Auktion: 546 / 19th Century Art am 09.12.2023 in München Lot 348

 

348
Hermann Pleuer
Vor den Einfahrtshallen des Alten Stuttgarter Bahnhofs, 1909.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 12.000
Ergebnis:
€ 15.240

(inklusive Aufgeld)
Vor den Einfahrtshallen des Alten Stuttgarter Bahnhofs. 1909.
Öl auf Leinwand.
Links unten signiert und datiert. Verso auf dem Keilrahmen mit diversen Etiketten. 80 x 100 cm (31,4 x 39,3 in).

PROVENIENZ: Dr. Theodor Sproesser, Stuttgart (1913; verso mit dem Etikett).
Kunsthaus Bühler, Stuttgart (verso mit dem Etikett).
Privatbesitz Baden-Württemberg (seit mind. 1974).

AUSSTELLUNG: Hermann Pleuer 1863-1911. Bilder aus dem Magazin, Galerie der Stadt Stuttgart, 1.3.-22.3.1983.
Der deutsche Impressionismus, Kunsthalle Bielefeld, 22.11.2009-28.2.2010, S. 63 (m. Abb.).

LITERATUR: Gabriele Kiesewetter, Hermann Pleuer 1863-1911. Leben und Werk, Stuttgart 2000, Nr. 1909,17 (m. Abb.).
Franz Freiherr von Koenig-Fachsenfeld/Reinhard Freiherr von Koenig-Fachsenfeld, Werkverzeichnis Hermann Pleuer, 1911-1914, Archiv Schloss Fachsenfeld, Nr. 697.

Nach dem Studium an den Akademien in Stuttgart und München wird Hermann Pleuer zunächst zu einem der wichtigsten Vertreter der impressionistischen Landschaftsmalerei in Süddeutschland. Dessen Vertreter in Frankreich hatten sich zumeist der Beschreibung moderner Freizeitkultur in den durch die Eisenbahn erschlossenen urbanen Naherholungsräumen gewidmet. 1875 entstehen Claude Monets berühmte Darstellungen des Pariser Bahnhofs Gare Saint Lazare, die wegweisend werden für die malerische und ästhetische Erschließung eines solch alltäglichen Ortes, der dadurch zum Symbol der Moderne wird. Im Zuge der Erweiterung des Stuttgarter Westbahnhofs beginnt Pleuer ab 1896 mit seiner eigenen Interpretation dieses neuartigen Motivs der Eisenbahn. Dabei setzt er sich intensiv mit dem mechanisch-technischen Aspekt auseinander, wie ein großes Konvolut aus Zeichnungen, Skizzen und Studien im Bestand der Staatsgalerie Stuttgart zeigt. Sein präziser Blick fällt dokumentarisch auf Räderwerk und Triebwerke der Lokomotiven, Montagewerkzeuge, Stellwerke und Weichen sowie auf die industrielle Bahnhofsarchitektur; der Mensch begegnet dem Betrachter als Reisender wie auch als dort beschäftigter Arbeiter. Die vor Ort entstandenen Zeichnungen dienen dabei oftmals als Vorstudien für ausgeführte Gemälde. Der Standpunkt mitten auf den Gleisen, bei dem die herannahenden Züge auf den Betrachter zukommen, zeigt die malerische Experimentierfreudigkeit, durch die die Dynamik des modernen Verkehrsmittels aus ungewöhnlicher Perspektive erlebbar gemacht wird. Weiteres Motivvokabular der Moderne bietet das elektrische Licht und dessen Reflexion auf dem Metall der Gleise sowie die Rauchwolken der Lokomotiven, die einen eindrucksvollen Effekt in der Dämmerung erzielen. Die Faszination Pleuers für die Eisenbahnthematik, für die er berühmt wird, liegt nicht zuletzt in deren Symbolik für ein sich beschleunigendes Leben in der Moderne im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert begründet, deren Mobilität und Schnelligkeit durch Industrie und Technik ermöglicht werden. [KT]



348
Hermann Pleuer
Vor den Einfahrtshallen des Alten Stuttgarter Bahnhofs, 1909.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 12.000
Ergebnis:
€ 15.240

(inklusive Aufgeld)