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Franz Marc
Zwei gelbe Tiere (Zwei gelbe Rehe), 1912/13.
Aquarell und Bleistift
Schätzung:
€ 200.000 Ergebnis:
€ 292.100 (inklusive Aufgeld)
Zwei gelbe Tiere (Zwei gelbe Rehe). 1912/13.
Aquarell und Bleistift.
Auf gelblichem Maschinenpapier (am Falz perforiert). 17 x 10 cm (6,6 x 3,9 in), blattgroß.
Aus dem Skizzenbuch XXVI von 1912/13 [KT].
• Charakteristisches Tiermotiv von friedvoller Eintracht und paradiesischer Harmonie.
• Entstanden während der wichtigen frühen Zeit des "Blauen Reiter".
• Nach diesem Aquarell gestaltet Marc eine Postkarte an Erich Heckel, Berlin.
• Bedeutende Provenienz: aus dem Besitz der Familie des Künstlers lange Zeit in der renommierten Sammlung Ilse und Hermann Bode.
• Bis 2021 als Dauerleihgabe im Sprengel Museum, Hannover, zu sehen.
PROVENIENZ: Maria Marc, Ried (bis 1935/36).
Sammlung Ilse und Hermann Bode, Hannover/Steinhude (wohl seit 1936).
Privatsammlung Deutschland (durch Erbfolge).
Privatsammlung Deutschland.
AUSSTELLUNG: Kunsthaus Zürich, 1934 (o. Kat.).
Galerie Gutekunst & Klipstein, Bern, 1935 (o. Kat.).
Kunstmuseum Basel, 1935 (o. Kat.).
Kunsthaus Zürich, 13.1.-10.2.1935, Kat.-Nr. 134.
Franz Marc. Gedächtnisaustellung, 150 Jahre Ausstellung Kestner-Gesellschaft, Hannover, 4.3.-19.4.1936, Kat.-Nr. 78 (aus hannoverischem Privatbesitz, wohl Sammlung Hermann Bode).
Zeitgenössische Kunst aus hannoverschem Privatbesitz, Kestner Gesellschaft, Hannover, 1954, wohl Kat.-Nr. 93.
Kunst der Avantgarde in Hannover 1912-1933, Sprengel Museum, Hannover, 23.9.2017-7.1.2018, S. 20 (m. Abb.).
Sprengel Museum, Hannover (Dauerleihgabe bis Anfang 2021).
LITERATUR: Annegret Hoberg, Isabelle Jansen, Franz Marc. Werkverzeichnis, Bd. 3: Skizzenbücher und Druckgraphik, München 2011, Skizzenbuch XXVI, S. 233 (o. Abb.).
Klaus Lankheit, Franz Marc. Katalog der Werke, Köln 1970, WVZ-Nr. 621 (o. Abb.).
"Gibt es für einen Künstler eine geheimnisvollere Idee als die, wie sich wohl die Natur in dem Auge eines Tieres spiegelt?"
Franz Marc, um 1911/12
Aquarell und Bleistift.
Auf gelblichem Maschinenpapier (am Falz perforiert). 17 x 10 cm (6,6 x 3,9 in), blattgroß.
Aus dem Skizzenbuch XXVI von 1912/13 [KT].
• Charakteristisches Tiermotiv von friedvoller Eintracht und paradiesischer Harmonie.
• Entstanden während der wichtigen frühen Zeit des "Blauen Reiter".
• Nach diesem Aquarell gestaltet Marc eine Postkarte an Erich Heckel, Berlin.
• Bedeutende Provenienz: aus dem Besitz der Familie des Künstlers lange Zeit in der renommierten Sammlung Ilse und Hermann Bode.
• Bis 2021 als Dauerleihgabe im Sprengel Museum, Hannover, zu sehen.
PROVENIENZ: Maria Marc, Ried (bis 1935/36).
Sammlung Ilse und Hermann Bode, Hannover/Steinhude (wohl seit 1936).
Privatsammlung Deutschland (durch Erbfolge).
Privatsammlung Deutschland.
AUSSTELLUNG: Kunsthaus Zürich, 1934 (o. Kat.).
Galerie Gutekunst & Klipstein, Bern, 1935 (o. Kat.).
Kunstmuseum Basel, 1935 (o. Kat.).
Kunsthaus Zürich, 13.1.-10.2.1935, Kat.-Nr. 134.
Franz Marc. Gedächtnisaustellung, 150 Jahre Ausstellung Kestner-Gesellschaft, Hannover, 4.3.-19.4.1936, Kat.-Nr. 78 (aus hannoverischem Privatbesitz, wohl Sammlung Hermann Bode).
Zeitgenössische Kunst aus hannoverschem Privatbesitz, Kestner Gesellschaft, Hannover, 1954, wohl Kat.-Nr. 93.
Kunst der Avantgarde in Hannover 1912-1933, Sprengel Museum, Hannover, 23.9.2017-7.1.2018, S. 20 (m. Abb.).
Sprengel Museum, Hannover (Dauerleihgabe bis Anfang 2021).
LITERATUR: Annegret Hoberg, Isabelle Jansen, Franz Marc. Werkverzeichnis, Bd. 3: Skizzenbücher und Druckgraphik, München 2011, Skizzenbuch XXVI, S. 233 (o. Abb.).
Klaus Lankheit, Franz Marc. Katalog der Werke, Köln 1970, WVZ-Nr. 621 (o. Abb.).
"Gibt es für einen Künstler eine geheimnisvollere Idee als die, wie sich wohl die Natur in dem Auge eines Tieres spiegelt?"
Franz Marc, um 1911/12
Bei der Betrachtung dieses Aquarells – im Format etwas größer als eine Postkarte – gelingt es Franz Marc erneut, seine Ergriffenheit von der geheimnisvollen Schöpfungsmacht der Natur auf uns zu übertragen. Wir sind ergriffen von der Anmut der Darstellung, angetan von der erhabenen Formung der Tierkörper in fantasievoller Landschaft, eingenommen von der Wirkung der fein gesetzten Farben. Das Werk des Künstlers ist beseelt von tiefgreifenden Gefühlen für das Tier, welches sich instinktiv in der Natur bewegt, mit ihr verschmilzt. Und bei all dem erscheint die Beobachtung des Künstlers nicht von dieser Welt: "Gibt es für einen Künstler eine geheimnisvollere Idee als die, wie sich wohl die Natur in dem Auge eines Tieres spiegelt? Wie sieht ein Pferd die Welt oder ein Adler, ein Reh oder ein Hund? Wie armselig, seelenlos ist unsere Konvention, Tiere in eine Landschaft zu setzen, die unserm Auge zugehört, statt uns in die Seele des Tieres zu versenken, um dessen Bildkreis zu erraten. […] Was hat das Reh mit dem Weltbild zu tun, das wir sehen? Hat es irgendwelchen vernünftigen oder gar künstlerischen Sinn, das Reh zu malen, wie es unserer Netzhaut erscheint, oder in kubistischer Form, weil wir die Welt kubistisch fühlen? Wer sagt mir, daß das Reh die Welt kubistisch fühlt; es fühlt sie als ‚Reh‘, die Landschaft muß also ‚Reh‘ sein. Das ist ihr Prädikat", formuliert Marc 1911/12 Gedanken, die Maria Marc 1920 veröffentlicht. (Zit. nach: Franz Marc. Briefe, Schriften und Aufzeichnungen, hrsg. von Günter Meißner, Leipzig 1989, S. 233)
Franz Marc nimmt die Naturwissenschaft sehr ernst, vergräbt sich zudem in den Geist der Tier-Symbolik und kann sich so auf romantische Weise in ausgeprägter Poesie seinen mitunter träumerischen Vorstellungen nach einer ursprünglichen Welt hingeben. So bindet Marc die gelben Rehe ein in kreisförmige, geometrische Linien, die er aus der Haltung der Tiere heraus ableitet. Die hügelige Landschaft im Vorder- und Hintergrund wird in diesen Rhythmus runder Formgebilde eingeschlossen und gerät in einen kreisenden Bewegungsimpuls, entwickelt sich aus der Körperform der Tiere. Tier und Umwelt vereint der Künstler zu einer alle Bildebenen durchdringenden Synthese mit weich fließender, organischer, dem Kubismus entlehnter Formensprache. Franz Marc ist fasziniert von der kubistischen Gestaltungsform, um die inhaltliche Aussage zu steigern, zu konzentrieren und sie mit seinen sinnbildlich aufgeladenen Farben zu besetzen. Nicht zuletzt spielt die Farbpalette in seinen Kompositionswelten eine höchst symbolische Rolle, wie hier das Gelb: "Gelb ist das weibliche Prinzip, sanft, heiter und sinnlich", schreibt Marc in einer längeren Überlegung über Farbtheorien im 19. Jahrhundert am 12. Dezember 1910 an seinen kürzlich gewonnenen Freund August Macke nach Bonn (August Macke, Franz Marc, Briefwechsel, Köln 1964, S. 28).
Marcs mystisch-entrückte Tierdarstellungen erzählen vom bedrohten Ideal absoluter Reinheit und Harmonie in harmonischer Symbiose mit der Pflanzenwelt. Seine expressionistischen Tierdarstellungen der Vorkriegszeit werden deshalb auch immer als mystisch-verklärte Suche nach einem Ideal friedvoller Eintracht und absoluter Harmonie gelesen.
Die Geschichte des Kunstsammlers Hermann Bode ist zugleich eine Geschichte der Moderne. Bode, 1882 in Hannover geboren, studiert Zahnmedizin und praktiziert in Hannover. Als Schüler schon lernt er die ebenfalls in Hannover geborene Mary Wigmann kennen und steht mit ihr ein Leben lang in Verbindung; sie stirbt fünf Monate später als der Sammler im Jahr 1973. Früh interessiert er sich für die bildenden Künste, widmet sich intensiv der Musik, studiert Philosophie und Anthropologie, nimmt am kulturellen Leben nicht nur in Hannover teil, reist etwa nach Berlin, Weimar, Dresden und Paris. Seine ersten Arbeiten auf Papier erwirbt Bode von Otto Dix und George Grosz während des Ersten Weltkrieges. Bode wird Mitglied der 1916 gegründeten Kestner-Gesellschaft, besucht Walter Gropius am Bauhaus, trifft Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky, Paul Klee persönlich in Weimar und später in Dessau und ist ebenso mit El Lissitzky sowie Kurt Schwitters befreundet und unterhält engen Kontakt zu Alexander Dorner, dem Direktor des Provinzial Museums. Bode schließt sich der 1924 von Otto Ralfs in Braunschweig gegründeten "Gesellschaft für Freunde der jungen Kunst" an und ist förderndes Mitglied der 1927 gegründeten Künstlergruppe "die abstrakten hannover". In diesem engagierten Umfeld wächst die einzigartige Sammlung Hermann Bodes stetig; er sammelt nicht nur abstrakte Kunst, sondern erwirbt auch Arbeiten von Lyonel Feininger, Paul Klee, Franz Marc und anderen. Hermann Bode ist weltläufig, seine Wohnhäuser in Hannover und in Steinhude sind offen für Gäste jeder Couleur, es wird musiziert, diskutiert, Vorträgen gelauscht, Kurt Schwitters rezitiert "Anna Blume". Das Gästebuch ist wie ein Tagebuch und gibt beredte Auskunft neben dem sehr Privaten zu Personen des kulturellen Lebens, mit denen der Sammler seine Zeit häufig und gerne teilt.
Nach seinem Tod 1973 erben seine Frau Ilse, geb. Beindorff – ihr Vater Fritz Beindorff sen. ist Eigentümer der Pelikan-Werke und Initiator der legendären Pelikan-Kunstsammlung –, und die Kinder aus zwei Ehen die Bode-Sammlung. Immer wieder tauchen Schätze mit der Provenienz "Dr. Hermann Bode, Steinhude" im Kunsthandel auf. Wichtige Werke wie Lissitzkys "Proun 30T" von 1921 kann das Sprengel Museum im Jahr 2000 mithilfe von Stiftungen sichern, Kandinskys "Diagonale" aus dem Jahr 1923 schenkt der Sammler dem Landesmuseum Hannover noch zu seinen Lebzeiten, ist heute als Leihgabe im Sprengel Museum. [MvL]
Franz Marc nimmt die Naturwissenschaft sehr ernst, vergräbt sich zudem in den Geist der Tier-Symbolik und kann sich so auf romantische Weise in ausgeprägter Poesie seinen mitunter träumerischen Vorstellungen nach einer ursprünglichen Welt hingeben. So bindet Marc die gelben Rehe ein in kreisförmige, geometrische Linien, die er aus der Haltung der Tiere heraus ableitet. Die hügelige Landschaft im Vorder- und Hintergrund wird in diesen Rhythmus runder Formgebilde eingeschlossen und gerät in einen kreisenden Bewegungsimpuls, entwickelt sich aus der Körperform der Tiere. Tier und Umwelt vereint der Künstler zu einer alle Bildebenen durchdringenden Synthese mit weich fließender, organischer, dem Kubismus entlehnter Formensprache. Franz Marc ist fasziniert von der kubistischen Gestaltungsform, um die inhaltliche Aussage zu steigern, zu konzentrieren und sie mit seinen sinnbildlich aufgeladenen Farben zu besetzen. Nicht zuletzt spielt die Farbpalette in seinen Kompositionswelten eine höchst symbolische Rolle, wie hier das Gelb: "Gelb ist das weibliche Prinzip, sanft, heiter und sinnlich", schreibt Marc in einer längeren Überlegung über Farbtheorien im 19. Jahrhundert am 12. Dezember 1910 an seinen kürzlich gewonnenen Freund August Macke nach Bonn (August Macke, Franz Marc, Briefwechsel, Köln 1964, S. 28).
Marcs mystisch-entrückte Tierdarstellungen erzählen vom bedrohten Ideal absoluter Reinheit und Harmonie in harmonischer Symbiose mit der Pflanzenwelt. Seine expressionistischen Tierdarstellungen der Vorkriegszeit werden deshalb auch immer als mystisch-verklärte Suche nach einem Ideal friedvoller Eintracht und absoluter Harmonie gelesen.
Die Geschichte des Kunstsammlers Hermann Bode ist zugleich eine Geschichte der Moderne. Bode, 1882 in Hannover geboren, studiert Zahnmedizin und praktiziert in Hannover. Als Schüler schon lernt er die ebenfalls in Hannover geborene Mary Wigmann kennen und steht mit ihr ein Leben lang in Verbindung; sie stirbt fünf Monate später als der Sammler im Jahr 1973. Früh interessiert er sich für die bildenden Künste, widmet sich intensiv der Musik, studiert Philosophie und Anthropologie, nimmt am kulturellen Leben nicht nur in Hannover teil, reist etwa nach Berlin, Weimar, Dresden und Paris. Seine ersten Arbeiten auf Papier erwirbt Bode von Otto Dix und George Grosz während des Ersten Weltkrieges. Bode wird Mitglied der 1916 gegründeten Kestner-Gesellschaft, besucht Walter Gropius am Bauhaus, trifft Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky, Paul Klee persönlich in Weimar und später in Dessau und ist ebenso mit El Lissitzky sowie Kurt Schwitters befreundet und unterhält engen Kontakt zu Alexander Dorner, dem Direktor des Provinzial Museums. Bode schließt sich der 1924 von Otto Ralfs in Braunschweig gegründeten "Gesellschaft für Freunde der jungen Kunst" an und ist förderndes Mitglied der 1927 gegründeten Künstlergruppe "die abstrakten hannover". In diesem engagierten Umfeld wächst die einzigartige Sammlung Hermann Bodes stetig; er sammelt nicht nur abstrakte Kunst, sondern erwirbt auch Arbeiten von Lyonel Feininger, Paul Klee, Franz Marc und anderen. Hermann Bode ist weltläufig, seine Wohnhäuser in Hannover und in Steinhude sind offen für Gäste jeder Couleur, es wird musiziert, diskutiert, Vorträgen gelauscht, Kurt Schwitters rezitiert "Anna Blume". Das Gästebuch ist wie ein Tagebuch und gibt beredte Auskunft neben dem sehr Privaten zu Personen des kulturellen Lebens, mit denen der Sammler seine Zeit häufig und gerne teilt.
Nach seinem Tod 1973 erben seine Frau Ilse, geb. Beindorff – ihr Vater Fritz Beindorff sen. ist Eigentümer der Pelikan-Werke und Initiator der legendären Pelikan-Kunstsammlung –, und die Kinder aus zwei Ehen die Bode-Sammlung. Immer wieder tauchen Schätze mit der Provenienz "Dr. Hermann Bode, Steinhude" im Kunsthandel auf. Wichtige Werke wie Lissitzkys "Proun 30T" von 1921 kann das Sprengel Museum im Jahr 2000 mithilfe von Stiftungen sichern, Kandinskys "Diagonale" aus dem Jahr 1923 schenkt der Sammler dem Landesmuseum Hannover noch zu seinen Lebzeiten, ist heute als Leihgabe im Sprengel Museum. [MvL]
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Zwei gelbe Tiere (Zwei gelbe Rehe), 1912/13.
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