30
Willi Baumeister
Maschine grau mit Pfeil II, 1926.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 200.000 Ergebnis:
€ 228.600 (inklusive Aufgeld)
Maschine grau mit Pfeil II. 1926.
Öl auf Leinwand.
Verso auf der Leinwand signiert und datiert. 64,5 x 46 cm (25,3 x 18,1 in).
Das Werkverzeichnis weist darauf hin, dass dieses Gemälde irrtümlicherweise auch "Maschine in Blau mit Pfeil" und "Maschine blau" genannt wird.
• Von größter Seltenheit. Noch nie wurde eine vergleichbare Arbeit auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: artprice.com).
• Eines der 3 letzten verfügbaren Gemälde aus der Werkgruppe der Maschinen- und Menschenbilder. Von 18 gelten 11 als verschollen, 4 sind in verschiedenen Museen.
• Schlüsselwerk der Entwicklung des figürlich-abstrakten Konstruktivismus.
• Weitere vergleichbare Arbeiten befinden sich u. a. in der Staatsgalerie Stuttgart, dem Stedelijk Museum, Amsterdam, dem Musée Unterlinden, Colmar, und dem St. Louis Art Museum, Missouri/USA.
PROVENIENZ: Sammlung Heinz Rasch, Wuppertal.
Galerie Schlichtenmaier, Grafenau.
Privatsammlung Süddeutschland.
AUSSTELLUNG: Willi Baumeister, Städtisches Museum, Wuppertal-Eberfeld, 1947 (Abb. 1).
LITERATUR: Peter Beye/Felicitas Baumeister, Willi Baumeister. Werkkatalog der Gemälde, Band II, Ostfildern 2002, WVZ-Nr. 375 (m. Abb).
Will Grohmann, Willi Baumeister. Leben und Werk, Köln 1963, Nr. 252 o. Abb. (hier "Maschine blau").
Öl auf Leinwand.
Verso auf der Leinwand signiert und datiert. 64,5 x 46 cm (25,3 x 18,1 in).
Das Werkverzeichnis weist darauf hin, dass dieses Gemälde irrtümlicherweise auch "Maschine in Blau mit Pfeil" und "Maschine blau" genannt wird.
• Von größter Seltenheit. Noch nie wurde eine vergleichbare Arbeit auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: artprice.com).
• Eines der 3 letzten verfügbaren Gemälde aus der Werkgruppe der Maschinen- und Menschenbilder. Von 18 gelten 11 als verschollen, 4 sind in verschiedenen Museen.
• Schlüsselwerk der Entwicklung des figürlich-abstrakten Konstruktivismus.
• Weitere vergleichbare Arbeiten befinden sich u. a. in der Staatsgalerie Stuttgart, dem Stedelijk Museum, Amsterdam, dem Musée Unterlinden, Colmar, und dem St. Louis Art Museum, Missouri/USA.
PROVENIENZ: Sammlung Heinz Rasch, Wuppertal.
Galerie Schlichtenmaier, Grafenau.
Privatsammlung Süddeutschland.
AUSSTELLUNG: Willi Baumeister, Städtisches Museum, Wuppertal-Eberfeld, 1947 (Abb. 1).
LITERATUR: Peter Beye/Felicitas Baumeister, Willi Baumeister. Werkkatalog der Gemälde, Band II, Ostfildern 2002, WVZ-Nr. 375 (m. Abb).
Will Grohmann, Willi Baumeister. Leben und Werk, Köln 1963, Nr. 252 o. Abb. (hier "Maschine blau").
Sogenannte Maschinenbilder gibt es im Werk von Willi Baumeister ab 1922. Thematisch geht es hier nicht nur um das Zusammenspiel von Mensch und Maschine, sondern auch um das Ausloten von konstruktivistisch arrangierten Flächenelementen, um das Ausloten eines labilen Gleichgewichts von Formen in einem imaginären Raum. Das 1926 datierte Gemälde zeigt das für Willi Baumeister charakteristische rationale Formprinzip in großer Klarheit. Behandelt wird das Thema der hintereinander gestaffelten, stehenden 'Figuren' unter Hinzunahme der geometrischen Elemente Rechteck und Kreis, wie wir sie als Kanon in sämtlichen Maschinenbildern des Künstlers vorfinden. Reizvoll bei genauerer Betrachtung ist die feine Behandlung der einzelnen, changierenden Flächen wie auch die teilweise eingesetzten zarten, im Kontrast der Farbflächen sich bildenden Trennlinien. Die strenge Flächigkeit wirkt streckenweise dennoch durch dezente Schattenzonen aufgelockert. Das Gemälde "Maschine grau mit Pfeil" steht entwicklungsmäßig zwischen den frühen Apoll-Bildern, welche die menschliche Idealgestalt abbilden, sowie den reinen Maschinenbildern. Arbeiten, die sich mit dem Thema "Mensch und Maschine" beschäftigen, entstehen zwischen 1922 und 1928 immer wieder in unterschiedlichen Konstellationen. Die Komposition "Maschine grau mit Pfeil" basiert auf einem exakten, virtuell mit 'Zirkel und Lineal' ausgeführten Formenkanon. Die streng flächig ausgemalten Kompartimente konzentrieren sich auf ein Zentrum und sind gegenüber den Rändern wohl ausbalanciert: Statuarische Elemente erhalten in dem leicht asymmetrischen, allein mit Flächenelementen arbeitenden Formensemble etwas Schwebendes. Das Gemälde zeigt eine für Baumeister charakteristische, wunderbar klare, konstruktivistische und spielerische Formensprache, die sich an vergleichbare Arbeiten Légers anlehnt.
Baumeister orientiert sich schon früh in Richtung Frankreich. Anfang der 1920er Jahre war Baumeister mit seinen "Mauerbildern" auch in Frankreich entdeckt worden. Der in Polen geborene Kunsthistoriker und Kritiker Waldemar George publizierte Werke von Baumeister 1922 in der von Le Corbusier (Charles-Édouard Jeanneret-Gris) und Amedée Ozenfant herausgegebenen Avantgarde-Zeitschrift "L'Esprit Nouveau". "Wenn die Arbeit Willy Baumeisters hier einen speziellen Artikel verdient", so Waldemar George, "so deshalb, weil dieser Künstler sich ernsthaft um Klarheit bemüht. Kein Zug von Sentimentalität ist in seinen Tafel- und Mauerbildern. Rechte Winkel und Flächen sind allein die Mittel des Ausdrucks. Seine Nüchternheit und klare Bildorganisation macht ihm Ehre." (Zit. nach: L'Esprit Nouveau 15, Bd. 3, 1922, S. 1.794, zit. nach: Baumeister – Dokumente, Texte, Gemälde, hrsg. von Götz Adriani, Tübingen 1971, S. 37)
Ein wichtiger Motor der Szene ist der belgische Kunstkritiker, Maler und Grafiker Michel Seuphor. Zusammen mit Amédée Ozenfant, Le Corbusier und Paul Dermée wirkt er in den Jahren zwischen 1920 und 1925 als Mitherausgeber von L'Esprit Nouveau mit Berichten über die französische Tradition der Moderne, besonders den Kubismus. Sie vertreten mit dieser Publikation den Anspruch, einen Einblick in die zeitgenössischen Bestrebungen in den Bereichen von Bildender Kunst, Literatur und Architektur zu geben. Über Industriebauten, Maschinen, Wissenschaft und Politik möchten sie nicht nur eine bestimmte Kunst, sondern eine ganze Lebenshaltung propagieren, nämlich die der Welt der Technik und ihrer anonymen Massenproduktion. Künstlerisch vertritt die Zeitschrift den von ihren beiden Gründern Le Corbusier und Ozenfant entwickelten Purismus. In diesem Purismus mit seiner klaren Ästhetik treffen sich Baumeister und die Franzosen: Ihr Bestreben ist, in der 'gereinigten' Form des Kubismus mit einer strengen geometrischen Ordnung eine Vision zu entwickeln zwischen standardisierten, wenngleich nicht abstrakten Bildformeln und der technisierten Gegenwart.
1924 reist Baumeister erstmals nach Paris, um die Kollegen und Freunde seiner Kunst persönlich kennenzulernen. Im selben Jahr veröffentlicht L'Esprit Nouveau noch einmal eines seiner Bilder in Farbe. 1925 siedelt Baumeister nach Paris über, wo sich zwischen Seuphor und Baumeister eine rege Freundschaft entwickelt. Seuphor ist auch aktiver Mentor der 1929 gegründeten Gruppe "Cercle et Carré" und organisiert deren erste Ausstellung "L'Art d‘Aujourd’hui" mit Werken von Baumeister, Mondrian, Arp, Taeuber-Arp, Léger, Schwitters, Kandinsky und Le Corbusier, eine Zusammenfassung von Künstlern, die in der Tradition des 'gereinigten' Kubismus arbeiten. 1927 erhält Baumeister in Paris eine erste Einzelausstellung in der Galerie d'Art Contemporain. "Über 40 Bilder, viele Temperas, kein Verkauf, sehr viel Interesse seitens der französischen Maler und Anerkennung, Léger, Corbusier, Lipschitz, W. George, Christian Zervos ..", notiert Baumeister seine eigenen Eindrücke. (Zit. nach: Baumeister – Dokumente, Texte, Gemälde, S. 69)
Baumeisters Erfolg in Frankreich fällt in die Zeit, als französische Truppen das Ruhrgebiet besetzen, um die im Friedensvertrag von Versailles ausgemachten Kohlelieferungen zu sichern. Das Interesse an einem deutschen Künstler wiegt also umso mehr. Einige Jahre später, am 19. April 1931, schreibt Wassily Kandinsky aus Dessau unter anderem an Baumeister: "Was für einen Franzosen leicht ist, das ist für einen deutschen Künstler schwer – über die Grenze zu kommen." (Briefe an Willi Baumeister, Archiv Baumeister). In den 1920er Jahren sind es nur Max Ernst, George Grosz, Paul Klee und Baumeister, die in Frankreich, vor allem in Paris, bekannt werden.
Die Pariser Erfolge bescheren Baumeister auch den Ruf an die ehrwürdige, 1878 als Kunstgewerbeschule gegründete Städelschule in Frankfurt am Main. Der damalige Direktor Fritz Wichert, zuvor Direktor der Mannheimer Kunsthalle, begründet die Berufung Ende 1927 mit dem Hinweis, Baumeister gehöre "[..] einer Kunstrichtung an, die sich vor allem Klarheit und strengste Gesetzmäßigkeit der Bilderscheinung zur Aufgabe gestellt hat. Diese Anschauung entspricht den Zielen unserer Schule auch insofern, als sie sich mit den Bestrebungen der neuzeitlichen Baukunst auf die beste Weise in Einklang bringen läßt" (zit. nach: https://willi-baumeister.org/de/content/die-frankfurter-professur-1928-bis-1933). Bis zu seiner Abberufung 1933 durch die Nationalsozialisten wird Baumeister neben Max Beckmann, der schon 1931 seine im Jahr 1925 angetretene Professur für Malerei beendet, für den Bereich Gebrauchsgrafik in Frankfurt unterrichten.
"Maschine grau mit Pfeil", 1926 entstanden, steht für die Erfolgsgeschichte des 1889 in Stuttgart geborenen Künstlers, dessen Maschinen und Mauerbilder 1927 in einem Sonderraum auf der "Grossen Berliner Kunstausstellung" in Berlin gezeigt werden. Wenige dieser eine komplexe, technisierte Fantasiewelt zeigenden Gemälde finden Eingang in Museen, wie etwa in die Staatsgalerie Stuttgart oder in die Hamburger Kunsthalle; der von Peter Beye und Felicitas Baumeister 2002 veröffentliche Werkkatalog der Gemälde markiert hingegen Beispiele dieser herausragenden musealen Qualität und Serie überwiegend als "verschollen". [MvL]
Baumeister orientiert sich schon früh in Richtung Frankreich. Anfang der 1920er Jahre war Baumeister mit seinen "Mauerbildern" auch in Frankreich entdeckt worden. Der in Polen geborene Kunsthistoriker und Kritiker Waldemar George publizierte Werke von Baumeister 1922 in der von Le Corbusier (Charles-Édouard Jeanneret-Gris) und Amedée Ozenfant herausgegebenen Avantgarde-Zeitschrift "L'Esprit Nouveau". "Wenn die Arbeit Willy Baumeisters hier einen speziellen Artikel verdient", so Waldemar George, "so deshalb, weil dieser Künstler sich ernsthaft um Klarheit bemüht. Kein Zug von Sentimentalität ist in seinen Tafel- und Mauerbildern. Rechte Winkel und Flächen sind allein die Mittel des Ausdrucks. Seine Nüchternheit und klare Bildorganisation macht ihm Ehre." (Zit. nach: L'Esprit Nouveau 15, Bd. 3, 1922, S. 1.794, zit. nach: Baumeister – Dokumente, Texte, Gemälde, hrsg. von Götz Adriani, Tübingen 1971, S. 37)
Ein wichtiger Motor der Szene ist der belgische Kunstkritiker, Maler und Grafiker Michel Seuphor. Zusammen mit Amédée Ozenfant, Le Corbusier und Paul Dermée wirkt er in den Jahren zwischen 1920 und 1925 als Mitherausgeber von L'Esprit Nouveau mit Berichten über die französische Tradition der Moderne, besonders den Kubismus. Sie vertreten mit dieser Publikation den Anspruch, einen Einblick in die zeitgenössischen Bestrebungen in den Bereichen von Bildender Kunst, Literatur und Architektur zu geben. Über Industriebauten, Maschinen, Wissenschaft und Politik möchten sie nicht nur eine bestimmte Kunst, sondern eine ganze Lebenshaltung propagieren, nämlich die der Welt der Technik und ihrer anonymen Massenproduktion. Künstlerisch vertritt die Zeitschrift den von ihren beiden Gründern Le Corbusier und Ozenfant entwickelten Purismus. In diesem Purismus mit seiner klaren Ästhetik treffen sich Baumeister und die Franzosen: Ihr Bestreben ist, in der 'gereinigten' Form des Kubismus mit einer strengen geometrischen Ordnung eine Vision zu entwickeln zwischen standardisierten, wenngleich nicht abstrakten Bildformeln und der technisierten Gegenwart.
1924 reist Baumeister erstmals nach Paris, um die Kollegen und Freunde seiner Kunst persönlich kennenzulernen. Im selben Jahr veröffentlicht L'Esprit Nouveau noch einmal eines seiner Bilder in Farbe. 1925 siedelt Baumeister nach Paris über, wo sich zwischen Seuphor und Baumeister eine rege Freundschaft entwickelt. Seuphor ist auch aktiver Mentor der 1929 gegründeten Gruppe "Cercle et Carré" und organisiert deren erste Ausstellung "L'Art d‘Aujourd’hui" mit Werken von Baumeister, Mondrian, Arp, Taeuber-Arp, Léger, Schwitters, Kandinsky und Le Corbusier, eine Zusammenfassung von Künstlern, die in der Tradition des 'gereinigten' Kubismus arbeiten. 1927 erhält Baumeister in Paris eine erste Einzelausstellung in der Galerie d'Art Contemporain. "Über 40 Bilder, viele Temperas, kein Verkauf, sehr viel Interesse seitens der französischen Maler und Anerkennung, Léger, Corbusier, Lipschitz, W. George, Christian Zervos ..", notiert Baumeister seine eigenen Eindrücke. (Zit. nach: Baumeister – Dokumente, Texte, Gemälde, S. 69)
Baumeisters Erfolg in Frankreich fällt in die Zeit, als französische Truppen das Ruhrgebiet besetzen, um die im Friedensvertrag von Versailles ausgemachten Kohlelieferungen zu sichern. Das Interesse an einem deutschen Künstler wiegt also umso mehr. Einige Jahre später, am 19. April 1931, schreibt Wassily Kandinsky aus Dessau unter anderem an Baumeister: "Was für einen Franzosen leicht ist, das ist für einen deutschen Künstler schwer – über die Grenze zu kommen." (Briefe an Willi Baumeister, Archiv Baumeister). In den 1920er Jahren sind es nur Max Ernst, George Grosz, Paul Klee und Baumeister, die in Frankreich, vor allem in Paris, bekannt werden.
Die Pariser Erfolge bescheren Baumeister auch den Ruf an die ehrwürdige, 1878 als Kunstgewerbeschule gegründete Städelschule in Frankfurt am Main. Der damalige Direktor Fritz Wichert, zuvor Direktor der Mannheimer Kunsthalle, begründet die Berufung Ende 1927 mit dem Hinweis, Baumeister gehöre "[..] einer Kunstrichtung an, die sich vor allem Klarheit und strengste Gesetzmäßigkeit der Bilderscheinung zur Aufgabe gestellt hat. Diese Anschauung entspricht den Zielen unserer Schule auch insofern, als sie sich mit den Bestrebungen der neuzeitlichen Baukunst auf die beste Weise in Einklang bringen läßt" (zit. nach: https://willi-baumeister.org/de/content/die-frankfurter-professur-1928-bis-1933). Bis zu seiner Abberufung 1933 durch die Nationalsozialisten wird Baumeister neben Max Beckmann, der schon 1931 seine im Jahr 1925 angetretene Professur für Malerei beendet, für den Bereich Gebrauchsgrafik in Frankfurt unterrichten.
"Maschine grau mit Pfeil", 1926 entstanden, steht für die Erfolgsgeschichte des 1889 in Stuttgart geborenen Künstlers, dessen Maschinen und Mauerbilder 1927 in einem Sonderraum auf der "Grossen Berliner Kunstausstellung" in Berlin gezeigt werden. Wenige dieser eine komplexe, technisierte Fantasiewelt zeigenden Gemälde finden Eingang in Museen, wie etwa in die Staatsgalerie Stuttgart oder in die Hamburger Kunsthalle; der von Peter Beye und Felicitas Baumeister 2002 veröffentliche Werkkatalog der Gemälde markiert hingegen Beispiele dieser herausragenden musealen Qualität und Serie überwiegend als "verschollen". [MvL]
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