Rahmenbild
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Arnulf Rainer
Übermalung, 1957/1962.
Öl auf Hartfaserplatte, in Orig.-Künstlerrahmen
Schätzung:
€ 80.000 Ergebnis:
€ 146.050 (inklusive Aufgeld)
Übermalung. 1957/1962.
Öl auf Hartfaserplatte, in Orig.-Künstlerrahmen.
Verso auf der Leinwand signiert, datiert "1957" sowie bezeichnet "(korrigiert 1962)". Mit Rahmen: 112 x 67 cm (44 x 26,3 in).
[AR].
• Arnulf Rainer zählt zu den wichtigsten Künstlern der österreichischen Avantgarde nach 1945.
• Äußerst frühe, für den Künstler so typische wie großartige Übermalung der 1950er Jahre, in der die schwarze Monochromie nahezu die gesamte Bildfläche bedeckt.
• Durch die Materialität der Farbe, die Schicht für Schicht mit gestischen Pinselstrichen auf die Leinwand gesetzt ist, erschafft Arnulf Rainer eine geheimnisvolle Binnenstruktur.
• Der Betrachter begreift das Bedecken, das Zudecken der Leinwand mit Farbe als zeitlichen Prozess.
Wir danken dem Studio Rainer für die freundliche Auskunft.
PROVENIENZ: Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.
Privatsammlung Süddeutschland (1988 von Vorgenanntem erworben).
AUSSTELLUNG: Arnulf Rainer. abgrundtiefe – perspektiefe. Retrospektive 1947-1997, Kunsthalle Krems, Stift Dürnstein, 10.5.-24.8.1997 (m. Farbabb. S. 100).
Arnulf Rainer
Öl auf Hartfaserplatte, in Orig.-Künstlerrahmen.
Verso auf der Leinwand signiert, datiert "1957" sowie bezeichnet "(korrigiert 1962)". Mit Rahmen: 112 x 67 cm (44 x 26,3 in).
[AR].
• Arnulf Rainer zählt zu den wichtigsten Künstlern der österreichischen Avantgarde nach 1945.
• Äußerst frühe, für den Künstler so typische wie großartige Übermalung der 1950er Jahre, in der die schwarze Monochromie nahezu die gesamte Bildfläche bedeckt.
• Durch die Materialität der Farbe, die Schicht für Schicht mit gestischen Pinselstrichen auf die Leinwand gesetzt ist, erschafft Arnulf Rainer eine geheimnisvolle Binnenstruktur.
• Der Betrachter begreift das Bedecken, das Zudecken der Leinwand mit Farbe als zeitlichen Prozess.
Wir danken dem Studio Rainer für die freundliche Auskunft.
PROVENIENZ: Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.
Privatsammlung Süddeutschland (1988 von Vorgenanntem erworben).
AUSSTELLUNG: Arnulf Rainer. abgrundtiefe – perspektiefe. Retrospektive 1947-1997, Kunsthalle Krems, Stift Dürnstein, 10.5.-24.8.1997 (m. Farbabb. S. 100).
Arnulf Rainer
Arnulf Rainer ist für den Aufbruch der österreichischen Avantgarde nach 1945 sicherlich der wichtigste Künstler. Bei seiner ersten Reise nach Paris im Jahr 1950 gemeinsam mit Maria Lassnig, die er 1948 in Klagenfurt kennenlernt, trifft Rainer auf den Dichter, Schriftsteller und wichtigsten Theoretiker des Surrealismus, André Breton. Unter dem Eindruck der gestischen Malerei eines Jean Paul Riopelle und Wols (Alfred Otto Wolfgang Schulze), diese lernt er ebenfalls 1950 in Paris kennen, wendet sich Rainer von der bis dato seine Kunst bestimmenden Idee des Surrealismus ab und geht zu abstrakten Mikrostrukturen über. Um 1953 entstehen die ersten "Übermalungen", die zweifellos zu den bedeutendsten genuinen, aber auch kontrovers diskutierten zeitgenössischen Beiträgen zur Kunst nach 1945 gehören und letzten Endes sein gesamtes Werk begleiten werden.
Auf der Suche nach einer Antwort auf die allgemeine Frage, welchen Weg die Malerei in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts überhaupt noch gehen könne, hält Rainer für sich fest, dass es zunächst notwendig ist, im Sinne der Surrealisten ins Unbewusste einzutauchen. Dann müsse, um dem Neuanfang eine Chance zu geben, ein Auflösungszustand eingeleitet werden, der – wie Rainer es formuliert – in einer "Tabula rasa" endet, den sogenannten "Auflösungen". Diese aufgelösten, atomisierten Formen geben ihm sodann die Möglichkeit, wieder neu zu beginnen, wieder zugedeckt und ausgelöscht zu werden. Ab Mitte der 1950er Jahre entstehen neben "Proportionen" und "Blindzeichnungen" Rainers erste schwarze Bilder wie unser Werk "Übermalung", das er ebenso wie viele seiner Werke damals immer wieder überarbeitet: "Ich wollte das ausgebreitete Dunkel, das fast verschlossene schwarze Bild. Entexpressionnierung, permanente Verhüllung, kontemplative Ruhe sind die Prinzipien meiner Arbeiten zwischen 1953 und 1965", so der Künstler. Das Schwarz-in-Schwarz erhält so diese faszinierende, kontrastvolle haptische Struktur. Jahre später, 1978, erinnert sich Arnulf Rainer seiner Methode und Herangehensweise: "Meine Übermalungen vollziehen sich, wie schon betont, langsam, stetig, bedächtig. Der große Aufwand einer Zumalung ist in lauter kleine, allmähliche Schritte zerlegt, die jahrelang andauern. Als ich 1954 damit anfing, fremde und eigene Bilder zuzustreichen, wußte ich selbst nicht, daß sich ein 99prozentiges Schwarzfeld als Bildform ergeben kann, daß so eine Reduzierung überhaupt noch als qualifizierbare Gestalt möglich ist, daß sie für andere kommunizierbar wird. Es war kein Konzept, sondern Schritt für Schritt machend ergab sich die Richtung. Antrieb war das dauernde Ungenügen mit der jeweiligen Schwarzform, mit der Unvollkommenheit des bis dahin erarbeiteten Flächenkomplexes. Manchmal packte mich Verzweiflung, ich fürchtete die Bildaussage völlig zu verlieren. Auch heute weiß ich oft nicht, wann ich aufhören soll, ob der neue Pinselstrich das Bild noch besser macht." (Arnulf Rainer, in: Reste. Remnants, Stuttgart/London 1978)
"Übermalung" ist eine so typische wie großartige Übermalung aus der Mitte der 1950er Jahre, in der die schwarze Monochromie nahezu die gesamte Bildfläche bedeckt; lediglich in der oberen linken Ecke lässt der Künstler das zarte, nahezu erotische Rosa des Untergrundes im provozierenden Kontrast zu dem tiefsten Schwarz hervorscheinen. Durch die Materialität der Farbe, die hier Schicht für Schicht mit gestischen Pinselstrichen auf die Hartfaserplatte gesetzt ist, erschafft Rainer nicht zuletzt mit den wenigen Verlaufsspuren eine geheimnisvolle Binnenstruktur, einen einheitlichen Bildraum. Der Betrachter begreift das Bedecken, das Zudecken der Leinwand mit Farbe als zeitlichen Prozess. Rainer rückt den Faktor Zeit durch seine Übermalungen ins Bewusstsein. Zum einen löscht er das vorher Gewesene in überwiegender Fläche aus, zum anderen steigert er die Vorstellung der hinter der Farbe liegenden möglichen Fülle ins Unermessliche. Mit seinen "Übermalungen" oder auch "Zumalungen" zählt Arnulf Rainer damals wie heute zu den wichtigsten und immer noch umstrittensten Künstlern Österreichs. [MvL]
Auf der Suche nach einer Antwort auf die allgemeine Frage, welchen Weg die Malerei in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts überhaupt noch gehen könne, hält Rainer für sich fest, dass es zunächst notwendig ist, im Sinne der Surrealisten ins Unbewusste einzutauchen. Dann müsse, um dem Neuanfang eine Chance zu geben, ein Auflösungszustand eingeleitet werden, der – wie Rainer es formuliert – in einer "Tabula rasa" endet, den sogenannten "Auflösungen". Diese aufgelösten, atomisierten Formen geben ihm sodann die Möglichkeit, wieder neu zu beginnen, wieder zugedeckt und ausgelöscht zu werden. Ab Mitte der 1950er Jahre entstehen neben "Proportionen" und "Blindzeichnungen" Rainers erste schwarze Bilder wie unser Werk "Übermalung", das er ebenso wie viele seiner Werke damals immer wieder überarbeitet: "Ich wollte das ausgebreitete Dunkel, das fast verschlossene schwarze Bild. Entexpressionnierung, permanente Verhüllung, kontemplative Ruhe sind die Prinzipien meiner Arbeiten zwischen 1953 und 1965", so der Künstler. Das Schwarz-in-Schwarz erhält so diese faszinierende, kontrastvolle haptische Struktur. Jahre später, 1978, erinnert sich Arnulf Rainer seiner Methode und Herangehensweise: "Meine Übermalungen vollziehen sich, wie schon betont, langsam, stetig, bedächtig. Der große Aufwand einer Zumalung ist in lauter kleine, allmähliche Schritte zerlegt, die jahrelang andauern. Als ich 1954 damit anfing, fremde und eigene Bilder zuzustreichen, wußte ich selbst nicht, daß sich ein 99prozentiges Schwarzfeld als Bildform ergeben kann, daß so eine Reduzierung überhaupt noch als qualifizierbare Gestalt möglich ist, daß sie für andere kommunizierbar wird. Es war kein Konzept, sondern Schritt für Schritt machend ergab sich die Richtung. Antrieb war das dauernde Ungenügen mit der jeweiligen Schwarzform, mit der Unvollkommenheit des bis dahin erarbeiteten Flächenkomplexes. Manchmal packte mich Verzweiflung, ich fürchtete die Bildaussage völlig zu verlieren. Auch heute weiß ich oft nicht, wann ich aufhören soll, ob der neue Pinselstrich das Bild noch besser macht." (Arnulf Rainer, in: Reste. Remnants, Stuttgart/London 1978)
"Übermalung" ist eine so typische wie großartige Übermalung aus der Mitte der 1950er Jahre, in der die schwarze Monochromie nahezu die gesamte Bildfläche bedeckt; lediglich in der oberen linken Ecke lässt der Künstler das zarte, nahezu erotische Rosa des Untergrundes im provozierenden Kontrast zu dem tiefsten Schwarz hervorscheinen. Durch die Materialität der Farbe, die hier Schicht für Schicht mit gestischen Pinselstrichen auf die Hartfaserplatte gesetzt ist, erschafft Rainer nicht zuletzt mit den wenigen Verlaufsspuren eine geheimnisvolle Binnenstruktur, einen einheitlichen Bildraum. Der Betrachter begreift das Bedecken, das Zudecken der Leinwand mit Farbe als zeitlichen Prozess. Rainer rückt den Faktor Zeit durch seine Übermalungen ins Bewusstsein. Zum einen löscht er das vorher Gewesene in überwiegender Fläche aus, zum anderen steigert er die Vorstellung der hinter der Farbe liegenden möglichen Fülle ins Unermessliche. Mit seinen "Übermalungen" oder auch "Zumalungen" zählt Arnulf Rainer damals wie heute zu den wichtigsten und immer noch umstrittensten Künstlern Österreichs. [MvL]
59
Arnulf Rainer
Übermalung, 1957/1962.
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