10
Sean Scully
Cut Ground Blue Grey, 2011.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 300.000 Ergebnis:
€ 406.400 (inklusive Aufgeld)
Cut Ground Blue Grey. 2011.
Öl auf Leinwand.
Verso auf der Rahmenrückwand signiert, datiert und betitelt. 71,8 x 81,5 cm (28,2 x 32 in).
• Eine der herausragenden Arbeiten der 2006 begonnenen Werkserie "Cut Ground".
• In diesem Werk fasst Scully die Motivwelt und Essenz seines bisherigen künstlerischen Schaffens zusammen.
• Mit ihrer harmonischen, besonders ausgewogenen Gliederung und Farbigkeit ist die Arbeit in Bezug auf Scullys Œuvre absolut beispielhaft.
• Arbeiten aus dieser Werkserie befinden sich in der Sammlung des Metropolitan Museum of Art in New York, im Virginia Museum of Fine Arts, Richmond, und in der Fundación Bancaja in Valencia.
PROVENIENZ: Richard Green Gallery, London.
Privatsammlung New York (vom Vorgenannten erworben).
"I want my brushstrokes to be full of feeling."
Sean Scully, zit. nach: Art UK, https://artuk.org/discover/artworks/wall-of-light-red-summer-145127.
Öl auf Leinwand.
Verso auf der Rahmenrückwand signiert, datiert und betitelt. 71,8 x 81,5 cm (28,2 x 32 in).
• Eine der herausragenden Arbeiten der 2006 begonnenen Werkserie "Cut Ground".
• In diesem Werk fasst Scully die Motivwelt und Essenz seines bisherigen künstlerischen Schaffens zusammen.
• Mit ihrer harmonischen, besonders ausgewogenen Gliederung und Farbigkeit ist die Arbeit in Bezug auf Scullys Œuvre absolut beispielhaft.
• Arbeiten aus dieser Werkserie befinden sich in der Sammlung des Metropolitan Museum of Art in New York, im Virginia Museum of Fine Arts, Richmond, und in der Fundación Bancaja in Valencia.
PROVENIENZ: Richard Green Gallery, London.
Privatsammlung New York (vom Vorgenannten erworben).
"I want my brushstrokes to be full of feeling."
Sean Scully, zit. nach: Art UK, https://artuk.org/discover/artworks/wall-of-light-red-summer-145127.
Von geometrischer Strenge zur sinnlichen Farbfeldmalerei
Bereits in seinem künstlerischen Frühwerk der 1970er Jahre verschreibt sich Sean Scully voll und ganz der Abstraktion. Seine zunächst noch sehr präzisen, streng geometrischen, gleichmäßigen und minimalistischen Streifenkompositionen werden im Laufe der 1980er Jahre malerischer, in den Übergängen freier und sinnlicher. Auf mehreren Reisen nach Mexiko 1980 und 1987–1990 faszinieren den Künstler insbesondere die spektakulären Licht- und Schatteneffekte auf den aus unzähligen Steinblöcken erbauten Etagen der Maya-Ruinen von Yukatan. Fortan wendet sich Scully einer deutlich weniger formalen und weniger streng geometrischen Gliederung als in seinen früheren Arbeiten zu. Es treten nun die glänzende Materialität und Strahlkraft der Ölfarben, der deutlich sichtbare Pinselduktus und die weichen, ganz bewusst unpräzise gearbeiteten Übergänge zwischen den einzelnen Farbbalken und -streifen in den Vordergrund. "The result was a geometry that was less precise, less self-confident, less presumptuous, becoming instead more poetic, more mysterious, more intimate and more truthful." (Danilo Eccher, damaliger Direktor des Museo d'Arte Contemporanea di Roma, in: Ausst.-Kat. Sean Scully. A Retrospective, London 2007, S. 13)
Geometrische Gliederung und freier, gestischer Farbauftrag
Scully beginnt seine Arbeiten zunächst mit einer Gliederung in Bleistift oder Ölkreide. Er unterteilt die zu bemalende Bildfläche in mehrere kleinere rechteckige Elemente und schmalere Streifen. Die einzelnen abgegrenzten Flächen werden anschließend mit breitem Pinsel mit mehreren Farbschichten gefüllt. Ab den späten 1990er Jahren fügt Scully seinen Werken dabei eine deutlich emotionalere Dimension hinzu. Durch das Übereinanderschichten zahlreicher Farbflächen blitzen an den Übergängen zwischen den einzelnen Streifen und Rechtecken nun kräftige Farben hervor, denn die Abgrenzungen sind alles andere als starr und präzise: Die zuvor eingeteilte Gliederung füllt Scully mit breitem Pinsel und mit gestischen, freien, bewegten, gar rhythmischen Schwüngen. Farben überlagern und mischen sich, verwischen und lassen immer wieder die körperliche, manuelle Arbeit des Künstlers und damit den Entstehungsprozess des Werkes unmittelbar erfahrbar werden: "Natürlich spürt man Zeit in meinem Werk, weil es aus Schichten besteht. Es wird wiederholt übermalt, in verschiedenen Farben und mit unterschiedlichen Gewichten der Farben, immer durch mich selbst, bis irgendwie alles, so elegant oder ungelenk wie es eben ist, am richtigen Platz ist und dort lebt." (Sean Scully in einem Gespräch mit Kevin Power, zit. nach: Kelly Grovier/Kirsten Voigt (Hrsg.), Inner, Berlin 2018, S. 104). In der hier angebotenen, besonders farbintensiven Arbeit liegen kühle und warme Farbflächen dicht nebeneinander. Warmes Orange trifft auf frisches Hellblau, kräftiges Rapsgelb auf tiefes Nachtblau. Dunklere Farbtafeln verhelfen ihren helleren, kräftig gelben Nachbarn zu ungeahnter Strahlkraft und ergeben ein reizvolles, sattes und nuanciertes wie auch spannungsreiches Mosaik mit prachtvoller, zart glänzender malerischer Oberfläche.
"Brushstrokes full of feeling". Mark Rothko und Sean Scully
Während Scullys akkurate Geradlinigkeit u. a. mit der Malerei Piet Mondrians in Verbindung gebracht werden kann, ist in seiner zeitintensiven, physischen Schichtung der Farben der starke Einfluss des amerikanischen abstrakten Expressionismus erkennbar, insbesondere der vibrierenden Farbfelder Mark Rothkos. Dessen Kunst lernt Scully erstmals in seinen frühen Zwanzigern während eines Ausstellungsbesuches im Museum of Modern Art in New York kennen und setzt sich mit dieser nach seiner Emigration in die USA in den späten 1970er Jahren intensiv auseinander.
Wie Rothko ist auch Scully geradezu besessen von der Wirkung von Farben und der Beziehung zwischen ihnen, ihrem kontrastreichen Zusammenspiel, durch das Emotionen und Stimmungen erzeugt und übermittelt werden können. "I want my brushstrokes to be full of feeling", sagt der Künstler selbst (S. Scully, zit. nach: Art UK, https://artuk.org/discover/artworks/wall-of-light-red-summer-145127). Scully erklärt: "Ich bin überzeugt, dass die Abstraktion dazu da ist und war, tiefe Emotion zu verkörpern. Ich glaube, das ist ihre Aufgabe in der Geschichte der Kunst." (S. Scully, 2012, zit. nach: Kelly Grovier/Kirsten Voigt (Hrsg.), Inner, Berlin 2018, S. 280).
Von "Wall of Light" zu "Cut Ground"
Trotz der vermeintlichen Ähnlichkeiten und Parallelen in den Werken Sean Scullys sind die Arbeiten aufgrund ihrer formalen Charakteristiken gruppierbar und können jeweils einer bestimmten Werkserie zugeordnet werden. Beispielsweise bestehen die Werke der "Robe"-Serie aus gleich großen, ordentlich nebeneinanderliegenden und übereinandergestapelten Rechtecken. Scullys "Doric"-Werke unterliegen der Dreiteiligkeit des Triptychons, die "Mirror"-Bilder enthalten Bezüge zum Diptychon und die "Landline"-Werkserie der 2000er Jahre ist in ihrer Übersetzung des klassischen Landschaftsbilds auf rein horizontal verlaufende Farbbahnen begrenzt.
In Scullys wohl berühmtester Werkserie "Wall of Light" setzt der Künstler ab den späten 1990er Jahren nahezu gleichgroße Farbblöcke zu gleichmäßigeren, formal sehr harmonischen Kompositionen zusammen. Die Linien werden weicher, der Duktus malerischer und die einzelnen – eigentlich verdeckten – Farbschichten bekommen in den Zwischenräumen der Farbfelder ihren Auftritt und erstrahlen. Darin liegt die Verwandtschaft zu der 2006 begonnen Werkreihe "Cut Ground", zu der auch die hier angebotene Arbeit gehört. Ihre Ausdruckskraft entsteht im Malprozess, baut sich sozusagen 'geologisch', wie einzelne Gesteinsschichten langsam von der untersten Malschicht zur Oberfläche auf. Die fertiggestellte Komposition enthält durch die Sichtbarkeit der zugrunde liegenden Farbschichten eine gewisse emotional aufgeladene Tiefenwirkung. Im Unterschied zum gleichmäßigeren Bildaufbau der "Wall of Light"-Werke, enthalten die "Cut Ground"-Arbeiten auch sehr schmale Streifen, welche die Komposition dynamisieren und stärker in Bewegung versetzen. Die unterschiedlich breiten Farbstreifen laufen in verschiedene Richtungen: Die schmaleren, vertikal verlaufenden Streifen im Zentrum treffen auf breitere, horizontal gesetzte Farbbalken und geben so eine gewisse Lesart und den Energiefluss des Bildes vor, der durch den sinnlichen Pinselduktus einen zusätzlichen Bewegungsmoment suggeriert.
Es entsteht eine meisterliche Synthese aus formaler Strenge, architektonischer Komposition, lockerer und doch energiegeladener Pinselführung sowie vibrierender, intuitiver Farbigkeit. Damit verkörpert das hier angebotene Werk der "Cut Ground"-Serie die Essenz von Scullys künstlerischem Schaffen, von den Anfängen der 1980er Jahre bis hin zu den höchst sinnlichen, lebendigen Bildern der jüngeren Schaffensphasen. Mit dem ikonischen Korpus aus nebeneinanderliegenden und übereinandergestapelten, kurzen und längeren, kalt- und warmtonigen, helleren und dunkleren, leuchtkräftigen und zartfarbigen, in schmale Streifen und breite Blöcke geschnittenen Farbfeldern kulminieren die besten Charakteristiken von Scullys Kunst, seiner Hingabe und seinem unerbittlichen Einsatz für die abstrakte Malerei.
London bis Guangzhou
Nach zwei frühen Nominierungen für den renommierten Turner-Preis 1989 und 1993 (jedoch ohne Auszeichnung) ist Scullys bedeutender Beitrag zur Geschichte der abstrakten Malerei heute unumstritten. Seine Arbeiten befinden sich heute weltweit in den renommiertesten internationalen Sammlungen, darunter das Museum of Modern Art, das Metropolitan Museum of Art und das Solomon R. Guggenheim Museum in New York, die National Gallery of Art, Washington, D.C., die Londoner Tate Gallery, die Albertina in Wien und das Guangdong Museum of Art, Guangzhou. Insbesondere seine Erfolge der letzten Jahre zeigen, dass sich Scullys Schaffen bereits einen festen Platz in der europäischen Kunstgeschichte des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts erobert hat und die Entwicklungen der zeitgenössischen Abstraktion auch weiterhin nachhaltig beeinflusst. 2013 wird er Mitglied der Royal Academy of Arts, 2014/15 wird Scully als erster westlicher Künstler überhaupt mit einer umfassenden, retrospektiven Überblicksschau in China geehrt, die sowohl in Schanghai als auch in Peking gezeigt wird. Allein in den letzten paar Jahren werden seine Arbeiten in mehr als einem Dutzend Einzelausstellungen in Europa und den Vereinigten Staaten gezeigt, u. a. im Thorvaldsen Museum in Kopenhagen (2023), in der groß angelegten Werkschau "Sean Scully. The Shape of Ideas" im Philadelphia Museum of Art (2022), in der National Gallery in London und in der Albertina in Wien (2019) sowie im Hirshhorn Museum and Sculpture Garden in Washington, D. C. (2018/19). [CH]
Bereits in seinem künstlerischen Frühwerk der 1970er Jahre verschreibt sich Sean Scully voll und ganz der Abstraktion. Seine zunächst noch sehr präzisen, streng geometrischen, gleichmäßigen und minimalistischen Streifenkompositionen werden im Laufe der 1980er Jahre malerischer, in den Übergängen freier und sinnlicher. Auf mehreren Reisen nach Mexiko 1980 und 1987–1990 faszinieren den Künstler insbesondere die spektakulären Licht- und Schatteneffekte auf den aus unzähligen Steinblöcken erbauten Etagen der Maya-Ruinen von Yukatan. Fortan wendet sich Scully einer deutlich weniger formalen und weniger streng geometrischen Gliederung als in seinen früheren Arbeiten zu. Es treten nun die glänzende Materialität und Strahlkraft der Ölfarben, der deutlich sichtbare Pinselduktus und die weichen, ganz bewusst unpräzise gearbeiteten Übergänge zwischen den einzelnen Farbbalken und -streifen in den Vordergrund. "The result was a geometry that was less precise, less self-confident, less presumptuous, becoming instead more poetic, more mysterious, more intimate and more truthful." (Danilo Eccher, damaliger Direktor des Museo d'Arte Contemporanea di Roma, in: Ausst.-Kat. Sean Scully. A Retrospective, London 2007, S. 13)
Geometrische Gliederung und freier, gestischer Farbauftrag
Scully beginnt seine Arbeiten zunächst mit einer Gliederung in Bleistift oder Ölkreide. Er unterteilt die zu bemalende Bildfläche in mehrere kleinere rechteckige Elemente und schmalere Streifen. Die einzelnen abgegrenzten Flächen werden anschließend mit breitem Pinsel mit mehreren Farbschichten gefüllt. Ab den späten 1990er Jahren fügt Scully seinen Werken dabei eine deutlich emotionalere Dimension hinzu. Durch das Übereinanderschichten zahlreicher Farbflächen blitzen an den Übergängen zwischen den einzelnen Streifen und Rechtecken nun kräftige Farben hervor, denn die Abgrenzungen sind alles andere als starr und präzise: Die zuvor eingeteilte Gliederung füllt Scully mit breitem Pinsel und mit gestischen, freien, bewegten, gar rhythmischen Schwüngen. Farben überlagern und mischen sich, verwischen und lassen immer wieder die körperliche, manuelle Arbeit des Künstlers und damit den Entstehungsprozess des Werkes unmittelbar erfahrbar werden: "Natürlich spürt man Zeit in meinem Werk, weil es aus Schichten besteht. Es wird wiederholt übermalt, in verschiedenen Farben und mit unterschiedlichen Gewichten der Farben, immer durch mich selbst, bis irgendwie alles, so elegant oder ungelenk wie es eben ist, am richtigen Platz ist und dort lebt." (Sean Scully in einem Gespräch mit Kevin Power, zit. nach: Kelly Grovier/Kirsten Voigt (Hrsg.), Inner, Berlin 2018, S. 104). In der hier angebotenen, besonders farbintensiven Arbeit liegen kühle und warme Farbflächen dicht nebeneinander. Warmes Orange trifft auf frisches Hellblau, kräftiges Rapsgelb auf tiefes Nachtblau. Dunklere Farbtafeln verhelfen ihren helleren, kräftig gelben Nachbarn zu ungeahnter Strahlkraft und ergeben ein reizvolles, sattes und nuanciertes wie auch spannungsreiches Mosaik mit prachtvoller, zart glänzender malerischer Oberfläche.
"Brushstrokes full of feeling". Mark Rothko und Sean Scully
Während Scullys akkurate Geradlinigkeit u. a. mit der Malerei Piet Mondrians in Verbindung gebracht werden kann, ist in seiner zeitintensiven, physischen Schichtung der Farben der starke Einfluss des amerikanischen abstrakten Expressionismus erkennbar, insbesondere der vibrierenden Farbfelder Mark Rothkos. Dessen Kunst lernt Scully erstmals in seinen frühen Zwanzigern während eines Ausstellungsbesuches im Museum of Modern Art in New York kennen und setzt sich mit dieser nach seiner Emigration in die USA in den späten 1970er Jahren intensiv auseinander.
Wie Rothko ist auch Scully geradezu besessen von der Wirkung von Farben und der Beziehung zwischen ihnen, ihrem kontrastreichen Zusammenspiel, durch das Emotionen und Stimmungen erzeugt und übermittelt werden können. "I want my brushstrokes to be full of feeling", sagt der Künstler selbst (S. Scully, zit. nach: Art UK, https://artuk.org/discover/artworks/wall-of-light-red-summer-145127). Scully erklärt: "Ich bin überzeugt, dass die Abstraktion dazu da ist und war, tiefe Emotion zu verkörpern. Ich glaube, das ist ihre Aufgabe in der Geschichte der Kunst." (S. Scully, 2012, zit. nach: Kelly Grovier/Kirsten Voigt (Hrsg.), Inner, Berlin 2018, S. 280).
Von "Wall of Light" zu "Cut Ground"
Trotz der vermeintlichen Ähnlichkeiten und Parallelen in den Werken Sean Scullys sind die Arbeiten aufgrund ihrer formalen Charakteristiken gruppierbar und können jeweils einer bestimmten Werkserie zugeordnet werden. Beispielsweise bestehen die Werke der "Robe"-Serie aus gleich großen, ordentlich nebeneinanderliegenden und übereinandergestapelten Rechtecken. Scullys "Doric"-Werke unterliegen der Dreiteiligkeit des Triptychons, die "Mirror"-Bilder enthalten Bezüge zum Diptychon und die "Landline"-Werkserie der 2000er Jahre ist in ihrer Übersetzung des klassischen Landschaftsbilds auf rein horizontal verlaufende Farbbahnen begrenzt.
In Scullys wohl berühmtester Werkserie "Wall of Light" setzt der Künstler ab den späten 1990er Jahren nahezu gleichgroße Farbblöcke zu gleichmäßigeren, formal sehr harmonischen Kompositionen zusammen. Die Linien werden weicher, der Duktus malerischer und die einzelnen – eigentlich verdeckten – Farbschichten bekommen in den Zwischenräumen der Farbfelder ihren Auftritt und erstrahlen. Darin liegt die Verwandtschaft zu der 2006 begonnen Werkreihe "Cut Ground", zu der auch die hier angebotene Arbeit gehört. Ihre Ausdruckskraft entsteht im Malprozess, baut sich sozusagen 'geologisch', wie einzelne Gesteinsschichten langsam von der untersten Malschicht zur Oberfläche auf. Die fertiggestellte Komposition enthält durch die Sichtbarkeit der zugrunde liegenden Farbschichten eine gewisse emotional aufgeladene Tiefenwirkung. Im Unterschied zum gleichmäßigeren Bildaufbau der "Wall of Light"-Werke, enthalten die "Cut Ground"-Arbeiten auch sehr schmale Streifen, welche die Komposition dynamisieren und stärker in Bewegung versetzen. Die unterschiedlich breiten Farbstreifen laufen in verschiedene Richtungen: Die schmaleren, vertikal verlaufenden Streifen im Zentrum treffen auf breitere, horizontal gesetzte Farbbalken und geben so eine gewisse Lesart und den Energiefluss des Bildes vor, der durch den sinnlichen Pinselduktus einen zusätzlichen Bewegungsmoment suggeriert.
Es entsteht eine meisterliche Synthese aus formaler Strenge, architektonischer Komposition, lockerer und doch energiegeladener Pinselführung sowie vibrierender, intuitiver Farbigkeit. Damit verkörpert das hier angebotene Werk der "Cut Ground"-Serie die Essenz von Scullys künstlerischem Schaffen, von den Anfängen der 1980er Jahre bis hin zu den höchst sinnlichen, lebendigen Bildern der jüngeren Schaffensphasen. Mit dem ikonischen Korpus aus nebeneinanderliegenden und übereinandergestapelten, kurzen und längeren, kalt- und warmtonigen, helleren und dunkleren, leuchtkräftigen und zartfarbigen, in schmale Streifen und breite Blöcke geschnittenen Farbfeldern kulminieren die besten Charakteristiken von Scullys Kunst, seiner Hingabe und seinem unerbittlichen Einsatz für die abstrakte Malerei.
London bis Guangzhou
Nach zwei frühen Nominierungen für den renommierten Turner-Preis 1989 und 1993 (jedoch ohne Auszeichnung) ist Scullys bedeutender Beitrag zur Geschichte der abstrakten Malerei heute unumstritten. Seine Arbeiten befinden sich heute weltweit in den renommiertesten internationalen Sammlungen, darunter das Museum of Modern Art, das Metropolitan Museum of Art und das Solomon R. Guggenheim Museum in New York, die National Gallery of Art, Washington, D.C., die Londoner Tate Gallery, die Albertina in Wien und das Guangdong Museum of Art, Guangzhou. Insbesondere seine Erfolge der letzten Jahre zeigen, dass sich Scullys Schaffen bereits einen festen Platz in der europäischen Kunstgeschichte des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts erobert hat und die Entwicklungen der zeitgenössischen Abstraktion auch weiterhin nachhaltig beeinflusst. 2013 wird er Mitglied der Royal Academy of Arts, 2014/15 wird Scully als erster westlicher Künstler überhaupt mit einer umfassenden, retrospektiven Überblicksschau in China geehrt, die sowohl in Schanghai als auch in Peking gezeigt wird. Allein in den letzten paar Jahren werden seine Arbeiten in mehr als einem Dutzend Einzelausstellungen in Europa und den Vereinigten Staaten gezeigt, u. a. im Thorvaldsen Museum in Kopenhagen (2023), in der groß angelegten Werkschau "Sean Scully. The Shape of Ideas" im Philadelphia Museum of Art (2022), in der National Gallery in London und in der Albertina in Wien (2019) sowie im Hirshhorn Museum and Sculpture Garden in Washington, D. C. (2018/19). [CH]
10
Sean Scully
Cut Ground Blue Grey, 2011.
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