem Lebensende wie einen Schatz gehütet. Es wurde nie dokumentiert oder ausgestellt, lediglich 1994 hat sie einen kleinen Einblick gewährt und auf Drängen lediglich ein einziges Aquarell daraus gezeigt. Die Entdeckung und vollständige Erschließung dieses lange gehüteten Geheimnisses in Zusammenarbeit mit Hanas Tochter Olga im Jahr 2016 kam deshalb einer kunsthistorischen Sensation gleich.


"Bilderbuch für Hana" - Ein meisterliches Panorama der fesselnden Bilderwelt von Otto Dix
Aber was war es, was Otto Dix, der Meister der "Urthemen der Menschheit", der lebensfrohen und unschuldigen Kinderseele der kleinen Hana auf ihren bevorstehenden Lebensweg mitgeben mochte? Was sind die Themen, die Dix nach den existenziellen Erfahrungen des Krieges für lebenswichtig oder gar lebensnotwendig hielt? Mit diesem Kinderbuch breitet Otto Dix seine reiche Bilderwelt vor unseren Augen aus, und so zeigt gleich das erste Aquarell ein von drei Putten getragenes Füllhorn, aus dem uns der Titel dieses unvergleichlichen künstlerischen Meisterwerkes "Bilderbuch für Hana" mit kindlicher Leichtigkeit entgegenpurzelt. Dass das reiche künstlerische Universum dieser Aquarelle auch für Otto Dix selbst von großem künstlerischem Wert war, wird nicht nur durch die herausragende kompositorische Qualität jedes einzelnen Blattes, sondern darüber hinaus durch seine Signatur belegt, die er auf jedem der 14 Aquarelle angebracht hat.
Von Dix' beißendem Humor zeugt gleich das zweite Aquarell, eine Art Frontispiz, das Hanas Familie in ritterlichem Kostüm zeigt, allen voran Marthas erster Mann, der Arzt und Kunstsammler Dr. Hans Koch hoch zu Ross in Rüstung mit Nickelbrille und mit einer übergroßen Spritze bewaffnet. Dahinter sind ebenfalls hoch zu Pferd Marthas Schwester Maria sowie die Kinder Martin und die kleine Hana zu sehen, die ausgesprochen keck und aufgeweckt aus dem Bild heraus dem Betrachtenden entgegenblickt. Die mittelalterliche Burg im Hintergrund ist eine Anspielung auf Schloss Randegg, eine Burg in der Nähe von Konstanz, die Hans Koch 1923 währen der Inflationszeit recht günstig erworben hatte, um sie mit seiner Familie als Sommerquartier zu nutzen. Sie ist also der Anlass, weshalb Dix die gesamte Familie Koch spöttisch und märchenhaft zugleich als mittelalterliche Burgherren in Szene setzt. Darüber hinaus ist hier aber auch der Schutz und der Zusammenhalt in der Familie ein Thema, das Dix der kleinen Hana als Stütze für unsichere Zeiten mit auf den Lebensweg geben will.
Thematisch liegt hierin auch die Überleitung zum folgenden Aquarell, das eine Szene aus dem berühmten Märchen "Die Bremer Stadtmusikanten" der Gebrüder Grimm zeigt, in der es dem Hahn, der Katze, dem Hund und dem Esel trotz ihrer Gebrechlichkeit gelingt, allein durch schlaue Zusammenarbeit die Räuber zu verjagen. Eine Geschichte, die zeigt, dass man niemals aufgeben darf und man sich durch die Kraft der Freundschaft auch aus scheinbar ausweglosen Situationen befreien und zu neuer Lebensfreude gelangen kann.
Dann folgt die dramatische Szene "Jona und der Wal" aus der biblischen Geschichte, welche Dix unter finsteren Gewitterwolken und peitschendem Regen inszeniert. Wild ist das Meer, auf dem das Schiff bald zu sinken droht und aus dem im Vordergrund der riesige Kopf des Wales auftaucht, in dessen Maul der scheinbar todgeweihte Jona bereits zur Hälfte verschwunden ist. Aber bekanntlich war der Wal in Gottes Auftrag gekommen, um den gläubigen Jona zu retten und nach drei Tagen im Bauch des Wales wieder wohlbehalten an Land zu speien. Daran schließt sich die Geschichte von "Daniel in der Löwengrube" an. Auch hier ist es ein bedrohliches, todbringendes Monstrum, vor dem sich nach der biblischen Überlieferung jedoch der gläubige, standhaft auf Gott vertrauende Mensch nicht zu fürchten braucht, denn Daniel überlebt dank seines unabrückbaren Glaubens die Nacht in der Löwengrube. Auch dies also eine Geschichte der Zuversicht, des Glaubens und des Hoffens. Faszinierend surreal ist die in ihrer Bedrohlichkeit überzeichnete Tierwelt, die Dix in seinem "Bilderbuch für Hana" vor dem Betrachter ausbreitet, und von fesselnder Surrealität sind auch die beiden figürlichen Szenen die Dix' anschließen lässt: "Der heilige Christopherus" und "David und Goliath", einmal der schützende und einmal der nur scheinbar bedrohliche Riese. Christopherus, Heiliger und einer der 14 Nothelfer der katholischen Kirche, Goliath der Anführer der ungläubigen Philister, der von David mithilfe einer Steinschleuder besiegt wird, was den Triumph des Volkes Israel einleitet. All diese fesselnden biblischen Geschichten werden der kleinen Hana sicherlich bekannt gewesen sein, die surrealen Bildlichkeiten werden sie schnell in ihren Bann gezogen haben. Aber die tieferen Aussagen, die sich in diesen Bildern für die Herausforderungen des ganzen Lebens verbergen, werden sich Hana - wie auch dem heutigen Betrachter - sicherlich erst im Laufe der Zeit erschlossen haben.
Anschließend folgen sechs weitere hochkarätige Aquarelle, "Die sieben Todsünden", "Arche Noah", "Samson und der Löwe", "Die Versuchung des heiligen Antonius", "Der heilige Georg mit dem Drachen" und "Der heilige Antonius predigt den Fischen", die den Betrachter durch ihre spannungsvollen Kompositionen und fantasievoll überzeichneten Landschafts- und Tierdarstellungen fesseln. Es ist der unablässige Kampf gegen das Böse, das kraftvolle Einstehen für eine bessere Welt, das die inhaltliche Verbindung unter diesen motivisch äußerst vielseitigen Szenerien schafft und für die geradezu zeitlose Aktualität der faszinierenden Bilderwelt von Dix' "Bilderbuch für Hana" grundlegend ist.


Dix' "Bilderbuch für Hana" - Ein gesellschaftskritisches Meisterwerk von bleibender Aktualität
Aber welches Bild hat Otto Dix ans Ende dieser meisterlichen Inszenierung der quälenden Lebensherausforderungen, dieses lebensbeherrschenden Kampfes von Tugend gegen Laster, Glaube gegen Unglaube, Gut gegen Böse gestellt? Es ist die beschauliche Szene von "Maria mit dem Kind im Stall", in der uns Dix nicht nur das Jesuskind, sondern das Kind als solches in jenem reinen Moment des Lebensanfangs in seiner ganzen Schutzlosigkeit und Unschuld gegenüberstellt. Jene Reinheit und Tugendhaftigkeit inmitten der Stürme des Lebens möglichst lange zu bewahren, ist der hoffnungsvolle Wunsch, den Otto Dix der kleinen Hana, aber auch der gesamten Menschheit in dieser eindrucksvollen Bilderwelt mit auf den Weg gibt. Einmal mehr zeigt sich in dieser kunsthistorischen Rarität, deren Entdeckung und Erschließung im Jahr 2016 einer kleinen Sensation gleichkam, mit welcher Komplexität und Hingabe Dix' Schaffen um die existenziellen Themen Leben und Tod kreist. Und dass er ein Meister der künstlerischen Adaption und Transformation ist, der die kunsthistorische Bildtradition immer wieder souverän für seine Zwecke zu bespielen weiß. Mit "Bilderbuch für Hana" hat Otto Dix uns ein gesellschaftskritisches und doch hoffnungsvolles Meisterwerk zu den existenziellen "Urthemen der Menschheit" hinterlassen, das erschreckender Weise bis heute nichts von seiner inhaltlichen Aktualität eingebüßt hat. [JS]



 

Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung zu Otto Dix "Bilderbuch für Hana"
Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten, Folgerechtsvergütung fällt an.

Berechnung bei Differenzbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 32 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 27 % berechnet und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 22 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Das Aufgeld enthält die Umsatzsteuer, diese wird jedoch nicht ausgewiesen.

Berechnung bei Regelbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 27 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 21 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 15 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf die Summe von Zuschlag und Aufgeld wird die gesetzliche Umsatzsteuer, derzeit 19 %, erhoben. Als Ausnahme hiervon wird bei gedruckten Büchern der ermäßigte Umsatzsteuersatz von derzeit 7 % hinzugerechnet.

Wir bitten um schriftliche Mitteilung vor Rechnungsstellung, sollten Sie Regelbesteuerung wünschen.

Berechnung der Folgerechtsvergütung:
Für Werke lebender Künstler oder von Künstlern, die vor weniger als 70 Jahren verstorben sind, fällt gemäß § 26 UrhG eine Folgerechtsvergütung in folgender Höhe an:
4% des Zuschlags ab 400,00 Euro bis zu 50.000 Euro,
weitere 3 % Prozent für den Teil des Zuschlags von 50.000,01 bis 200.000 Euro,
weitere 1 % für den Teil des Zuschlags von 200.000,01 bis 350.000 Euro,
weitere 0,5 Prozent für den Teil des Zuschlags von 350.000,01 bis 500.000 Euro und
weitere 0,25 Prozent für den Teil Zuschlags über 500.000 Euro.
Der Gesamtbetrag der Folgerechtsvergütung aus einer Weiterveräußerung beträgt höchstens 12.500 Euro.

Die Folgerechtsvergütung ist umsatzsteuerfrei.