Auktion: 555 / 19th Century Art am 08.06.2024 in München Lot 335

 

335
Hans Thoma
Frau, Spiegel und Tod, 1880.
Öl auf Ingres-Bütten, aufgelegt auf festem Velin
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 12.700

(inklusive Aufgeld)
Frau, Spiegel und Tod. 1880.
Öl auf Ingres-Bütten, aufgelegt auf festem Velin.
Links oben monogrammiert (in Ligatur) und datiert. Auf der Rahmenrückwand mit Besitzervermerk sowie handschriftlich bezeichnet "Sg ng 54". 15,9 x 15 cm (6,2 x 5,9 in).

PROVENIENZ: Sammlung Ella Geißler-Thoma, Karlsruhe/Berlin (1924 durch Erbschaft vom Künstler erhalten).
Schloss Oberquell, Glogau/Schlesien (Auslagerung aus dem Besitz der Vorgenannten zur Kriegssicherung, 18.9.1944-1945).
Staatsbesitz Sowjetunion (als Kriegsbeute der Roten Armee, 1945-19.12.1953).
Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Ost-Berlin (am 19.12.1953 als "Freundschaftsgeschenk des polnischen Volkes an das deutsche Volk", bis 1993).
Restitution der Vorgenannten an die Erben nach Hans Thoma.
Privatsammlung Baden-Württemberg.

LITERATUR: Wohl: Henry Thode, Hans Thoma, Stuttgart/Leipzig 1909, S. 518, Nr. CXLVI (dort Besitzervermerk: Friedrich Blaue, Karlsruhe).

Hans Thomas Werk ist durchdrungen von einer gedanklichen Tiefe, die in seinen Landschaften und der Beschreibung der Schönheit der Welt, der Natur und des Lebens immer wieder zu spüren ist. Ihm als Maler kommt die Aufgabe zu, diese Vergänglichkeit in seinen Werken zu verewigen und für immer festzuhalten. So ist auch das Vanitas-Motiv ein ständiger Begleiter. Die Erfahrung von Schönheit und Jugend zu genießen, ohne sich auf sie allein zu beschränken und sich an sie zu klammern, ist ein weit zurückreichendes Motiv der Malerei. In mittelalterlichen Emblemen trifft die junge Frau auf den lächelnden Tod, vor allem im Barock hat das Sujet Hochkonjunktur, wie bspw. in Tizians "Eitelkeit der Welt" (um 1515, Bayerische Staatsgemäldesammlungen). Dort wird den Betrachtenden von einer jungen Schönheit der Spiegel vorgehalten, in dem materielle Reichtümer zu erblicken sind. Spiegel, Tod und junge Frau verbinden sich hier bei Thoma zu einer ähnlichen allegorischen Lesart, die zunächst leise Melancholie und Bedauern hervorruft – jedoch immer den Verweis auf etwas darüber hinaus beinhaltet. In Thomas Schaffen ist immer auch eine weitere Ebene mitgemeint, die über das Irdische in eine jenseitige, paradiesische Welt verweist, in der ewige Harmonie, Jugend und Glückseligkeit zu finden sind. [KT]



335
Hans Thoma
Frau, Spiegel und Tod, 1880.
Öl auf Ingres-Bütten, aufgelegt auf festem Velin
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 12.700

(inklusive Aufgeld)