Auktion: 540 / Evening Sale am 09.06.2023 in München Lot 4

 

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Stanley Whitney
Stay Song #54, 2019.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 200.000
Ergebnis:
€ 254.000

(inklusive Aufgeld)
Stay Song #54. 2019.
Öl auf Leinwand.
Verso auf der Leinwand signiert, datiert, betitelt und mit zwei Richtungspfeilen sowie der Richtungsangabe "TOP" bezeichnet. 101,8 x 101,8 cm (40 x 40 in).

• Besonders klare, ausdrucksstarke Farbkomposition.
• 2017 nimmt Whitney u. a. mit fünf Gemälden der Werkserie "Stay Song" an der documenta 14 in Kassel teil.
• Vergleichbare Gemälde des Künstlers befinden sich u. a. in den Sammlungen des Metropolitan Museum of Art und im Solomon R. Guggenheim Museum in New York.
• Seit 2022 wird er von der renommierten Gagosian Gallery vertreten.
• Im vergangenen Jahr werden Whitneys Arbeiten in der Ausstellung "Stanley Whitney. The Italian Paintings", einem Collateral Event zur 59. Biennale di Venezia, gezeigt.
• 2024 zeigt das Buffalo AKG Art Museum in Buffalo, New York, eine erste umfassende Retrospektive
.

PROVENIENZ: Lisson Gallery, London (auf dem Keilrahmen mit dem Galerieetikett).
Lindqvist Contemporary, Stockholm (2019 vom Vorgenannten erworben).
Privatsammlung New York.

"I don't have a theory about color. I don't want to go into the signs of color. [..] Whatever the color does is fine, you know? I don't want to have control over the color. That's why I can sort of have this kind of simple signature you sell as a Stanley Whitney but yet every one [every painting] feels totally different. As long as they're strong individuals and they all feel totally different, that's fine. Sort of like people, you know? We all look the same, but we're totally different. We are all the same, but that 2 percent, 3 percent difference is major. So I look at the paintings that way, every painting is a strong individual."
Stanley Whitney 2016 in einem Interview mit der Lisson Gallery London, Video von Erik Braund, veröffentlicht am 20.5.2016, https://www.youtube.com/watch?v=WaKx64_gIo4.

Als inspirierendes Schlüsselmoment für seine ausdrucksstarken Arbeiten aus übereinandergestapelten und nebeneinandergesetzten Farbfeldern bezeichnet Stanley Whitney seine Reisen nach Ägypten und nach Italien, u. a. nach Neapel und nach Rom, zu Beginn der 1990er Jahre, die den Aufbau seiner Gemälde und sein Denken über Struktur, Geometrie, Gliederung und Komposition nachhaltig verändern sollten. Whitney studiert die besondere Architektur der historischen Gebäude, ihre Bauweise aus übereinandergestapelten Steinblöcken und auch Fassaden mit eng aufeinanderfolgenden Fenstern wie bspw. die des Palazzo Farnese. 2022 werden die Arbeiten des Künstlers passenderweise im Palazzo Tiepolo Passi in Venedig ausgestellt (Collateral Event der 59. Biennale di Venezia, in Kooperation mit dem Buffalo AKG Art Museum), dessen Fassade mit zahlreichen großen, nebeneinanderliegenden Fenstern und das Gebäude horizontal gliedernden architektonischen Elementen ebenfalls an den Aufbau der Gemälde Whitneys erinnert.

Bereits seit den frühen 1990er Jahren widmet sich der Maler der malerischen Ausarbeitung einer ganz bestimmten formalen Komposition, seinen mittlerweile charakteristischen, immer wiederkehrenden Gitterstrukturen, die er nach und nach mit kräftigen, gesättigten, dicht aneinandergereihten Farben füllt. Zusätzlich werden die Werke durch drei bis fünf horizontal verlaufende, schmale Farbstreifen strukturiert. Whitney erklärt: "The grid came out of the idea of making it really simple. I wanted to have a format that was very simple so that the color could be the complex thing, it would all be about the color. [..] The format is so simple that the color can be free." (Whitney in einem Interview mit der Colección Isabel y Agustín Coppel A.C., https://youtu.be/sMwnBniuONM)

Der Schaffensprozess der Arbeiten ist eng mit Whitneys zweiter großer Leidenschaft verbunden, mit der Musik, die sich u. a. auch im Titel der Arbeit (bzw. der dazugehörigen Werkserie) "Stay Song" wiederfindet. Von der linken oberen bis zur rechten unteren Ecke füllt der Künstler mit breitem Pinsel die Bildfläche und setzt einen Farbblock neben den anderen, fast so, als würde er ein Blatt Papier mit Noten beschriften. "A color calls another color", erklärt der Künstler (in einem Gespräch mit Alteronce Gumby, Oral History Project, 21.4.2014., zit. nach: www.bombmagazine.org/articles/stanley-whitney/). So gibt jedes fertiggestellte Farbquadrat mit seiner Tonalität das darauffolgende angrenzende Farbquadrat vor: Ein Prozess, den der Musik-Liebhaber Whitney mit dem "Call and Response"-Prinzip zwischen zwei solistischen Instrumenten im Jazz vergleicht. Auch der musikalische Begriff der Harmonie spielt eine große Rolle in Whitneys Werk, denn es sind Harmonie und Disharmonie im Zusammenwirken und Aufeinandertreffen der aneinandergrenzenden Farbwerte, die zu einer besonderen Anziehungskraft seiner ausdrucksstarken, dynamischen und rhythmischen Werke führen.

Es entsteht ein malerischer Quilt, ein quadratisches, aus leuchtend-bunten Farbfeldern zusammengesetztes, spannungsvolles Ganzes von einnehmender Rhythmik und Melodie, das mit seiner gar synästhetischen Energie nicht nur einen, sondern gleich mehrere Sinne der Betrachter:innen anspricht: "You are fixed in place as the painting dances around you", hat eine Journalistin über Whitneys Werke einmal geschrieben (Arunda D’Souza für www.artnews.com, 30.5.2017). Nach den revolutionären Arbeiten des amerikanischen Color Field Painting der 1940er und 1950er Jahre gelingt es Whitney mit seinen einnehmenden, im Grunde einfach konstruierten und doch so komplizierten Farbkompositionen der abstrakten Malerei des 21. Jahrhunderts neue Energie, neues Leben einzuhauchen. [CH]



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Stanley Whitney
Stay Song #54, 2019.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 200.000
Ergebnis:
€ 254.000

(inklusive Aufgeld)