Auktion: 550 / Evening Sale am 07.06.2024 in München Lot 55

 

55
Robert Rauschenberg
Bicycloid VII, 1992.
Fahrrad, umrandet mit farbigen Neonröhren auf A...
Schätzung:
€ 100.000
Ergebnis:
€ 127.000

(inklusive Aufgeld)
Bicycloid VII. 1992.
Fahrrad, umrandet mit farbigen Neonröhren auf Aluminiumsockel.
151 x 190 x 56 cm (59,4 x 74,8 x 22 in).
Unikat, aus einer Serie von 9 Fahrradskulpturen. Funktionsfähig. [AR].

• Unikat – Hybrid aus Readymade und Neonskulptur.
• Eine der seltenen Neonskulpturen des amerikanischen Künstlers.
• Für seine Innovationskraft wird er bis heute als einer der wegweisendsten Künstler seiner Zeit geschätzt.
• Erstmals wird ein "Bicycloid" von Robert Rauschenberg auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: artprice.com).
• Ein weiteres "Bicycloid" befand sich zu Lebzeiten des Künstlers in seinem Gulf House in Captiva Florida, ein anderes ist Teil des Straßenkunstprojekts "Faret Tachikawa" in Tokio.
• Über die legendäre schweizerische Galerie Jamileh Weber direkt vom Künstler erworben, seither Teil einer bedeutenden süddeutschen Privatsammlung
.

Die Arbeit ist unter der Nummer "RRF 92.113" im Archiv der Robert Rauschenberg Foundation, New York, registriert.

PROVENIENZ: Galerie Jamileh Weber, Zürich (direkt vom Künstler).
Privatsammlung Süddeutschland (2005 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Robert Rauschenberg/Darryl Pottorf, Galerie Jamileh Weber, Zürich, 16.4.-3.7.1993.
L'Arte della Bicicletta - da Duchamp a Rauschenberg, Villa Menafoglio Litta Panza, Varese, 12.5.-16.9.2001; Groninger Museum, Groningen, 8.5.-1.9.2002, S. 82f. (m. Farbabb. Umschlag und S. 83).

"Duchamp's life and work are a source of endless inspiration to me. His Bicycle Wheel has always struck me as one of the most beautiful masterpieces of sculpture that I have ever seen."
Robert Rauschenberg, zit. nach: L'Arte della Bicicletta – da Duchamp a Rauschenberg, 2001, S. 82.

"In some way a Rauschenberg is always an allegory of American life in its more hectic aspects - therefore a diary of its own."
Dore Ashton, Object versus Illusion. New York Commentary, Studio (London) 167, Nr. 849, Jan. 1964, S. 41-43, hier S. 42.

Robert Rauschenberg erschafft mit seinem "Bicycloid" einen Hybrid zwischen Readymade und Neonskulptur. Seine Methode der Herstellung ist dabei denkbar einfach: Die Umrisse des Vintage-Fahrrads "Monark Silver King" bildet er mit grell leuchtenden Neonröhren nach und montiert die Konstruktion auf einen Aluminiumsockel. Sowohl das Fahrrad, Inbegriff von Bewegung und Fortschritt, als auch die Neonröhren, Instrument der Reklame und Konsumwelt, werden augenblicklich ihrer eigentlichen Funktion beraubt und auf einem silbern glänzenden Sockel von Rauschenberg zum zweckbefreiten Kunstobjekt stilisiert. Der Grundgedanke, Alltagsgegenstände in Kunst zu integrieren, reicht bei Rauschenberg bis in die Anfänge seiner künstlerischen Laufbahn zurück. Schon in den 1950er Jahren hatte er in seinen "Combines" die Grenze zwischen Malerei und Objekt aufgehoben und durch die Gegenüberstellung verschiedenster Elemente neue Sinnzusammenhänge geschaffen.
Eines seiner größten Vorbilder für diese künstlerische Arbeitsweise ist in "Bicycloid" ganz deutlich zu erkennen: Marcel Duchamp, der mit seinen Readymades Anfang des 20. Jahrhunderts Geschichte geschrieben hat. Schon 1913 hat der französische Künstler ein einzelnes Rad auf einen weiß lackierten Küchenstuhl montiert, sein Werk ganz nüchtern "Bicycle Wheel" benannt und mit einem seiner ersten Readymades den Weg für ein neues Kunstverständnis geebnet. "Duchamp's life and work are a source of endless inspiration to me", sagt Rauschenberg selbst über dessen Einfluss auf sein Schaffen. "His Bicycle Wheel has always struck me as one of the most beautiful masterpieces of sculpture that I have ever seen." (Robert Rauschenberg, zit. nach: L'Arte della Bicicletta – da Duchamp a Rauschenberg, 2001, S. 82) Wie für seine künstlerische Arbeitsweise so typisch belässt es Rauschenberg allerdings nicht beim klassischen Readymade, sondern verwandelt das industriell gefertigte Fahrrad, ausgestattet mit Neonlichtern, in ein "Bicycloid", ein neu erschaffenes Wesen, das auf paradoxe Weise als Fahrrad erkennbar bleibt und doch die Sphäre des Gebrauchsgegenstandes längst hinter sich gelassen hat.

Mit "Rocket / ROCI USA" entsteht bereits 1990 der Vorläufer für die Serie der "Bicycloids" (1992–1994). Rauschenberg entwickelt die Idee der Fahrrad-Neonskulptur im Rahmen der letzten Rauschenberg Overseas Culture Interchange-Ausstellung, ROCI USA, die 1991 in der National Gallery of Art in Washington stattfindet. 1997 wird "Rocket" in der großen Retrospektive des Künstlers im Solomon R. Guggenheim Museum in New York ausgestellt. Eines seiner futuristisch anmutenden Hybridwesen soll sich zudem in Rauschenbergs Wohnhaus in Captiva Florida befunden haben, wie das Foto eines unbekannten Fotografen zeigt. Das Fahrrad, oftmals reduziert auf den Reifen, findet auch außerhalb der "Bicycloids"-Serie wiederholt Eingang in das Schaffen Rauschenbergs und ist sowohl aus seinen combine paintings, Siebdrucken und seiner ersten Arbeit mit Neonleuchten, "Green Shirt" von 1967, bekannt. Dass Rauschenberg in der Kunstwelt mit seiner Begeisterung für das Fortbewegungsmittel nicht allein war, belegte 2001 die thematische Ausstellung „L‘Arte della Bicicletta“, die mit Werken von Giacomo Balla über Michelangelo Pistoletto und Claes Oldenburg bis Mimmo Rotella die Bedeutung des Fahrrads in der Kunstgeschichte aufzeigte. Auch "Bicycloid VII" war unter den Exponaten. Über die schweizerische Galerie Jamileh Weber wurde es schließlich von einem deutschen Sammler erworben, in dessen Besitz es sich bis heute befand. Erstmals wird hiermit eine von Rauschenbergs seltenen Fahrrad-Neonskulpturen auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten. [AR]



55
Robert Rauschenberg
Bicycloid VII, 1992.
Fahrrad, umrandet mit farbigen Neonröhren auf A...
Schätzung:
€ 100.000
Ergebnis:
€ 127.000

(inklusive Aufgeld)