Auktion: 547 / Modern Art Day Sale am 09.12.2023 in München Lot 428

 

428
Margarethe Moll
Stehende, 1929.
Bronze mit dunkelbrauner Patina
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 63.500

(inklusive Aufgeld)
Stehende. 1929.
Bronze mit dunkelbrauner Patina.
Rückseitig auf der Plinthe mit der Signatur und der Bezeichnung "e.a.". Eines von zwei Künstlerexemplaren neben ingesamt 8 weiteren Güssen. Höhe: 62,5 cm (24,6 in).

• Lebzeitguss.
• Margarethe Moll war die einzige deutsche Bildhauerschülerin von Henri Matisse in Paris.
• Noch vor Käthe Kollwitz, Emy Roeder und Renée Sintenis beginnt sie ihre bildhauerische Tätigkeit.
• In dieser Plastik spiegeln sich die Einflüsse ihrer Begegnungen in den Jahren 1920 bis 1931 mit den Künstlern Archipenko, Zadkine, Brâncusi und Léger wider.
• Aktuell zeigt das Museum Wiesbaden mit "Gemischtes Doppel. Die Molls und die Purrmanns – Zwei Künstlerpaare der Moderne“ vom 13.10.2023 bis zum 18.2.2024 eine umfangreiche Werkschau mit Arbeiten der Künstlerin, u.a. mit ebenfalls einem Exemplar der hier angebotenen "Stehenden".
• Arbeiten von Margarethe Moll waren ebenfalls in der renommierten Ausstellung "Die erste Generation. Bildhauerinnen der Berliner Moderne" im Georg Kolbe Museum, Berlin (2018), sowie in der Wanderausstellung "Bildhauerinnen. Von Kollwitz bis Genzken" in den Städtischen Museen Heilbronn u. a. (2018/2019) zu sehen
.

PROVENIENZ: Aus dem Nachlass der Künstlerin.
Privatsammlung Norddeutschland.

AUSSTELLUNG: Bildhauerinnen. Von Kollwitz bis Genzken, Städtische Museen Heilbronn, Gerhard-Marcks-Haus, Bremen sowie Museen Böttcherstraße, Bremen, November 2018 - August 2019, Kat.-Nr. 40 (ein anderes Exemplar).
Gemischtes Doppel. Die Molls und die Purrmanns – Zwei Künstlerpaare der Moderne, Museum Wiesbaden, 12.10.2023-18.2.2024, S. 135, Abb. 7 und S. 165, ganzseitige Farbabb. (ein anderes Exemplar).

LITERATUR: Werner Filmer, Marg Moll. Eine deutsche Bildhauerin 1884-1977, Bergisch Gladbach 2013, Abb. S. 85.

Marg Moll gehört zu den wenigen Bildhauerinnen der ersten Generation, die sofort in der Kunstwelt Fuß fassen konnten. Zunächst ließ sich Marg Moll jedoch bei Lovis Corinth und ihrem späteren Mann Oskar Moll zur Malerin ausbilden. Der Bildhauerei wendet sie sich erst ab 1905 zu. Bereits in den 1920er Jahren wird Marg Moll regelmäßig in Deutschland, aber auch international ausgestellt und ist etwa mit Alexander Archipenko und Constantin Brâncusi auf der Höhe ihrer Zeit. Infolge der Ausstellung ihrer Werke in der Neuen Secession Berlin 1915/16 wird sie von renommierten Kunsthändlern wie Wolfgang Gurlitt oder Alfred Flechtheim in Berlin oder der Galerie Arnold in Breslau bis hin zu Hans Goltz in München in deren Programm aufgenommen.

Ein Studienaufenthalt in Paris 1907/08 ermöglicht die Begegnung mit Henri Matisse und die Beteiligung an der Gründung seiner Académie. Sie wird dort seine einzige deutsche Bildhauerschülerin sein. Hier entwickelt sie eine kubistische Formensprache in ihrer plastischen Arbeit, die sie zur Pionierin der abstrakten Skulptur werden lässt. Molls abstrakte Skulpturen haben zumeist den menschlichen Körper zum Thema, den sie in einfachen Volumina moduliert. Dabei entwickelt sie eine summarische, kubistisch anmutende Formsprache, die eine feine Rhythmik im Spiel des als plastisches Gestaltungsmittel eingesetzten Lichtes entfaltet. Ein Höhepunkt ihrer künstlerischen Laufbahn ist im Jahr 1932 die Doppelpräsentation "Tableaux par Oscar Moll. Sculptures par Marg Moll" in der Pariser Galerie Georges Petit gemeinsam mit ihrem Mann. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wird Marg Moll als "entartet" diffamiert. Ihre rundumansichtige "Tänzerin" ist nicht nur Teil der Ausstellung "Entartete Kunst", sondern wird auch als Requisite im nationalsozialistischen Propagandafilm "Venus vor Gericht" (1941) missbraucht. Nach dem Krieg ist es diese Skulptur, die der in Vergessenheit geratenen Künstlerin ihre verdiente Wertschätzung wiedergibt. Die Skulptur wird mit 16 anderen als "entartet" deklarierten Skulpturen bei Bauarbeiten an der Berliner U-Bahn in einem verschütteten Keller wiederentdeckt. Mit diesem spektakulären Fund wird auch die Künstlerin selbst neu wahrgenommen. Ihre Werke werden unter anderem in Ausstellungen im Georg Kolbe Museum, Berlin, und in der Kunsthalle Mannheim gezeigt. Aktuell präsentiert das Museum Wiesbaden die Ausstellung "Gemischtes Doppel. Die Molls und die Purrmanns". [SM]



428
Margarethe Moll
Stehende, 1929.
Bronze mit dunkelbrauner Patina
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 63.500

(inklusive Aufgeld)