Rahmenbild
300
Carl Spitzweg
Der Angler am Waldbach, 1844.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 120.000 Ergebnis:
€ 152.400 (inklusive Aufgeld)
Der Angler am Waldbach. 1844.
Öl auf Holz.
Rechts unten mit der Signaturparaphe sowie datiert. 29,8 x 25,8 cm (11,7 x 10,1 in).
• Besonders konzentriertes Motiv in der Komposition von Landschaft und Figur.
• Aus der Phase der Orientierung an den französischen Zeichnern, vor dem Hintergrund Spitzwegs Mitarbeit an den „Fliegenden Blättern“, 1844 erstmals erschienen.
• Eines der wenigen von Spitzweg datierten Werke, von besonderer Wichtigkeit im Oeuvre des Künstlers
• Charakteristische humoristische Szene mit unnachahmlicher Spitzwegscher Ironie.
Wir danken Herrn Detlef Rosenberger, der das Werk im Original begutachtet hat, für die freundliche Auskunft.
PROVENIENZ: Privatbesitz Schweiz.
Privatsammlung Baden-Württemberg.
LITERATUR: Siegfried Wichmann, Carl Spitzweg. Verzeichnis der Werke. Gemälde und Aquarelle, Stuttgart 2002, WVZ-Nr. 281 (m. Abb.).
Wohl Verkaufsverzeichnis Nr. 44: "Fischende (2ter gemalter in Frak.. auf Holz) sh. No. 31, 1844 Jänner, Hannover, 36 Thaler, p. ct. retour, 1845, 14. Mai Straßburg, Gulden 90 Rheinische, 1845 Mannheim verkauft für 90 Gulden."
Deutsches Kunstarchiv Nürnberg, Nachlass Hermann Uhde-Bernays, I.B, Materialsammlung zu Spitzweg, Ordner "Bilder der Frühzeit" (Abb.).
Siegfried Wichmann, Carl Spitzweg und die französischen Zeichner, Ausst.-Kat. Haus der Kunst München, 1985, S. 137, Nr. 101 (m. Abb.), S. 426.
Siegfried Wichmann, Carl Spitzweg. Der Angler. Dokumentation, Starnberg-München, R.v.u.a.K. 1995, S. 24f., Bayerische Staatsbibliothek München, Inv.-Nr. Ana 656 SW 76.
Öl auf Holz.
Rechts unten mit der Signaturparaphe sowie datiert. 29,8 x 25,8 cm (11,7 x 10,1 in).
• Besonders konzentriertes Motiv in der Komposition von Landschaft und Figur.
• Aus der Phase der Orientierung an den französischen Zeichnern, vor dem Hintergrund Spitzwegs Mitarbeit an den „Fliegenden Blättern“, 1844 erstmals erschienen.
• Eines der wenigen von Spitzweg datierten Werke, von besonderer Wichtigkeit im Oeuvre des Künstlers
• Charakteristische humoristische Szene mit unnachahmlicher Spitzwegscher Ironie.
Wir danken Herrn Detlef Rosenberger, der das Werk im Original begutachtet hat, für die freundliche Auskunft.
PROVENIENZ: Privatbesitz Schweiz.
Privatsammlung Baden-Württemberg.
LITERATUR: Siegfried Wichmann, Carl Spitzweg. Verzeichnis der Werke. Gemälde und Aquarelle, Stuttgart 2002, WVZ-Nr. 281 (m. Abb.).
Wohl Verkaufsverzeichnis Nr. 44: "Fischende (2ter gemalter in Frak.. auf Holz) sh. No. 31, 1844 Jänner, Hannover, 36 Thaler, p. ct. retour, 1845, 14. Mai Straßburg, Gulden 90 Rheinische, 1845 Mannheim verkauft für 90 Gulden."
Deutsches Kunstarchiv Nürnberg, Nachlass Hermann Uhde-Bernays, I.B, Materialsammlung zu Spitzweg, Ordner "Bilder der Frühzeit" (Abb.).
Siegfried Wichmann, Carl Spitzweg und die französischen Zeichner, Ausst.-Kat. Haus der Kunst München, 1985, S. 137, Nr. 101 (m. Abb.), S. 426.
Siegfried Wichmann, Carl Spitzweg. Der Angler. Dokumentation, Starnberg-München, R.v.u.a.K. 1995, S. 24f., Bayerische Staatsbibliothek München, Inv.-Nr. Ana 656 SW 76.
Dieses Motiv des Anglers entsteht in einer Zeit, in der sich Spitzweg intensiv mit der Karikatur und der spitzen Feder der französischen Zeichner beschäftigt. Der Maler, Grafiker und Verleger Kaspar Braun gründet 1844 in München die illustrierte Zeitschrift „Fliegende Blätter“, für die er auch Spitzweg als Mitwirkenden Zeichner gewinnen kann. Vorbild waren die satirischen Pariser Blätter „Charivari“ und „La Caricature“, in denen Größen wie Paul Gavarni, Gustave Doré oder Honoré Daumier ihre treffenden Karikaturen veröffentlichten. Auch die „Fliegenden Blätter“ werden für ihre zielsichere Charakterisierung des deutschen Bürgertums schnell bekannt. Zwischen Gedichten, Erzählungen und Vermischtem tragen vor allem die Illustrationen solcher Blätter zu einer panorama-artigen Typologie der Gesellschaft bei, bei denen besonders das gesetzte Bürgertum ins Zentrum des Spottes rückt. Aus Figuren der „Fliegenden Blätter“ geht schließlich auch der die Zeitspanne der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bezeichnende Begriff des „Biedermeier“ hervor.
Gekennzeichnet ist diese Zeit der Restauration bis zum Beginn der bürgerlichen Revolution von 1848 von einem Rückzug ins Private, in die kleinen Freuden des Alltags und einer Abkehr von politischen oder gesellschaftlichen Turbulenzen. Der Gestaltung des privaten Lebens und der Freizeit wird dagegen immer größere Aufmerksamkeit zuteil. Einen solchen gutsituierten, wohl aus dem städtischen Raum stammenden Bürger hat es hier in die Waldeinsamkeit verschlagen, wo er sich an einem kleinen Bach zum Angeln niedergelassen hat. Die Kleidung mit Frack und Weste, blütenweißer Halsbinde und hohem schwarzen Zylinderhut scheint nicht gerade zweckdienlich, auch die Nickelbrille weist ihn eher als Gelehrten oder Beamten denn als Naturburschen aus. Seine Unerfahrenheit spricht auch aus der instabilen Lage, in die er sich mit der Wahl des abschüssigen Steins am Ufer des Baches gebracht hat. Mit hochgezogenen Augenbrauen erblickt er seinen Fang am Ende der Leine - vermutlich hätte er sich aufgrund der durchgebogenen Angelrute einen dickeren Fisch erhofft. Ein nächstes Unglück scheint sich zudem abzuzeichnen - wie lange mag der rutschige Stein den Angler noch vor einem Tauchgang bewahren?
Sonntagsfischer und Sonntagsjäger treten ab den 1830er/40er Jahren in Spitzwegs Motivrepertoire auf, immer aufgrund ihrer nicht der gewöhnlichen Umgebung sondern mit den Fallstricken und Tücken der eigengesetzlichen, ungeregelten Natur konfrontiert. Auch das Pendant des Anglers, der Sonntagsjäger im „Jagdunglück“ (1839, Museum Georg Schäfer, Schweinfurt), ebenfalls ein Unglücksrabe aus der Stadt mit Zylinder und Brille, wird Opfer ihrer Unberechenbarkeit und rutscht unerwartet über einen Stein in einen Tümpel hinab – was dem Angler ebenfalls unmittelbar bevorzustehen scheint.
In den Karikaturzeitschriften sind gerade die Angler ein beliebtes Motiv. Das Angeln galt auch in München seit einiger Zeit als neues Hobby, wo sich am Stadtbach sonntägliche Zusammenkünfte bilden. Damit einher gehen Probleme wie die zu große Konkurrenz oder Situationen, in der jemand nasse Füße bekommt oder einen unerwarteten Fang macht. Für den Spott sorgen nicht nur die „Fliegenden Blätter“, sondern anschließend auch der „Münchner Bilderbogen“. Das Angeln als Hobby scheint zum Symbol des Spießbürgers zu werden - anders als aufregendere Sportarten oder Freizeitbeschäftigungen ist es doch im Wesentlichen von Warten in Abgeschiedenheit und Ruhe bestimmt. Von Spitzweg, der hier die belaubte Felswand malerisch vielseitig gestaltet, wird zudem das Erlebnis der unberührten Natur angesprochen. Für die Huflattich-Blätter der linken Seite greift er dabei auf Zeichnungen im Skizzenbuch von 1835 zurück.
Neuerungen im Fischereirecht hatten dieses Privileg allmählich demokratisiert, und ähnlich wie im Jagdrecht des 19. Jahrhunderts zogen nun die Bürger mit ihren Angelruten hinaus aufs Land. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entstehen erste Fischereiverbände, nach dem Vorbild der englischen Fishing-Clubs treffen sich in München allwöchentlich interessierte Angler. An die Münchner Hobby-Angler denkt Spitzweg bereits im September 1840 bei einem Besuch in Venedig, wie er ausführlich an seinen Bruder Eduard schreibt: „..als ich ins Wasser guckte – welch eine Ausbeute, welch ein Petri-Fischfang wäre das für unsere Stadtbach-Ladys und MyLords, wenn sie die Lagunen einmal räumen dürften – was für Meerwunder schwimmen da nicht rum; ich sehe außer den Abfällen aus Küchen und – etc. etc. Schuhsohlen, Pillenschachtelndeckeln, Schuhbürsten ohne Borsten, Kämme ohne Zähne, die seltensten Seefische auf dass man sie mit den Händen fangen können, etwas was aussah wie eine Perücke und doch keine war; ein tief gesunkenes Strumpfband Zigarrenkastendeckeln ohne Zahl, allerlei Fransen und Charpiewerk – und das schwamm alles oben! Was muss erst für ein Schatz in der dunklen Tiefe liegen - Juwelen, Goldklumpen und Potdechambre-Handhaben schwimmen bekanntlich nicht. – Entschuldige meinen poetischen Schwung einer zarten Phantasie, die jeden Anstreicher hier notwendig zum Maler machen muß!“ (zit. n. Wichmann, Carl Spitzweg und die französischen Zeichner Daumier, Grandville, Gavarni, Doré, Ausst.-Kat. Haus der Kunst, München, München 1985, S. 27).
Solche persönlichen Erlebnisse verschmelzen mit der genrehaften und zugleich karikaturesken Typologie, aus der Spitzweg seine berühmten Sonderlingsgestalten herausformt. Diese haben sich ganz ihrer Passion verschrieben und gehen ihr in schönstem Dilettantismus aber mit nicht unerheblichem Eifer nach – im Grunde so wie Spitzweg seiner Malerei. Auch Spitzweg als Münchner Bürger ist wie der Angler viel in den Bergen und auf dem Land unterwegs, als Maler und ebenso ausgestattet mit Nickelbrille dürfte er selbst durchaus als Sonderling wahrgenommen worden sein. Die Vielfalt der Abwandlungen des Angler-Motivs in unterschiedlichen Techniken lassen darauf schließen, dass Spitzweg schon in den frühen 1830er Jahren das Bildthema aufgenommen hatte und aus dem einsamen Sonntagsfischer eine seiner beliebten Sonderlingsfiguren gemacht hatte. Dieser „Angler“ ist darüber hinaus eines der seltenen Werke mit Datierung, die Spitzweg nur in Ausnahmefällen auf Wunsch von Auftraggebern oder wenn ihm ein Gemälde besonders gelungen schien der Signatur hinzufügte. [KT]
Gekennzeichnet ist diese Zeit der Restauration bis zum Beginn der bürgerlichen Revolution von 1848 von einem Rückzug ins Private, in die kleinen Freuden des Alltags und einer Abkehr von politischen oder gesellschaftlichen Turbulenzen. Der Gestaltung des privaten Lebens und der Freizeit wird dagegen immer größere Aufmerksamkeit zuteil. Einen solchen gutsituierten, wohl aus dem städtischen Raum stammenden Bürger hat es hier in die Waldeinsamkeit verschlagen, wo er sich an einem kleinen Bach zum Angeln niedergelassen hat. Die Kleidung mit Frack und Weste, blütenweißer Halsbinde und hohem schwarzen Zylinderhut scheint nicht gerade zweckdienlich, auch die Nickelbrille weist ihn eher als Gelehrten oder Beamten denn als Naturburschen aus. Seine Unerfahrenheit spricht auch aus der instabilen Lage, in die er sich mit der Wahl des abschüssigen Steins am Ufer des Baches gebracht hat. Mit hochgezogenen Augenbrauen erblickt er seinen Fang am Ende der Leine - vermutlich hätte er sich aufgrund der durchgebogenen Angelrute einen dickeren Fisch erhofft. Ein nächstes Unglück scheint sich zudem abzuzeichnen - wie lange mag der rutschige Stein den Angler noch vor einem Tauchgang bewahren?
Sonntagsfischer und Sonntagsjäger treten ab den 1830er/40er Jahren in Spitzwegs Motivrepertoire auf, immer aufgrund ihrer nicht der gewöhnlichen Umgebung sondern mit den Fallstricken und Tücken der eigengesetzlichen, ungeregelten Natur konfrontiert. Auch das Pendant des Anglers, der Sonntagsjäger im „Jagdunglück“ (1839, Museum Georg Schäfer, Schweinfurt), ebenfalls ein Unglücksrabe aus der Stadt mit Zylinder und Brille, wird Opfer ihrer Unberechenbarkeit und rutscht unerwartet über einen Stein in einen Tümpel hinab – was dem Angler ebenfalls unmittelbar bevorzustehen scheint.
In den Karikaturzeitschriften sind gerade die Angler ein beliebtes Motiv. Das Angeln galt auch in München seit einiger Zeit als neues Hobby, wo sich am Stadtbach sonntägliche Zusammenkünfte bilden. Damit einher gehen Probleme wie die zu große Konkurrenz oder Situationen, in der jemand nasse Füße bekommt oder einen unerwarteten Fang macht. Für den Spott sorgen nicht nur die „Fliegenden Blätter“, sondern anschließend auch der „Münchner Bilderbogen“. Das Angeln als Hobby scheint zum Symbol des Spießbürgers zu werden - anders als aufregendere Sportarten oder Freizeitbeschäftigungen ist es doch im Wesentlichen von Warten in Abgeschiedenheit und Ruhe bestimmt. Von Spitzweg, der hier die belaubte Felswand malerisch vielseitig gestaltet, wird zudem das Erlebnis der unberührten Natur angesprochen. Für die Huflattich-Blätter der linken Seite greift er dabei auf Zeichnungen im Skizzenbuch von 1835 zurück.
Neuerungen im Fischereirecht hatten dieses Privileg allmählich demokratisiert, und ähnlich wie im Jagdrecht des 19. Jahrhunderts zogen nun die Bürger mit ihren Angelruten hinaus aufs Land. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entstehen erste Fischereiverbände, nach dem Vorbild der englischen Fishing-Clubs treffen sich in München allwöchentlich interessierte Angler. An die Münchner Hobby-Angler denkt Spitzweg bereits im September 1840 bei einem Besuch in Venedig, wie er ausführlich an seinen Bruder Eduard schreibt: „..als ich ins Wasser guckte – welch eine Ausbeute, welch ein Petri-Fischfang wäre das für unsere Stadtbach-Ladys und MyLords, wenn sie die Lagunen einmal räumen dürften – was für Meerwunder schwimmen da nicht rum; ich sehe außer den Abfällen aus Küchen und – etc. etc. Schuhsohlen, Pillenschachtelndeckeln, Schuhbürsten ohne Borsten, Kämme ohne Zähne, die seltensten Seefische auf dass man sie mit den Händen fangen können, etwas was aussah wie eine Perücke und doch keine war; ein tief gesunkenes Strumpfband Zigarrenkastendeckeln ohne Zahl, allerlei Fransen und Charpiewerk – und das schwamm alles oben! Was muss erst für ein Schatz in der dunklen Tiefe liegen - Juwelen, Goldklumpen und Potdechambre-Handhaben schwimmen bekanntlich nicht. – Entschuldige meinen poetischen Schwung einer zarten Phantasie, die jeden Anstreicher hier notwendig zum Maler machen muß!“ (zit. n. Wichmann, Carl Spitzweg und die französischen Zeichner Daumier, Grandville, Gavarni, Doré, Ausst.-Kat. Haus der Kunst, München, München 1985, S. 27).
Solche persönlichen Erlebnisse verschmelzen mit der genrehaften und zugleich karikaturesken Typologie, aus der Spitzweg seine berühmten Sonderlingsgestalten herausformt. Diese haben sich ganz ihrer Passion verschrieben und gehen ihr in schönstem Dilettantismus aber mit nicht unerheblichem Eifer nach – im Grunde so wie Spitzweg seiner Malerei. Auch Spitzweg als Münchner Bürger ist wie der Angler viel in den Bergen und auf dem Land unterwegs, als Maler und ebenso ausgestattet mit Nickelbrille dürfte er selbst durchaus als Sonderling wahrgenommen worden sein. Die Vielfalt der Abwandlungen des Angler-Motivs in unterschiedlichen Techniken lassen darauf schließen, dass Spitzweg schon in den frühen 1830er Jahren das Bildthema aufgenommen hatte und aus dem einsamen Sonntagsfischer eine seiner beliebten Sonderlingsfiguren gemacht hatte. Dieser „Angler“ ist darüber hinaus eines der seltenen Werke mit Datierung, die Spitzweg nur in Ausnahmefällen auf Wunsch von Auftraggebern oder wenn ihm ein Gemälde besonders gelungen schien der Signatur hinzufügte. [KT]
300
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