Auktion: 540 / Evening Sale am 09.06.2023 in München Lot 34

 

34
Katharina Grosse
Ohne Titel, 2000.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 304.800

(inklusive Aufgeld)
Ohne Titel. 2000.
Acryl auf Leinwand.
Verso signiert, datiert und mit der Werknummer "2000/1031L". 200 x 285 cm (78,7 x 112,2 in).

• Großformatige Arbeit in der für Grosse charakteristischen Sprühtechnik.
• Von leuchtender Farbigkeit – Rottöne in all ihren Facetten.
• Katharina Grosse gehört seit 2017 zum Künstlerkader der Gagosian Gallery, New York.
• Das Kunstmuseum Bern ehrt Katharina Grosse aktuell mit einer groß angelegten Einzelausstellung (3.3.2023 - 25.6.2023)
.

PROVENIENZ: Galerie Conrads, Düsseldorf.
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (direkt beim Vorgenannten erworben).

"Es ist nicht so, dass ein Bild einfach da ist und etwas macht. Es muss belebt werden durch unsere Zuneigung, durch unser Interesse und unsere Neugier."
Katharina Grosse, zit. nach: NZZ 11.3.23.

Katharina Grosse, Absolventin der Kunstakademien Münster und Düsseldorf, wo sie bei Gotthard Graubner studiert, wird als "philosophische Graffiti-Künstlerin" bezeichnet. Ihre Malerei ist kompositionslos, allein bestimmt von der Farbe. Dabei berührt sie selten einen Pinsel. Grosse konzentriert sich stattdessen auf die industrielle Sprühpistole, die sie mit erstaunlicher Geschicklichkeit und Erfindungsgabe auf Oberflächen einsetzt. Es wird seit 1998 ihr bevorzugtes Arbeitsmittel, mit dem sie sich neue Ausdrucksmöglichkeiten erarbeitet. Grosse nutzt Aerosol, ein Gas, das mit Farbpigmenten versetzt wird. Das Ergebnis ist ein seidiger, transparenter Farbauftrag aus weichen Übergängen, die einerseits zerfließend und tropfend wirken können oder schwebend wie ein Hauch. Grosse erreicht dadurch eine besondere Feinheit der Farbabstufungen. Sie enthebt den Farbauftrag dem malerischen Handwerk, die Farbe soll selbst handeln. Grosse arbeitet intuitiv, folgt Schritt für Schritt, wohin das Bild sie führt. Lässt sich treiben in einer Entdeckungsreise der Farben. Sie löst die Malerei vom Primat der Dinge, sie stellt nichts dar, gibt keinen Rückbezug auf reale Dinge. Die Malerei besteht ausschließlich aus sich selbst. Die gesprühten Arbeiten sind abstrakte, spontane Gesten, die amorphe Erscheinungen bilden. Die Spontanität ist Ausdruck der fehlenden Planbarkeit des Schaffensprozesses, bedingt dadurch, dass der Farbauftrag und die Ausdehnung der Farbe nicht so präzise wie ein Pinselstrich gesteuert werden können. Jede Farbe steht für sich allein und bleibt durch die Schichtung der hauchdünnen Lagen präsent. Bis heute treibt Katharina Grosse die Bemühung um, dem, was sie malt auf einer Leinwand, eine Stimme zu verleihen und zumindest ein Mitspracherecht zu geben. Das zuvor Gemalte soll wenigstens auf einer letzten Ebene noch wahrnehmbar sein und nicht einfach eliminiert werden von späteren Übermalungen. In der vorliegenden Arbeit aus dem Jahr 2000 sind es Rottöne in allen erdenklichen Facetten, die in Farbnebeln über die Leinwand ziehen, nuanciert von wenigen Blau- und Gelbtönen. Der Farbauftrag lebt von einem spannungsvollen Wechsel, der in raumgreifenden Schwüngen breiten Pinselzüge, die von Farbwolken und fließenden Farbkaskaden überlagert werden. Die Farbe als Material wogt, fließt und wabert. Die Farbe dringt sofort in unser Bewusstsein ein, bevor wir überhaupt darüber nachdenken. Grosse ist überzeugt von der überzeitlichen, existenziellen Kraft der Farbe, die sich unmittelbar auf die Betrachtenden überträgt und physisch erlebbar wird. Im Entstehungsjahr ist Katharina Grosse für den allerersten Preis der Nationalgalerie für junge Kunst nominiert neben Olafur Eliasson, Christian Jankowski und Dirk Skreber – der schließlich gewinnt. Dieser Preis soll junge, wichtige Positionen der Gegenwartskunst fördern, die die Internationalität und Lebendigkeit der Kunstszene in Deutschland widerspiegeln und durch neue künstlerische Ansätze bereits Bedeutung erlangten. Heute gehört Katharina Grosse zu den profiliertesten Malerinnen der internationalen, abstrakten Gegenwartskunst. [SM]



34
Katharina Grosse
Ohne Titel, 2000.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 304.800

(inklusive Aufgeld)