Auktion: 545 / Evening Sale am 08.12.2023 in München Lot 1

 

1
Paul Klee
Kleines Tiergespenst, 1929.
Federzeichnung und Aquarell, teilweise gespritzt
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 88.900

(inklusive Aufgeld)
Kleines Tiergespenst. 1929.
Federzeichnung und Aquarell, teilweise gespritzt.
Links unten signiert. Auf dem Original-Unterlagekarton mit Randleisten unten mittig datiert, betitelt und bezeichnet "3.H.7" sowie unten links ligiert bezeichnet "V SCI". Auf Ingres-Papier, Original vom Künstler auf Karton aufgelegt. 22,7 x 31 cm (8,9 x 12,2 in), blattgroß. Unterlagekarton: 51,5 x 40 cm (20,2 x 15,7 in).
[EH].

• Zart-frivole Zeichnung von großer humoristischer Qualität.
• Paul Klee selbst kennzeichnet dieses wichtige Blatt als Teil seiner unverkäuflichen "Sonderklasse".
• Zur "Sonderklasse" zählt Paul Klee Arbeiten, die er mit Blick auf sein Gesamtwerk als bedeutsam einstuft.
• Erstmals 1930 in der Neuen Kunst Fides, Dresden, ausgestellt und danach mehrfach auf Ausstellungen vertreten.
• Aus der Sammlung Deutsche Bank
.

Wir danken dem Zentrum Paul Klee, Bern, für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Rudolf Probst (Galerie Neue Kunst Fides; Das Kunsthaus), Dresden/Mannheim 1930-1932 (in Kommission).
Sammlung Lily Klee, Bern (1940-1946, Inv.-Nr.673).
Wohl Klee-Gesellschaft, Bern (1946 bis spätestens 1950, Inv.-Nr. SJJV).
Werner Allenbach, Klee-Gesellschaft, Bern (spätestens 1950-1952).
Sammlung Werner Allenbach, Bern (1953-1954).
Galerie Rosengart, Luzern (1954-1957).
World House Galleries, New York (1957).
Barbara F. Babcock, New York (1960).
Hirschl & Adler Gallery, New York (1980-1982).
Wolfgang Wittrock Kunsthandel, Düsseldorf (1982-1984).
Sammlung Deutsche Bank, Frankfurt a. Main (Inv.-Nr. 810030).

AUSSTELLUNG: Paul Klee zum 50. Geburtstage. Aquarelle aus den Jahren 1920-1929, Galerie Neue Kunst Fides, Dresden, 1.2.- Anfang März 1930, Nr. 102.
Paul Klee. Aquarelle aus 25 Jahren, 1905 bis 1930, Staatliches Museum, Saarbrücken, 23.3.-22.4.1930, Nr. 136.
Paul Klee. Gemälde, Aquarelle, Graphik 1903-1930, Kestner-Gesellschaft, Hannover, 7.3.-5.4.1931, o. S.
New York, World House Galleries, Paul Klee, 8.3.-2.4.1960, Kat.-Nr. 20.
BAUHAUS-Künstler. Malerei und Grafik aus den Beständen der Kunstsammlungen zu Weimar und der Deutschen Bank, Kunsthalle am Theaterplatz, Weimar / Museum Wiesbaden / Bauhaus Dessau, 2.7.1993-30.1.1994, Kat.-Nr. 76 (m. Abb.).
Auf Papier. Kunst des 20. Jahrhunderts aus der Deutschen Bank, Schirn Kunsthalle, Frankfurt a. Main, 3.3.-30.4.1995; Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Photographie und Architektur, Berlin, 18.5.-2.7.1995; Museum der bildenden Künste, Leipzig, 10.8.-24.9.1995, Kat.-Nr. 92 (m. Abb S. 167).
Aus Deutscher Sicht, Meisterwerke aus der Sammlung Deutsche Bank, Staatliches Puschkin-Museum für bildende Künste, Moskau, 17.11.2004-16.1.2005, S. 199.
25. Fünfundzwanzig Jahre Sammlung Deutsche Bank, Berlin, Deutsche Guggenheim, 23.4.-19.6.2005, S. 62, Nr. 02 (m. Abb.).
Paul Klee. BildWelten, Stadtgalerie Klagenfurt, 24.6.-25.9.2005, Kat.-Nr. 70 (Abb. S. 111).
Paul Klee. Teatro magico, Fondazione Antonio Mazzotta, Mailand, Jan.-Apr. 2007, Kat.-Nr. 40 (Abb. S. 114).
Paul Klee - Sonderklasse, unverkäuflich, Zentrum Paul Klee, Bern, 21.10.2014-1.2.2015; Museum der bildenden Künste, Leipzig, 1.3.-25.5.2015, Kat.-Nr. 207 (m. Abb. S. 101 u. 389).
Paul Klee. Zwischen Himmel und Erde. Bilderwelten von Paul Klee, Stadtmuseum Lindau, 1.4.-27.8.2017, S. 107 (Farbabb.)
Paul Klee. Tierisches, Kunstforum Ingelheim - Altes Rathaus, 5.9.-8.11.2020, S. 29 (m. Farbabb.).

LITERATUR: Paul-Klee-Stiftung/Kunstmuseum Bern (Hrsg.), Paul Klee. Catalogue raisonné, Bd. 5: 1927-1930, S. 394, WVZ-Nr. 5063.

Im Jahr 1929 befindet sich Paul Klee auf dem Höhepunkt seines Erfolges. Seit 1921 unterrichtet er am Bauhaus. Er steht in Verhandlungen mit der Kunstakademie Düsseldorf, um dort eine Professur zu übernehmen. Und er ist einer der international angesehensten Künstler Deutschlands in dieser Zeit: Sowohl das Museum of Modern Art, New York, die Nationalgalerie Berlin als auch die bedeutende Galerie Alfred Flechtheim widmen ihm große Ausstellungen zu seinem 50. Geburtstag.

Seine lyrische, von überbordender Fantasie strotzende Gedanken- und Gestaltwelt kleidet Paul Klee vielfach in streng geometrisierende, strukturierte Kompositionen. Doch gibt es auch Beispiele, die dem nicht zuzuordnen sind, wie dieses "Tiergespenst". Es ist ein wunderbares Beispiel für die poetischen und surrealen Qualitäten, die im Werk Paul Klees zu finden sind. Mit schwungvoll durchgezogener Linie kreiert er ein Tiergespenst aus seiner Fabelwelt; es ist ein metaphorisches, katzenartiges Wesen, das durchaus menschlichen Habitus zeigt. Vielleicht ist dem Katzenfreund Klee sein Kater Modell gewesen. Das Tiergespenst schwebt in einer gepuderten Wolke, ausgeführt in feiner Spritztechnik. Damit ist es das erste in einer Reihe von zehn aufeinanderfolgenden Blättern, die so gestaltet sind.

Paul Klee kennzeichnet dieses Blatt mit den Buchstaben "SCl" und erhebt es damit in die "Sonderklasse" der unverkäuflichen Werke. Da das Blatt im Jahr nach seiner Entstehung bei der Neuen Kunst Fides (Rudolf Probst) in Dresden, danach 1930 in der Ausstellung im Staatlichen Museum in Saarbrücken und im Weiteren 1931 bei der Kestner Gesellschaft in Hannover zu sehen war, wollte Klee es wohl zunächst dem Kunstmarkt zugänglich machen. Dann aber ordnet er es der Sonderklasse zu. Es ist bekannt, dass Klee erst nach dem Krieg und nach seiner Rückkehr aus den USA in die Schweiz einige Arbeiten aus diesem exklusiven Kreis von für ihn wichtigen Werken für den Verkauf freigibt. [EH]



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Paul Klee
Kleines Tiergespenst, 1929.
Federzeichnung und Aquarell, teilweise gespritzt
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 88.900

(inklusive Aufgeld)